Chloridkanal

Chloridkanal
Chloridkanal

Chloridkanal

Bändermodell des ClC von E. coli von der Seite und oben, nach PDB 3NMO
Bezeichner
Gen-Name(n) CLCN1, CLCN2, CLCN3, CLCN4, CLCN5, CLCN6, CLCN7
Transporter-Klassifikation
TCDB 2.A.49
Bezeichnung Chloridkanäle
Vorkommen
Übergeordnetes Taxon Lebewesen
Ausnahmen mehrere Protozoen mit kleinem Genom

Als Chloridkanäle werden in der Physiologie und Zellbiologie Transporter bezeichnet, die eine spezifische und mehr oder weniger selektive Leitfähigkeit für Chlorid-Ionen aufweisen. Die Unterfamilie der epithelialen calciumregulierten Chloridkanäle (E-ClC) werden als eigenständige Gruppe gesehen, da ihre Kanalfunktion inzwischen fraglich ist und sie auch nicht die CBS-Domäne der ClC-Familie aufweisen.[1]

Die Proteinfamilie der Chloridkanäle (ClC, abgeleitet vom englischen chloride channel) umfasst Chloridkanäle und sekundär aktive Chlorid/Protonen-Austauscher. Strukturelle Homologe dieser Familie finden sich durch alle biologischen Reiche hinweg, vom einfachen Darmbakterium Escherichia coli über Pflanzen bis hin zu den Säugetieren. Hierbei übernehmen die Kanäle unterschiedliche biologische Funktionen, wie z. B. die Teilhabe an der Regulation des zellulären Wasserhaushaltes oder die Stabilisierung des Ruhemembranpotentials im Skelettmuskel.

Inhaltsverzeichnis

Zur wissenschaftlichen Historie der ClC-Familie

1980 entdeckten Miller et al. den ersten Chloridkanal in Vesikeln des elektrischen Organs des Torpedorochens.[2] Anhand von Einzelkanal-Untersuchungen sagte er einen doppelporigen Kanal voraus, was seither von einer Vielzahl an Untersuchungen verfestigt wurde. In den 1990er Jahren untersuchte Thomas Jentsch die Proteinfamilie auf molekularer Ebene. 2002 löste R. Dutzler röntgenkristallographisch (2.5 -3.5 Å) die Strukturen der ClC-Transporter EcClC und StClC von E. coli bzw. Salmonella typhi und setzte hiermit die Basis für das molekulare Verständnis der Funktion.[3]

Isoformen im Menschen

Im Menschen finden sich neun Isoformen der ClC-Familie. Einige davon werden in den Plasmamembranen exprimiert, andere in den Membranen von intrazellulären Organellen. ClC-1 zum Beispiel findet sich in der Plasmamembran von Zellen des Skelettmuskels und ist in die Stabilisierung des Ruhemembranpotentials involviert.

Die einzelnen humanen Chlorid-Transporter: ClC-1, ClC-2, ClC-3, ClC-4, ClC-5, ClC-6, ClC-7, ClC-8, ClC-9.

Chloridkanäle in Pflanzen

Chloridkanäle erfüllen verschiedene Funktionen in Pflanzen, abhängig von ihrer Lokalisierung und ihrer Ionenaffinität. Am besten untersucht sind die sieben Chloridkanäle von Arabidopsis thaliana, AtCLCa bis AtCLCg.[4] Die Kanäle befinden sich in den Membranen verschiedener Organelle und erfüllen dort die Funktion von Aniontransportern. So transportieren AtCLCa und AtCLCe Nitrat anstelle von Chlorid über Membranen.[5]

