- Scharounschule Marl
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Die Scharounschule Marl ist eine im Stile der organischen Architektur geplante und errichtete Schule des Architekten Hans Scharoun in der Stadt Marl. Sie gilt als eines der bedeutendsten Beispiele der modernen Nachkriegsarchitektur in Nordrhein-Westfalen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Auftrag der Stadt Marl erstellte der Architekt Hans Scharoun in den Jahren 1960-64 einen Entwurf für eine Grund- und Hauptschule im damaligen Neubaugebiet Marl-Drewer. Der Entwurf sah ein Schulgebäude mit 20 Klassen, einer Sporthalle und einer Aula mit 522 Plätzen an der Westfalenstraße vor. Nach der Grundsteinlegung im Jahr 1964 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, sodass der erste Bauabschnitt mit Schulklassen 1968 bezogen werden konnte. Im Jahr 1969 folgten Aula und Turnhalle. Ein Jahr später kam es zur Übergabe des gesamten Gebäudes einschließlich der Außenanlagen und der Schulbetrieb wurde aufgenommen.[1]
Architektur
Neben dem Geschwister-Scholl-Gymnasium in Lünen ist die Marler Schule eines von nur zwei Schulgebäuden, die von Hans Scharoun in Gänze entworfen und nach seinen Plänen gebaut wurden. Bei der Planung des Gebäudes im neuen Siedlungsgebiet Drewer-Süd wurden dem Architekten seitens der Stadt Marl keine städtebaulichen Vorgaben auferlegt. Somit konnte Scharoun seine Vorstellungen von organischer Architektur umsetzen. Das entstandene Gebäude weist eine Struktur auf, bei der, ausgehend von der Schulaula im Zentrum, fünf Gebäudeflügel, in denen sich die Klassenräume befinden, sternförmig in die Landschaft zeigen. Die Aula stellt das „Herz“ des gesamten Gebäudes dar und sorgt für eine Verbindung der restlichen Gebäudeteile. Zur gleichen Zeit wie die Berliner Philharmonie entworfen, besticht auch dieser Saal durch eine einzigartige Akustik. Er erhebt sich deutlich über die eingeschossigen, sogenannten „Schulwohnungen“, die aus jeweils einem Klassenraum, Toilettenräumen, einer Garderobe, einem Gemeinschaftsraum und einem Freiluftbereich für den Unterricht und Aufenthalt im Freien bestehen. Jede dieser Schulwohnungen ist wabenförmig angelegt. [2]
„Die Prinzipien der organischen Architektur zeigen sich u.a. in der, natürlichen Organismen nachempfundenen, wabenähnlichen Form der Gebäudeteile, in der ausgeprägten Verwendung unregelmäßiger und asymmetrischer Formen im Innern, die immer wieder neue und überraschende Perspektiven eröffnen, in der Nutzung überwiegend natürlicher Materialien mit warmen Farbtönen und des natürlichen Lichts sowie letztendlich in der konsequenten Orientierung der Architektur auf das Wohlbefinden der Gebäudenutzer “ (Stadt Marl: Website der Stadt Marl). Scharoun hat in der besonderen Architektur der Schule ein pädagogisches Konzept umgesetzt, das die Schüler konsequent in den Mittelpunkt stellt, allerdings für Unter-, Mittel- und Oberstufe unterschiedliche Lernbedingungen vorsieht.Erhalt der Schule
Seit dem Jahr 2004 steht die Scharounschule unter Denkmalschutz.[3] Sie sollte zunächst nach Plänen der Stadt Marl aus wirtschaftlichen Gründen im Jahr 2006 abgerissen oder als Altersheim genutzt werden. Im Jahr 2006 jedoch schlossen sich Architekten, Stadtplaner, Denkmalschützer sowie engagierte Bürgerinnen und Bürger zu einem Initiativkreis zusammen, um die Schule mit Unterstützung der Stadt Marl als architekturgeschichtlich wertvolles und schulisch genutztes Gebäude dauerhaft zu erhalten. Heute ist in der Scharounschule die städtische Musikschule beheimatet. Das Gebäude mit seiner Vielzahl individuell gestalteter Räume und der akustisch einmaligen Aula bieten der Musikschule und zahlreichen Marler Musikvereinen wie dem jungen Blasorchester Marl ideale Möglichkeiten als Ort für Proben und Konzerte. Im Herbst 2010 wurde mit den Sanierungsarbeiten begonnen, die voraussichtlich bis in das Jahr 2012 dauern werden. Aloysiusschule (Grundschule) und städtische Musikschule werden sich anschließend die Räumlichkeiten teilen.
Einzelnachweise
- ↑ Scharoun-Schule in Marl. Website der Stadt Marl. Abgerufen am 24. November 2010.
- ↑ Jost Schäfer: Die Grund- und Hauptschule Hans Scharouns in Marl. „Organisches Bauen“ in der Nachkriegsmoderne. In: Denkmalpflege in Westfalen-Lippe. 1/96, S. 21–26
- ↑ Beschlussvorschlag zur Eintragung in die Denkmalliste, beschlossen vom Haupt- und Finanzausschuss am 10. März 2004 der Stadt Marl der Stadt Marl
51.650257.112755Koordinaten: 51° 39′ 1″ N, 7° 6′ 46″ O
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