REM-Schlaf-Verhaltensstörung

REM-Schlaf-Verhaltensstörung
Klassifikation nach ICD-10
G47.8 Sonstige Schlafstörungen
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung (Syn. Schenk-Syndrom; engl. Rapid eye movement sleep behaviour disorder, REM behaviour disorder, Abkürzung RBD) gehört zur Gruppe der Parasomnien und ist die am besten studierte mit dem REM-Schlaf assoziierte Parasomnie.

Bei der RBD kommt es nicht zur physiologischen (beim Gesunden auftretenden) Atonie (Erschlaffen) der Muskulatur in der REM-Phase des Schlafes. Die Folge der ausbleibenden Hemmung der Motorik ist das Auftreten von Bewegungen und Lauten, welche mit Inhalten der Träume korrelieren. Dies kann durch die heftigen Bewegungen im Schlaf zu Arousals (Weckreaktionen) führen, welche die Schlafqualität deutlich mindern. Oft ist auch der Partner deutlich im Schlaf gestört. Durch das heftige Ausagieren der Trauminhalte kann eine Eigengefährdung und Fremdgefährdung des Bettpartners auftreten. Die Träume handeln häufig von Angriffen, in deren Folge sich der Schlafende wehrt oder flieht.

Man kann eine akute von einer chronischen REM-Schlaf-Verhaltensstörung unterscheiden. Akute Formen können vor allem bei Intoxikationen oder im Entzug auftreten (z. B. Alkohol, Antidepressiva). Chronische Formen können symptomatisch bei vorbestehenden Schädigungen des zentralen Nervensystems auftreten, bei zwei Dritteln ist zum Zeitpunkt des Auftretens jedoch keine ursächliche Vorerkrankung zu eruieren, man spricht dann von einer idiopathischen REM-Schlaf-Verhaltensstörung. Es kommt indes bei 65% der idiopathischen Formen im weiteren Verlauf zur Entwicklung eines Parkinsonsyndroms und/oder einer Demenz[1]. Daher wird die idiopathische REM-Schlaf-Verhaltensstörung als ein Prodromalstadium (Vorläuferstadium) des Morbus Parkinson und der Lewy-Körperchen-Demenz angesehen.

Der Auslöser der Erkrankung ist vermutlich die Behinderung von verschiedenen Mechanismen im Hirnstamm die normalerweise die Atonie in der REM-Phase bewirken.

Inhaltsverzeichnis

Häufigkeit

Nach US-Studien wird die Zahl der RBD-Betroffenen international auf etwa 0,5% der Gesamtbevölkerung geschätzt. Bisher gab es noch keine Todesfälle bei RBD, bei den veröffentlichten Fällen lag die Selbstverletzungsrate jedoch bei 32% und die Verletzung des Bettpartners bei 64%. Die Prävalenz ist deutlich größer bei Männern (87%) als bei Frauen (13%). RBD kann in jedem Alter auftreten, vor allem jedoch ab der 6. Lebensdekade (50-59 Jahre).

Diagnose

Die Diagnosestellung erfolgt vornehmlich durch die Anamnese (Befragung) des Betroffenen und seiner Angehörigen. Sie kann durch eine Polysomnographie in einem Schlaflabor unterstützt werden. Es finden sich hierbei im REM-Schlaf phasische und tonische Muskeltonuserhöhungen, die vorzugsweise am Musculus mentalis (Kinnmuskel) abgeleitet werden, weiterhin können Extremitätenbewegungen registriert werden. Zu beachten ist, dass die Häufigkeit der Symptomatik stark variieren kann, von typischen Beschwerden mehrfach in einer Nacht bis zum Auftreten der Symptome einmal wöchentlich.[2]

Diagnose-Kriterien

Folgende Kriterien sind nach der International Classification of Sleep Disorders (ICSD) für die Diagnose von RBD entscheidend:

  • Traumbezogene Bewegung des Körpers oder der Glieder im Schlaf

mit wenigstens einem weiteren der folgenden Kriterien:

  • potentiell gefährdendes Schlafverhalten
  • Auslebung von Träumen
  • Beeinträchtigung des Schlafes durch Körperbewegungen (Arousals)

Therapie

Bei Therapienotwendigkeit bei chronischen Formen erfolgt die Gabe des Medikaments Clonazepam (ein Benzodiazepin) in niedriger Dosierung vor dem Schlafengehen. Clonazepam unterdrückt die phasische Muskeltonuserhöhung im Schlaf. Eine Toleranzentwicklung wird nicht beobachtet.

Einzelnachweise

  1. Schenck CH, Bundlie SR, Mahowald MW: REM behaviour disorder (RBD): Delayed emergence of parkinsonism and/or dementia in 65 % of older men initially diagnosed as idiopathic REM behavior disorder In: Sleep 2003; 26: A–316
  2. Schenck CH, Mahowald MW: REM sleep behavior disorder: clinical, developmental, and neuroscience perspectives 16 years after its formal identification. In: Sleep 2002; 25: 120–138.

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