- Sebastianismus
-
Als Sebastianismus wurde eine mythische bzw. messianische Richtung der portugiesischen Kultur bezeichnet. Ähnlich dem deutschen Mythos vom im Kyffhäuser schlafenden Kaiser Barbarossa basierte auch der Sebastianismus auf der idealisierten Verklärung eines „schlafenden“ Herrschers. So soll Portugals König Sebastian nicht 1578 in der Schlacht von Alcácer-Quibir gefallen sein, sondern nur „entrückt“ sein. Einige Traditionen romantisieren nur den tragischen „Heldentod“ des ritterlichen Königs. Da sein Leichnam auf den Schlachtfeld nicht gefunden werden konnte, glaubten zahlreiche Portugiesen, er werde zur rechten Zeit zurückkehren, um sein Land vom zunehmenden Niedergang unter spanischer Herrschaft (1580–1640) zu erlösen. Thronanwärter und Hochstapler nutzen dies für anti-spanische Aufstände aus.[1]
Später entwickelte sich auch in Brasilien eine religiös-überhöhte Richtung des Sebastianismus, die von einer Restauration der von Republikanern 1889 gestürzten Monarchie träumte. In Portugal wurde im 20. Jahrhundert die Tradition des Sebastianismus besonders unter António de Oliveira Salazar gepflegt und für ideologische Ziele gegen Demokratie bzw. Liberalismus funktionalisiert.
Literatur
- Ruth Tobias: Der Sebastianismo in der portugiesischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-925203-88-5.
Einzelnachweis
Kategorien:- Portugiesische Geschichte
- Kultur (Portugal)
Wikimedia Foundation.