- Richard Bell (Politiker)
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Richard Bell (* 27. November 1859 in Merthyr Tydfil; † 1. Mai 1930 in London) war ein britischer Gewerkschafter und Politiker. Gemeinsam mit Keir Hardie war er einer der beiden ersten Unterhaus-Abgeordneten für das Labour Representation Committee, den Vorläufer der britischen Labour Party.
Gewerkschafter
Bell wurde als Sohn eines Steinbruch-Arbeiters und einer Hausfrau in Wales geboren. Mit 13 Jahren musste er die Schule verlassen, um als Bürojunge zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. 1876 begann er seine Tätigkeit bei der Great Western Railway Company. Bell wurde Mitglied der Eisenbahnergewerkschaft Railway Servants Union, war bald hauptberuflich als Organizer tätig und wurde schließlich 1897 deren Generalsekretär. Ein Jahr später zog er nach London, um dort weiter für die Eisenbahnergewerkschaft tätig zu sein. Nach seiner Wahl ins Unterhaus war er von 1903 bis 1904 Vorsitzender des Trades Union Congress, des Dachverbandes der britischen Gewerkschaften.
Politiker
Bei der sogenannten Khaki Election, den Unterhauswahlen von 1900, trat Bell als Kandidat des Labour Representation Committee im Wahlkreis Derby an. Bell zog gemeinsam mit einem Liberalen als Abgeordneter des Wahlkreises in das Unterhaus ein. Gemeinsam mit Keir Hardie wurde er einer der beiden ersten Unterhausabgeordneten aus der Arbeiterbewegung, die nicht mehr als Liberale, sondern über das LRC in das Parlament einzogen. Bells Wahlkampf war geprägt von der Thematisierung der sozialen Frage. Obwohl der Wahlkampf stark von patriotischen und nationalistischen Stimmungen – zur damaligen Zeit verwendete man das Schlagwort des Jingoismus – aufgrund des gleichzeitig stattfindenden Burenkrieges geprägt war, konnte Bell durch die Konzentration auf gewerkschaftliche und sozialreformerische Themen und der expliziten Ablehnung des Krieges in Südafrika den proletarisch geprägten Wahlkreis gewinnen.[1]
Richard Bell war ein ausgemachter Gewerkschafter. Gemeinsam mit dem Sozialisten Keir Hardie repräsentierte er die typischen ideologischen Pole im neu gegründeten Wahlbündnis der Arbeitervertreter. In vielen Fragen stand er den Liberalen näher als den Sozialisten im LRC. 1904 schloss er sich entsprechend, nach Auseinandersetzungen mit der LRC-Fraktion, die nach einigen Nachwahlen auf fünf Mitglieder angewachsen war, den Liberalen an. Bei den Unterhauswahlen 1906 wurde er wiedergewählt. Das Derby Trades Council, der Dachverband der Gewerkschaften in Derby, ging zunehmend auf Distanz zu Bell und nominierte für die Wahlen 1910 einen anderen Kandidaten. Bell beendete sein gewerkschaftliches Engagement 1920, setzte seine politische Tätigkeit aber in kommunalen Gremien fort. 1930 starb er in London im Alter von 70 Jahren.
Fußnoten
- ↑ s. Labour Leader vom 27. Oktober 1900
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