Rauhnacht (Drama)

Rauhnacht (Drama)

Rauhnacht ist ein Drama des österreichischen Schriftstellers und Dichters Richard Billinger (1890-1965) aus dem Jahre 1931. Es wurde am 10. Oktober 1931 in den Münchner Kammerspielen uraufgeführt. Es ist für acht Damen- und neun Herrenrollen plus Nebendarsteller verfasst.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Ort des Geschehens ist ein kleines Dorf in Billinger oberösterreichischer Heimat. Im Dorf haben sich Reste heidnischen Brauchtums durch das gesamte Mittelalter hindurch bewahrt und existieren neben den vorherrschenden christlichen Bräuchen. So werden hier die Rauhnächte besonders begangen, eine Zeit, in der die wilden, geheimen Triebe zum Ausbruch kommen dürfen. In dieses Dorf kehrt der dort geborene und aufgewachsene Simon Kreuzhalter zurück, der als ehemaliger Bauer noch vor seiner geplanten Priesterweihe als Missionar nach Afrika gegangen war. Er hat sich in dieser Zeit verändert, die orgiastischen Feste der Eingeborenen kennengelernt und mitgemacht und angefangen, deren heidnische Bräuche für sich zu entdecken und zu verstehen. So kann er sich nach seiner Heimkehr nicht mehr wirklich dem Dorf und seinen Menschen zugehörig fühlen und wird aufgrund seiner grüblerischen Art für einen Sonderling gehalten und ausgegrenzt. Die Tochter der Dorfkrämerin, Kreszenz, die auch zuvor schon eine Weile in der Stadt gearbeitet hat, ist besonders wild und heißblütig und lässt sich von Simons Erzählungen von den Wilden in Afrika besonders faszinieren. In der Rauhnacht lässt sie sich darauf ein, ihn in seine Schlafkammer zu begleiten. Während draußen die Menschen in Maskenzügen zu dumpfen rhythmischen Trommelschlägen durch die Gassen ziehen, steigern sich Simon und Kreszenz in einen wilden Rausch, in dessen Verlauf er sie ersticht. Simon setzt daraufhin sein Haus in Brand, und die ekstatisch feiernden Dorfbewohner begrüßen dies zunächst als „Fanal entfesselter Triebe“. Als die Bauern jedoch herausfinden, dass das Feuer nur dazu dienen sollte, einen Mord zu vertuschen, greifen sie Simon an, verfolgen ihn und jagen ihn, bis er schließlich in den Fluss stürzt und im eisigen Wasser ertrinkt.

Hintergrund

Billinger war der Sohn eines Bauern und gleichzeitig Jesuitenzögling. Daher war er sehr vertraut mit den Geheimnissen alter heidnischer Gebräuche und gleichzeitig mit christlichen Werten. Viele seiner Werke zeichnen sich durch die Thematisierung der im Wandel befindlichen bäuerlichen Welt seiner Heimat. Billinger stellt dabei eine mystisch-dämonische Weltsicht christlichem Gedankengut entgegen.

Uraufführung

Bei der Uraufführung 1931 in den Münchner Kammerspielen führte Otto Falckenberg Regie, das Bühnenbild wurde von Alfred Kubin entworfen.[1]

Auszeichnung

1932 erhielt Billinger für Rauhnacht den Kleist-Preis, den er sich in diesem Jahr allerdings mit Else Lasker-Schüler teilen musste.

Verfilmung

In den 1980er Jahren wurde das Drama verfilmt.[2]

Literatur

Verner Arpe: Knaurs Schauspielführer. Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur, München / Zürich, 1976, S. 331. ISBN 3-426-23312-6

Einzelnachweise

  1. Kubin auf den Seiten des Museums Innviertler Volkskundehaus
  2. tvprogramme.net

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rauhnacht (Begriffsklärung) — Der Begriff Rauhnacht bezeichnet: Die im Brauchtum einiger europäischer Regionen bedeutsamen sogenannten Rauhnächte rund um den Jahreswechsel, siehe Rauhnacht. Ein Drama des österreichischen Schriftstellers Richard Billinger, siehe Rauhnacht… …   Deutsch Wikipedia

  • Rauhnacht — Die Rauhnächte (auch Raunächte oder Rauchnächte), zwölf Nächte (auch Zwölfte), Glöckelnächte, Innernächte oder Unternächte sind einige Nächte um den Jahreswechsel, denen im europäischen Brauchtum oft besondere Bedeutung zugemessen wird. Meist… …   Deutsch Wikipedia

  • Billinger — Richard Billinger (* 20. Juli 1890 in St. Marienkirchen; † 7. Juni 1965 in Linz) war ein österreichischer Schriftsteller. Sein Werk kennzeichnet den Wandel von der naturalistischen Bauerndichtung des 19. Jahrhunderts zu einer mythisch religiösen… …   Deutsch Wikipedia

  • Richard Billinger — (* 20. Juli 1890 in St. Marienkirchen; † 7. Juni 1965 in Linz) war ein österreichischer Schriftsteller. Billingers Werk kennzeichnet den Wandel von der naturalistischen Bauerndichtung des 19. Jahrhunderts zu einer mythisch religiösen Darstellung… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutscher Dramen — Wichtiger Hinweis Beim Eintrag eines verlinkten Theaterstücks muss vorher überprüft werden, ob der Link zum Artikel über das Theaterstück oder zu einem anderen, gleichnamigen Begriff führt. Die Abkürzung „UA“ bedeutet Uraufführung. 0 9 Die 25.… …   Deutsch Wikipedia

  • Alfred Kubin — 1904; Fotografie von Nicola Perscheid. Alfred Leopold Isidor Kubin (* 10. April 1877 in Leitmeritz (Litoměřice), Böhmen; † 20. August 1959 in Zwickledt, Gemeinde Wernstein am Inn) war ein österreichischer …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutschsprachiger Theaterstücke — Wichtiger Hinweis Beim Eintrag eines verlinkten Theaterstücks muss vorher überprüft werden, ob der Link zum Artikel über das Theaterstück oder zu einem anderen, gleichnamigen Begriff führt. Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S …   Deutsch Wikipedia

  • Maria Schmolln — Maria Schmolln …   Deutsch Wikipedia

  • Billinger — Bịllinger,   Richard, österreichischer Schriftsteller, * Sankt Marienkirchen (Oberösterreich) 20. 7. 1890, ✝ Linz 7. 6. 1965; Sohn eines Bauern, studierte in Innsbruck, Kiel und Wien; erhielt 1931 für das Drama »Rauhnacht«, das die für Billinger …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”