Raketenkatastrophe von Dannenwalde

Raketenkatastrophe von Dannenwalde
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122-mm-Katjuscha-Raketen

Die Raketenkatastrophe von Dannenwalde bezeichnet eine Explosion in einem Munitionslager der in der DDR stationierten Sowjettruppen am 14. August 1977 bei Dannenwalde, einem Ortsteil von Gransee. Dabei wurden Hunderte von Katjuscha-Raketen gezündet, die in der näheren Umgebung niedergingen. Die genauen Umstände werden immer noch geheim gehalten und die Anzahl der Todesopfer ist bis heute nicht bekannt; man schätzt 50 bis 300 Todesopfer.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Im Jahr 1938 wurde bei Dannenwalde auf einem Militärgelände ein Munitionslager für die deutsche Luftwaffe errichtet. Während des Zweiten Weltkrieges fand eine Munitionslagerung so gut wie gar nicht statt, da die Munition sofort an die Front geliefert wurde und so keine Vorratshaltung nötig war.

Nach dem Krieg wurde das Gelände durch die damalige Rote Armee genutzt. Die Kaserne wurde zum Stützpunkt der sowjetischen 2. Garde-Panzerarmee, das Munitionslager ausgebaut und weitere große Munitionsbunker errichtet.

Bis heute ist nicht klar, ob auf dem Gelände Atomwaffen gelagert wurden. Bei einer Inspektion nach dem Abzug der sowjetischen Truppen im Zuge der politischen Wende wurden in den Bunkern spezielle Messfühler und Halterungen für Helium-Flaschen gefunden. Da beides für eine normale Munitionslagerung nicht nötig ist und Helium zum Kühlen von Atomsprengköpfen Verwendung findet, gibt es zumindest Hinweise auf die Möglichkeit der Kernwaffenlagerung am Standort.

Ablauf der Katastrophe

Ähnlich wie beim Abfeuern dieser Katjuschas starteten mehrere hundert Raketen unkontrolliert von selbst.

Beginn der Explosion

Am 14. August 1977 gegen 14 Uhr kam es zur Katastrophe. Es wird angenommen, dass ein Blitz in einen Stapel 122-mm-Katjuscha-Raketen (die auf dem weltweit verbreitetsten Mehrfachraketenwerfersystem BM-21 verwendet werden) einschlug. Durch den Blitz wurden einige der gelagerten Raketen entzündet, worauf auch daneben gelagerte weitere Munition in Brand geriet. Dadurch wurden die Feststoffantriebe der Raketen aktiviert, woraufhin diese unkontrolliert starteten. Die genaue Anzahl der gezündeten Raketen ist nicht bekannt, liegt aber wahrscheinlich bei mindestens tausend.

Die Raketen flogen bis zu einem Umkreis von 20 km. In sämtlichen in diesem Umkreis befindlichen Dörfern kam es zu Einschlägen. Da bei allen Raketen die Zünder ausgebaut waren, explodierten die Flugkörper nicht, sondern richteten lediglich Sachschaden durch ihre Einschläge an.

Die Einwohner von Dannenwalde verließen fluchtartig den Ortsteil. Ein vor dem Tor des Stützpunktes abgestellter Munitionszug konnte noch von Eisenbahnern aus der Gefahrenzone rangiert werden. Wäre dieser explodiert, hätte es enorme Sach- und Personenschäden in Dannenwalde gegeben. Mehrere Stunden lang kam es noch zu Explosionen und unkontrollierten Raketenstarts. Erst gegen 19:45 Uhr endeten die Explosionen.

Opfer

Unter der Zivilbevölkerung der DDR gab es keine Opfer. Im Gegensatz dazu hatten die sowjetischen Truppen eine erhebliche Anzahl von Toten zu beklagen, da die Soldaten teilweise mit primitiven Mitteln versuchten, die Explosionen einzudämmen. Durch die bis heute andauernde Geheimhaltung der russischen Streitkräfte ist die Zahl der getöteten Soldaten nicht genau bekannt. Die Schätzungen liegen zwischen 50 und 300 Toten. Die bislang realistischste Schätzung, die nach der durch DDR-Firmen hergestellten und in die Kaserne gelieferten Zinksärge erstellt wurde, kommt zu dem Ergebnis von 70 Toten.

Nach der Katastrophe

Nach der Katastrophe wurde das Munitionslager geräumt und die noch unbeschädigte Munition auf andere Stützpunkte verteilt. Die beschädigte Munition wurde auf einem nahegelegenen Truppenübungsplatz gesprengt. Dort kam es für mehrere Wochen jeden Abend zu Sprengungen. Insgesamt wurden etwa 330 LKW-Transporte zu diesem Sprengplatz durchgeführt. In den Nächten kurz nach dem Inferno kam es zu umfangreichen Transporten mit überschweren LKW, die auf den Abtransport von Kernwaffen hindeuten.

Bei Aufräumungsarbeiten in der Umgebung konnten 770 Raketen geborgen werden. Zeugen der Arbeiten berichteten, dass einige Munitionskörper gefunden wurden, die eine auffällig gelbe Markierung aufwiesen. Diese Munition wurde dann besonders vorsichtig abtransportiert. Aufgrund dieser Zeugenaussagen kam es zu Vermutungen, dass auf dem Standort auch chemische Waffen gelagert wurden.

In der DDR wurde jegliche Information über dieses Ereignis unterdrückt. Über den Vorfall gab es keine offizielle Berichterstattung. Noch lange Zeit danach öffnete die Stasi jeden Brief, der aus Dannenwalde geschickt wurde.

Situation heute

Nach dem Abzug der Sowjettruppen wurden bei einer Aufräumaktion im Jahr 2002 noch 270 vergrabene Katjuscha-Raketen gefunden. Bis zum heutigen Tag liegt noch eine nicht bekannte Menge Munition im Boden des ehemaligen Militärgeländes.

Da die russischen Streitkräfte eine 40-jährige Schweigepflicht verhängt haben, ist ein Zugang zu den Akten bis zum Jahr 2017 nicht möglich.

Quelle


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