Schenkbarsches Haus

Schenkbarsches Haus
Schenkbarsches Haus

Das Schenkbarsche Haus, auch Schenckbar'sches Haus oder Schenkenschanz'sches Haus genannt,[1] ist das älteste Haus der Stadt Biedenkopf in Hessen in der Straße Bei der Kirche 8-9.

Über einem mittelalterlichen Gewölbe, das um 1180, zur gleichen Zeit wie die Stadtmauer und die erste Kirche des Ortes, als „villa Biedencap“ errichtet wurde, erheben sich fünf Stockwerke. Die beiden unteren wurden laut einem Brief der landgräflich-hessischen Kanzlei 1491 auf landgräflichen Befehl errichtet. Die drei heutigen oberen Stockwerke sind 1610 von Amtmann Schenkbar, nach dem das Haus benannt worden ist, aufgesetzt worden.

Inhaltsverzeichnis

Architektur

Das dreigeschossige Gebäude mit Zwerchhaus erhebt sich über einem Bruchsteinsockel. Es ist in Ständerbauweise errichtet und hat ein schiefergedeckes Giebeldach. Obergeschoss und Giebeldreiecke der Stirnseite sind ebenfalls verschiefert. Die in der Höhe und in der Fachwerkkonstruktion differierenden Seiten der unteren Stockwerke - deutlich zu unterscheiden von der Aufstockung im 17. Jahrhundert - lassen auf unterschiedliche Bauphasen der beiden ersten Geschosse schließen.

Geschichte

Denkmalschutz-Tafel am Haus und Baugeschichts-Erläuterung

Seine historische Bedeutung erlangte das Schenkbarsche Haus aus den mehrfachen Auslagerungen von Institutionen aus Marburg nach Biedenkopf. So wurde, aus Angst vor der Pest, 1563 das Pädagogium der Universität nach Biedenkopf verlagert und 1611 der Sitz hessischen Landesregierung ebenfalls dorthin verlegt.[2]

Im Dreißigjährigen Krieg brachen die Schweden das Dach des Hauses ab und setzten ihre Kanonen darauf, um die Burg, in der die Kaiserlichen lagen, zu beschießen.[3]

Als einziges Haus Biedenkopfs überstand das Schenkbarsche Haus alle Stadtbrände und Brandschatzungen.[4] Daher zählt das Schenkbarsche Haus nicht nur zu den denkmalgeschützten Häusern Hessens, sondern zu dessen Kulturdenkmalen.

Das Museum

Seit 2010 birgt das Schenkbarsche Haus das Ikonenmuseum Biedenkopf und ein Textilmuseum.

Das Ikonenmuseum Biedenkopf bietet Besuchern die Möglichkeit, sich über russische und griechische Ikonen des 16. bis 19. zu informieren, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der Erläuterung der bildlichen Umsetzung zentraler orthodoxer Theologie liegt. Hier findet sich aber auch eine ansehnliche Sammlung von Stücken, die die Herstellung von Ikonen und Ikonenbeschlägen verdeutlichen, wie Übungsbretter aus Malschulen und Matrizen für Ikonenbeschläge. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Ikonenrestaurierung.

Das Textilmuseum zeigt wertvolle gestickte Textilien aus Asien und dem präkolumbianischen Amerika, womit es die Textilausstellung hessischer Textilien im Hinterlandmuseum Schloss Biedenkopf ergänzt.

In den architektonisch bedeutsamen Teilen des Hauses werden den Besuchern die Besonderheiten des Ständerbaus erklärt. Da während der Freilegungsarbeiten 2009 zahlreiche architektonische Details gefunden wurden, die die Bau- und Nutzungsgeschichte dieses Hauses verdeutlichen, wurden die besonders interessanten Wände und Decken offen belassen. Das Schenkbarsche Haus dient jetzt auch als Abschluss der baugeschichtlichen Stadtführungen durch Biedenkopf, um die Technik des Ständerbaus und die grundsätzliche Konstruktionsweise eines Fachwerkhauses vor Augen zu führen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karl Huth; Magistrat der Stadt Biedenkopf (Hrsg.): Biedenkopf: Burg und Stadt im Wandel der Jahrhunderte. Wetzlardruck GmbH, Wetzlar 1977, S. 68.
  2. Beiträge zur Geschichte des Hinterlandes Band 2, 1985, S. 342
  3. Kreisblatt 1873, Nr. 44 vom 7. Juni 1873, zitiert nach Karl Huth; Magistrat der Stadt Biedenkopf (Hrsg.): Biedenkopf: Burg und Stadt im Wandel der Jahrhunderte. Wetzlardruck GmbH, Wetzlar 1977, S. 69.
  4. Beiträge zur Geschichte des Hinterlandes Band 1, 1985, S. 191
50.913358.52848

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