Schriftstatistik

Schriftstatistik

Schriftstatistik ist die paralinguistische Disziplin der quantitativen Analyse von Schriftsystemen.

Inhaltsverzeichnis

Themen der Schriftstatistik

Anwendungsbezogene Aspekte

Die Schriftstatistik hat eine längere Tradition darin, die Häufigkeiten von Buchstaben und anderen Schriftzeichen in den verschiedenen Sprachen zu erheben. Dabei kann es um rein praktische Zwecke gehen, etwa darum, aufgrund der bekannten Häufigkeit von Buchstaben verschlüsselte Texte zu entziffern (De-Kryptographie). Ein anderer praktischer Ansatz waren Erhebungen zur Häufigkeit von Buchstaben und Buchstabenkombinationen, um eine möglichst sinnvolle, ökonomische Gestaltung von Kurzschriften zu erreichen.[1] Insoweit handelt es sich um ein traditionelles Forschungsgebiet der Sprachstatistik.

Theoriebezogene Aspekte

Über diese praktischen Zwecke hinaus hat sich die quantitative Linguistik mit Schriftsystemen auseinandergesetzt. So lässt sich zum Beispiel zeigen, dass die Gestaltung von Schriftzeichen und Schriftsystemen gewissen Gesetzmäßigkeiten unterliegt. Bringt man etwa die Buchstaben eines Textes oder eines Textkorpus gemäß ihrer Häufigkeit in eine Rangordnung, so unterliegt diese Rangordnung bestimmten Gesetzen. Dasselbe gilt für die Verwendung von Schriftzeichen, deren Gestaltung sehr unterschiedlich komplex sein kann und deren Verteilung in Texten von dieser Komplexität abhängig ist, wie dies besonders bei chinesischen Schriftzeichen deutlich wird.[2][3]

Ein weiterer Bereich, in dem sich Gesetzmäßigkeiten aufzeigen lassen, ist die Geschichte der Vermehrung von Schriftzeichen in Sprachen wie dem Chinesischen, die keine Buchstabenschrift, sondern eine weitgehend logographische Schrift verwenden. Die Zunahme der Schriftzeichen, für die Daten von etwa 200 vor Christus bis 1995 vorliegen, folgt einem bekannten Wachstumsgesetz, dem Piotrowski-Gesetz.[4]

Literatur

  • Gabriel Altmann, Fan Fengxiang (Hrsg.): Analyses of Script. Properties of Characters and Writing Systems. Mouton de Gruyter, Berlin / New York 2008 (Die Beiträge des Buches geben einen Überblick über Fragestellungen, mit denen die Quantitative Linguistik die Schriftsysteme zu erfassen sucht. Ein Beitrag versucht, die Perspektive einer Schrifttheorie zu eröffnen.).
  • Karl-Heinz Best: Zur Häufigkeit von Buchstaben, Leerzeichen und anderen Schriftzeichen in deutschen Texten. In: Glottometrics 11, 2005, Seiten 9-31.

Einzelnachweise

  1. Hierher gehört als bekanntestes Werk: Friedrich Wilhelm Kaeding [Hrsg.]: Häufigkeitswörterbuch der deutschen Sprache. Festgestellt durch einen Arbeitsausschuß der deutschen Stenographie-Systeme. Erster Teil: Wort- und Silbenzählungen.Zweiter Teil: Buchstabenzählungen. Selbstverlag des Herausgebers, Steglitz bei Berlin: 1897/98. Teilabdruck in: Beiheft zu Grundlagenstudien aus Kybernetik und Geisteswissenschaften. Bd. 4 / 1963.
  2. Xiaoli Yu: Zur Komplexität chinesischer Schriftzeichen. In: Göttinger Beiträge zur Sprachwissenschaft 5, 2001, S. 121-129.
  3. Hartmut Bohn: Quantitative Untersuchungen der modernen chinesischen Sprache und Schrift. Verlag Dr. Kovač, Hamburg 1998, S. 52-56, 78-94. ISBN 3-86064-672-9.
  4. Karl-Heinz Best, Jinyang Zhu: Ein Modell für die Zunahme chinesischer Schriftzeichen. In: Glottometrics 20, 2010, Seiten 29-33.

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