Rasenmäherrennen

Rasenmäherrennen
Rasenmäherrennen

Als Rasenmäherrennen oder auch Rasenmähertreckerrennen wird der Motorsport auf ursprünglich handelsüblichen aber teilweise massiv umgebauten Rasentraktoren oder so genannten Aufsitzmähern („Lawn Mower Racing“) bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Standardklasse in Jeddeloh 2009

Beim Rasenmäherrennen geht es wie bei allen Motorsportrennen darum, sein Gefährt schnellstmöglich über eine dafür vorgesehene Rennstrecke zu bewegen, ohne die Konkurrenten zu rammen oder zu behindern. Derartige Veranstaltungen erreichen teilweise Besucherzahlen von über 30.000 Besuchern (zum Beispiel in Thönse). Geprägt sind die Veranstaltungen von einem volksfestähnlichen Rahmenprogramm rund um das eigentliche Rennen.
Der Untergrund für die Rennstrecken besteht in der Regel aus Acker oder Weide, auf denen mit Geschwindigkeiten bis zu 80 km/h gefahren wird.

Die meisten Rennen werden anhand von mehreren kurzen Läufen (15-30 Minuten) durchgeführt, bei denen je nach Platzierung Punkte vergeben werden. Je nach Teilnehmerzahl wird dann auf Grund der Punkte am Ende der Sieger festgestellt oder es gibt noch einen Final-Lauf mit den punktstärksten Teilnehmern. Die verschiedenen Startklassen wechseln sich hier ab, so dass alle Teams Zeit für eine Pause oder dringende Wartungsarbeiten haben. Es gibt aber auch Rennen, bei welchen die Teilnehmer in einer vorgegebenen Zeit (bis zu zwei Stunden) möglichst viele Runden fahren müssen.

Offene Klasse in Jeddeloh 2009

Regelwerk

Ein international oder national abgestimmtes Reglement gibt es nicht. Die einzelnen Veranstalter legen die Regeln selbst fest, wobei diese sich insgesamt immer mehr annähern. Dennoch sind immer die Regeln vor Ort zu beachten. Es existieren aber auch Bemühungen, eine möglichst große Zahl an Veranstaltungen mit identischem Regelwerk durchführen zu können. Mittlerweile entscheiden sich immer mehr Veranstalter, das einheitliche Regelwerk (eRW) als Grundlage für ihre Rennen zu nehmen. Dieses kommt den Teams und Fahrern zugute, die dadurch Planungssicherheit beim Bau der Renntrecker haben und schon lange vorher wissen können, ob sie mit ihrem Renntrecker bei einem Rennen teilnehmen können bzw. dürfen.

Es gibt drei (teils massiv) unterschiedliche Regelwerke, die den grössten Teil der etablierten Rennveranstaltungen abdecken:

  • das eRW
  • Thönse24-Regeln, welche auch in Wiedenrode und in Vesbeck Anwendung findet
  • SLMC-Regeln in Sachsen

Im groben Kern findet man aber bei allen Varianten Gemeinsamkeiten, die es den Erbauern der Renntrecker ermöglichen, mit ein und dem selben Renngefährt an allen Rennveranstaltungen teilzunehmen.

Sicherheit

Seit einiger Zeit wird immer mehr auf die Sicherheit der Fahrer geachtet. So sind mittlerweile geprüfte Helme, Brustpanzer so wie festes Schuhwerk und Handschuhe etc. bei allen ernsthaften Rennen vorgeschrieben. Über die diversen Regelwerke hinaus wird bei der so genannten Technischen Abnahme auch darauf geachtet, dass keine scharfen Kanten hervor stehen oder sonstige Gefährdungen vom jeweiligen Renntrecker ausgehen. Schon fast seit Anbeginn dürfen keine Mähwerke mehr verbaut sein. Bremsen werden auf ihre einwandfreie Funktion geprüft, ein Notaus-Schalter muss dafür sorgen, dass der Motor ausgeht, wenn ein Fahrer seinen Renntrecker (unfreiwillig) verlässt. Auf der Rennstrecke gibt es immer Streckenposten in Warnwesten, die ggf. durch Flaggen anzeigen, ob es auf der Strecke Probleme gibt. Die Veranstalter schliessen Versicherungen ab und sorgen dafür, dass medizinische Hilfe (Johanniter-Unfall-Hilfe etc.) vor Ort sind.

Die Zuschauer werden nicht nur durch Strohballen sondern auch durch Reifen, Fangzäune (für von der Bahn abkommende Mäher) und/oder Sicherheitszonen von der Strecke getrennt.

Meisterschaften

Rasenmähertreckerrennen sind ein über die einzelnen Veranstaltungen hinaus oft unorganisierter Amateursport. Dementsprechend hat der Begriff Weltmeisterschaft keinen geschützten Charakter, was die zahlreichen entsprechend titulierten Veranstaltungen aufzeigen. Es existiert aber nun schon eine seit 2008 geführte Tabelle, welche die Ergebnisse von einzelnen Veranstaltungen in eine Gesamtliste einrechnet und so einen (fast) Bundesweiten Überblick liefert, welche Fahrer bzw. Teams leistungsmäßig wo stehen.