Die Struktur

ClC-Transporter und -Kanäle sind rautenförmige Homodimere. Jede Untereinheit besitzt eine eigene sanduhrenförmige Pore mit der engsten Stelle im Zentrum der Membran. Von der extra- und intrazellulären Seite reichen zwei ausgedehnte wassergefüllte Vorhöfe in die Pore hinein, zentral liegt die Pore wasserfrei vor. Es werden drei Ionenbindungstellen angenommen: zwei je an der Kontaktfläche zwischen Vorhof und Poreninnerem und eine im wasserfreien Zentrum. Koordiniert werden die Ionen bei der Permeation hierbei von partiell geladenen Seitenketten-Hydroxylgruppen und einigen Hauptkettenstickstoffatomen, welche gemeinsam den Selektivitätsfilter bilden und die Ionen energetisch durch den hydrophoben Teil der Membran balancieren.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. TCDB: Epitheliale Chloridkanäle
  2. Miller C, White MM. A voltage-dependent chloride conductance channel from Torpedo electroplax membrane. Ann N Y Acad Sci. 1980;341:534-51. PMID 6249158
  3. Dutzler R, Campbell EB, Cadene M, Chait BT, MacKinnon R. X-ray structure of a ClC chloride channel at 3.0 A reveals the molecular basis of anion selectivity. Nature. 2002 Jan 17;415(6869):276-7. PMID 11796999
  4. Cloning and molecular analyses of the Arabidopsis thaliana chloride channel gene family, Plant Science 2009
  5. Two anion transporters AtClCa and AtClCe fulfil interconnecting but not redundant roles in nitrate assimilation pathways, New Phytologist 2009

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Chlorid-Ionenkanal — Chloridkanal Bezeichner Gen Name(n) ClC 0, ClC 1, ClC 2, ClC 3, ClC 4, ClC 5, ClC 6, ClC 7 Transporter Klassifikation …   Deutsch Wikipedia

  • Clc — Chloridkanal Bezeichner Gen Name(n) ClC 0, ClC 1, ClC 2, ClC 3, ClC 4, ClC 5, ClC 6, ClC 7 Transporter Klassifikation …   Deutsch Wikipedia

  • ACKD — Klassifikation nach ICD 10 Q61.1 Polyzystische Niere, autosomal rezessiv infantiler Typ Q61.2 Polyzystische Niere, autosomal dominant Erwachsenentyp …   Deutsch Wikipedia

  • ADPKD — Klassifikation nach ICD 10 Q61.1 Polyzystische Niere, autosomal rezessiv infantiler Typ Q61.2 Polyzystische Niere, autosomal dominant Erwachsenentyp …   Deutsch Wikipedia

  • ARPKD — Klassifikation nach ICD 10 Q61.1 Polyzystische Niere, autosomal rezessiv infantiler Typ Q61.2 Polyzystische Niere, autosomal dominant Erwachsenentyp …   Deutsch Wikipedia

  • Autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung — Klassifikation nach ICD 10 Q61.1 Polyzystische Niere, autosomal rezessiv infantiler Typ Q61.2 Polyzystische Niere, autosomal dominant Erwachsenentyp …   Deutsch Wikipedia

  • Autosomal-rezessive polyzystische Nierenerkrankung — Klassifikation nach ICD 10 Q61.1 Polyzystische Niere, autosomal rezessiv infantiler Typ Q61.2 Polyzystische Niere, autosomal dominant Erwachsenentyp …   Deutsch Wikipedia

  • Autosomal dominante polyzystische Nierenerkrankung — Klassifikation nach ICD 10 Q61.1 Polyzystische Niere, autosomal rezessiv infantiler Typ Q61.2 Polyzystische Niere, autosomal dominant Erwachsenentyp …   Deutsch Wikipedia

  • Cystische Fibrose — Klassifikation nach ICD 10 E84 Zystische Fibrose E84.0 Zystische Fibrose mit Lungenmanifestationen E84.1 …   Deutsch Wikipedia

  • Ionenkanäle — Kristallstruktur des nikotinischen Acetylcholinrezeptors (nAChR), einem ligandengesteuerten Ionenkanal. Ionenkanäle sind porenbildende Transmembranproteine, die elektrisch geladenen Teilchen, Ionen, das Durchqueren von Biomembranen ermöglichen.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”