Selwig & Lange

Selwig & Lange

Selwig & Lange war ein deutsches Maschinenbauunternehmen aus Braunschweig. Die Firma wurde am 2. Juni 1877[1] von den Ingenieuren Johann Selwig (1843–1908) und Bruno Lange (1843–1907) gegründet[2] und stellte ihren Betrieb 1988 ein.[3]

Das Produktionsprogramm bestand hauptsächlich aus Maschinen und Anlagen für die Zuckerindustrie, Brennereien und Stärkefabriken, z. B. Zentrifugen, Kristallisatoren, Kristallfußanlagen, Rübenschnitzelpressen und Waschanlagen für Zuckerrüben.[4] Ab 1895 wurden auch Anlagen für Pulver- und Sprengstofffabriken produziert und exportiert.[5] Im Jahre 1902 beschäftigte die Firma 85 Mitarbeiter. Während des Ersten Weltkrieges erhielt das Unternehmen von der Obersten Heeresleitung den Auftrag Spezialmaschinen für die Sprengstoffindustrie herzustellen.[6]

Aufgrund der geringen Größe baute das Unternehmen kein internationales Vertriebsnetz auf. 1931 folgte eine vorübergehende Betriebsstilllegung, die aber 1933 wieder rückgängig gemacht werden konnte. 1944, während des Zweiten Weltkrieges, wurden die Produktionsanlagen großflächig zerstört, wodurch der Betrieb erneut eingestellt werden musste. Im Frühjahr 1946 konnte die Produktion wieder aufgenommen werden.[5] Zum Zeitpunkt des hundertjährigen Firmenjubiläums im Jahre 1977 befand sich das Unternehmen im geschäftsführenden Besitz der dritten Generation der Gründerfamilie Lange. Heinz Lange leitete die Firma von 1947 bis zu ihrem Verkauf 1988.[3] Da nach Kriegsende in Westdeutschland eine starke Konzentration in der Zuckerindustrie stattfand und Neuinvestitionen zurückgingen, schrumpfte der Absatzmarkt für „Selwig & Lange“. So kam es, dass das Unternehmen 1988, nach 111 Jahren, an die Braunschweigische Maschinenbauanstalt (BMA) verkauft wurde, obwohl Selwig & Lange innovative Produkte im Programm hatte, die zum Teil noch heute von der BMA produziert werden.

Das Betriebsgelände befand sich in der Sophienstraße im Westlichen Ringgebiet Braunschweigs. Heute wird die größte Werkshalle als Veranstaltungszentrum genutzt.[7]

Literatur

  • Camerer, Garzmann, Schuegraf, Pingel (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon, Braunschweig 1992, ISBN 3-926701-14-5
  • Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert, Hannover 1996, ISBN 3-7752-5838-8
  • Heinz Lange: Selwig & Lange – 100 Jahre im Dienst der Zuckerindustrie, In: Zeitschrift für die Zuckerindustrie, Sonderdruck aus Band 27, 1977, S. 532f
  • N. N.: Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens des Braunschweiger Bezirksvereins Deutscher Ingenieure 1883–1908, Braunschweig 1908, S. 147–151

Einzelnachweise

  1. Chronik der Stadt Braunschweig für 1977
  2. Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert, S. 565
  3. a b Bergit Korschan-Kuhle in: Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert, S. 565
  4. Patente der Firma Selwig & Lange auf Patente.de
  5. a b Norman-Mathias Pingel in: Camerer, Garzmann, Schuegraf, Pingel (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon, Braunschweig 1992, S. 211
  6. Hans-Ulrich Ludewig: Das Herzogtum Braunschweig im Erster Weltkrieg. Wirtschaft – Gesellschaft – Staat, Selbstverlag des Braunschweiger Geschichtsvereins, Band 26, Langenhagen 1984, S. 22
  7. Homepage der Wichmann Halle, aufgerufen am 10. Juli 2010

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