Geschichte

International

Die beiden Feststellungen „We need a cheap motor sport!“ und „Everybody has a lawn mower!“ sollen angeblich 1973 im Lokal Cricketers Arms in Wisborough Green den Beginn der Rasenmäherrennen ausgelöst haben. Noch im selben Jahr wurde die British Lawn Mower Racing Association (BLMRA) gegründet. 1982 folgte die Gründung der North West Lawn Mower Racing Association (NWLMRA); 1992 die Gründung der U.S. Lawn Mower Racing Association (USLMRA).

Auch in Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und der Schweiz existieren grössere Renntreckerverbände.

National

In Deutschland verbreitet sich die Randsportart seit 1993. Es existieren mittlerweile einige regelmäßige Veranstaltungen in Deutschland, u. a.:

  • Haschenbrok
  • Rasenmäherrennen in Jeddeloh
  • Stapelburg
  • Thönse
  • Niedersachsenmeisterschaft
  • Die „Rasenmähertrecker Weltmeisterschaft“ in Krautsand bei Stade
  • Rennen in Sachsen
  • Rennen in Vesbeck
  • Rasenmäherrennen in Windischbergerdorf
  • in Benningen am Neckar

Fakten

Das bisher größte Rasenmähertreckerrennen in Deutschland fand 2007 mit über 30.000 Besuchern und über 80 startenden Teams in Thönse statt.

Das wahrscheinlich erste Rasenmäherrennen in Deutschland fand in Haschenbrok statt.

Die meist gestellte Frage von Zuschauern an die Rennteams lautet: "Und, wie schnell fährt der so?"
Fachlich korrekte Antwort: Die meisten Rennrasenmäher erreichen kaum mehr als 50 km/h (was oft völlig ausreicht), aber professionell gebaute Rennmaschinen mit einem guten Fahrer erreichen unter idealen Bedingungen durchaus 100 km/h und mehr.

Die Fahrer mit den meisten Punkten 2008 in der Gesamtliste der „eRWM“ (einheitliche Regelwerksmeisterschaft) waren:

  • Offene Klasse: Hannes Heuer, Jeddeloh
  • Standardklasse: Holger Eckert, Oldenburg
  • Juniorklasse: Stephan Greve, Lingen

Die besten Fahrer in 2009 in der Gesamtliste aus 17 Veranstaltungen waren:

  • Offene Klasse: Christoph Siegmund, Tangstedt
  • Standardklasse: Harry Letzel, Oberberg
  • Juniorklasse: Stephan Greve, Lingen

In 2010 gab es aus diversen Gründen keine Meisterschaftsliste. In 2011 wird sie aber wieder gepflegt.

Fahrzeuge

NRW-Meisterschaft 2009

„Traditionell“ werden Mäher verwendet, die ihren Motor vorne unter einer Haube sitzen haben und dessen Chassis aus Formblechteilen besteht. Es gibt aber durchaus auch Varianten mit Mittelmotor etc. Waren es in der Anfangszeit noch fast unmodifizierte Originalgefährte, so sind es mittlerweile bei vielen Teilnehmern (die diesen Sport ernsthaft betreiben) doch recht spezielle Umbauten, die meist nur noch durch Form und Größe an Rasenmäher erinnern. Besonders gern gesehen werden aber gut gebaute Rennmäher, die offensichtlich noch nahe am Original sind. Beim Bau eines solchen Rennboliden wird teilweise sehr viel Zeit, Material und Kreativität investiert.

Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten wurden verschiedene Klassen gebildet, die sich meist in Antriebsart und Motorisierung unterscheiden.

In Deutschland haben sich überwiegend folgende Klassen durchgesetzt:

  • 13PS-Klasse (ehemals Juniorklasse) max. 13 PS Einzylindermotoren, Originalgetriebe/Differenzialgetriebe muss vorhanden sein
  • Standardklasse max. 18PS, Originalgetriebe/Differenzial muss vorhanden sein
  • Offene Klasse max 25PS, Hinterachse darf starr sein.
  • Superstandardklasse 13,5PS Einzylinder, Originalabmessungen, nur die Chassis- und Sitzhöhe darf tiefer. Nur eine Übersetzung, Starrachse und feste Reifengrössen. Diese Klasse kommt aus England, ist aber in Luxemburg, Schweiz, Belgien und z.T. Deutschland sehr beliebt, da alle Maschinen technisch vergleichbar sind und somit spannende Rennen möglich sind.

Da die wahre Leistung der verwendeten Motoren nur schwer überprüfbar ist, wird sie als Nennleistung des originalen Motors definiert, die durch geeignete Maßnahmen durchaus erhöht werden kann. Es muss aber in jedem Fall ein Motor verwendet werden, wie er für Rasenmäher üblich ist (also z.B. keine Motorradmotoren). Der Antrieb muss immer über einen Keilriemen realisiert werden, im Antriebsstrang dürfen aber auch weitere Antriebsmittel verwendet werden (Ketten, Zahnriemen etc.).

Darüber hinaus existieren natürlich Veranstaltungen, die vom allgemeinen Regelwerk abweichen und z.B. auch andere Motoren oder Abmessungen zulassen.

Weblinks

 Commons: Rasenmäherrennen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Nationale Internetseiten

Internationale Verbände


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