- Shih (Komponist)
-
Shih (* 29. November 1950 in Taipeh, Taiwan) ist ein aus Taipeh stammender Komponist. Shih lebt und arbeitet seit 1974 in Wien.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Seine Berufswahl hat Shih 1974 nach Österreich geführt. An der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien hat er Harfe und Komposition studiert und 1983 mit dem Diplom im Fach Komposition abgeschlossen. Seit 1984 ist er österreichischer Staatsbürger.
Shih ist als freischaffender Komponist und Musikpädagoge tätig, seit 2002 auch als künstlerischer Leiter des von ihm gegründeten Pazifik Jugendorchesters Wien. Besondere Verdienste hat er sich außerdem als Vermittler zeitgenössischer österreichischer Musik nach China erworben. Seine eigenen Werke – Kammermusik, Ballettmusik, Lieder, große Orchesterwerke, Oper und Oratorium – wurden in vielen europäischen und asiatischen Ländern sowie in den USA aufgeführt.
Die internationale Kritik wurde erstmals 1994 auf Shih aufmerksam: als in der Leipziger Oper mit durchschlagendem Erfolg seine Kammeroper „Vatermord“ herauskam (nach der Uraufführung in Dresden und gefolgt von Aufführungen in Nürnberg, Erlangen, Wien und Berlin). Weitere wichtige Schritte: das in Münster uraufgeführte und in den Niederlanden nachgespielte Oratorium „Lebend’ges Land“ sowie der Zyklus „Ein Takt für...“ (z.B. „Ein Takt für Klarinette und Klavier“), mit dem Shih zu seinem eigenen Stil einer formskeptisch-enthaltsamen Umsetzung emotionaler Zustände und Prozesse fand, an der die Kritik vor allem Schwerelosigkeit, Abwendung vom äußerlichen Effekt sowie ein hohes Maß an interpretatorischem Freiraum rühmt. Unter seinen CDs ist an erster Stelle die ORF-Aufnahme der Kammeroper „Vatermord“ zu nennen.
Stil
Das „Personenlexikon Österreich“ (2001) urteilt über Shihs Stil: „Gegner einer formalistischen Kompositionsweise, die sich vor allem mit dem Ausdruck psychischer Vorgänge beschäftigt.“ Und der Musikwissenschaftler Dr. Christian Baier führt aus: „Es ist schwer, die Kompositionen Shihs in die Schubladen abendländischer Musikrezeption einzuordnen. Zu kontroversiell ist sein Schaffen, um normierende Definitionen zuzulassen. Formsuche und zugleich Formskepsis, Ausdrucksvielfalt und gleichzeitig absolute Beschränkung und Enthaltsamkeit stehen im Schaffen gleichberechtigt nebeneinander.“
Shih selber hält fest: "Meine Musik ist nicht traditionell, wohl aber traditionsverbunden. Der Komponist ist ein Teil einer langen Tradition. Er steht in dieser Tradition und muss sich mit ihr auseinandersetzen. Natürlich kann ich mich zurückziehen, die Tradition verabschieden und mich ganz dem Experiment hingeben. Aber dann vereinsamt man rasch, nicht nur menschlich, sondern auch künstlerisch. Es ist notwendig, sich der langen kulturgeschichtlichen Vergangenheit bewusst zu sein, um zu einer künstlerischen, d. h. individuellen Gegenwart zu gelangen." (Shih)
Werkliste
- 1981: Epitaph I
- 1982: Tanzlied - für Flötensolo und sieben Schlaginstrumente
- 1983: Dejaviews (Drei Tänze für Duo) - für Klavier solo
- 1983: Die Nacht vom 15. August - Symphonie in drei Sätzen
- 1983: Drei Lieder - nach Gedichten von Li Ho für Sopran und Klavier
- 1983: Tanzsuite - für Streicher, Flöte und Harfe
- 1984: Hera oder Die Suche nach der Manis
- 1984: Sonate - für Violoncello solo
- 1987: Nestors Traum für Flöte solo
- 1988: Triptychon in L
- 1989: Ein Takt für Klarinette und Klavier (Stygische Elegie)
- 1989: Spuren. Vier Lieder nach Gedichten von Franz Hrastnik für tiefere Stimme und Klavier
- 1990: Epitaph II
- 1991: Ein Takt für Flöte und Orgel
- 1991: Ein Takt für Klavier
- 1991: Ein Takt für Violoncello
- 1992: Ein Takt für Violine und Klavier
- 1994: Ein Takt für Harfe und Streichquartett
- 1994: Vatermord. Kammeroper in neun Episoden
- 1995: …fällt über dem Fluss die Nacht ein. Symphonische Musik in einem Satz nach einem Motiv von Marguerite Duras
- 1995: Die Überquerung des Flusses. Kammermusikalische Episode nach einem Motiv von Marguerite Duras
- 1995: Ein Takt für Altsaxophon und Orgel
- 1995: Lebend'ges Land. Oratorium für Soli, zwei gemischte Chöre, Kinderchor und Orchester
- 1996: Der letzte Walzer für Klavier solo
- 1997: Secession. Dialog für Gitarre und die andern zwölf
- 1999: Ein Takt für Gitarre
- 1999: Ein Takt für Saxophonquartett
- 1999: Die Trennung. Symphonische Musik in einem Satz nach einem Motiv von Marguerite Duras
- 2001: Ein Takt für Viola und Klavier
- 2001: Mann, Frau, Tier und die anderen. Liederzyklus nach Texten von Robert Gernhardt
- 2002: Ein Takt für Pi-Pa und Streichquartett
- 2004: Ein Takt für Harfe
- 2004: Ein Takt für zwei Klaviere und Schlagzeug
- 2005: Ein Takt für Klarinette und Streichquartett
- 2005: Ein Takt für Klavier und vier Streicher
- 2005: Ein Takt für Pi-Pa
- 2006: Ein Takt für neun
- 2008: Ein Takt für Saxophon und Akkordeon
- 2008: Ein Takt für einen Streicher (nach Wahl) und drei Schlagwerker
- 2009: Requiem für Klavier, Streichorchester und Membranophone
Auszeichnungen
- 1984: Stipendiat der Alban-Berg-Stiftung
- 1985: Preisträger des Kompositionswettbewerbs der Republik China
- 1994: Kompositionspreis „Blaue Brücke“ des Dresdner Zentrums für zeitgenössische Musik
- 2005: Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
Weblinks
Wikimedia Foundation.