So What (Miles Davis)

So What (Miles Davis)

So What (deutsch: Na und?) ist eine Jazzkomposition von Miles Davis aus dem Jahr 1959. Die erste Fassung wurde auf dem Album Kind of Blue veröffentlicht.[1] Der „leicht zu spielende“ Song wurde „zum Inbegriff des modalen Jazz“ und zu einem Jazzstandard, der „gerne auch von Amateurbands“ gespielt wird.[2]

Inhaltsverzeichnis

Die Komposition

So What ist eines der bekanntesten Beispiele für modalen Jazz, gesetzt im dorischen Modus. Es ist denkbar einfach aufgebaut: „Einer riffartigen Melodie vom Kontrabass antworten Bläser und Klavier mit zwei Akkorden – dies insgesamt sechzehnmal.“[2] Die Bläserakkorde lassen sich als Antwort (Call and Response) interpretieren. Die Komposition hat keine Durchgangsharmonien, sondern hat stehende Skalen (Modi); sie besteht aus 16 Takten d-dorisch[3], acht Takten es-dorisch[4] und acht Takten d-dorisch.[5] Mit seiner Liedform AABA und seinen zweiunddreißig Takten entspricht es formal dem Aufbau des amerikanischen populären Lieds.

Die Klavier-und Bass-Einleitung für das Stück wurde von Gil Evans für Bill Evans und Paul Chambers für Kind of Blue geschrieben. Die markante Intonation von Bill Evans für die Akkorde, ein fünftöniger Akkord mit drei übereinander geschichteten Quarten und einer Terz darüber, wurde durch den Theoretiker Mark Levine als So-What-Akkord bezeichnet.[6][7]

John Coltrane verwendete die gleiche Akkord-Struktur später für seinen Standard Impressions.[8]

Weitere Aufnahmen

Davis nahm die Komposition noch weitere Male auf, 1961 mit dem Orchester von Gil Evans, 1964 mit George Coleman. Während das Stück auf Kind of Blue in einem sehr moderaten Tempo gespielt wird, wurde es auf späteren Live-Aufnahmen wie Four and More wesentlich schneller gespielt. Zahlreiche Trompeter folgten Davis und nahmen das Stück auf. Bill Evans spielte es mit seinem Trio. George Russell ließ 1987 das Thema weg und baute seine Fassung auf dem Solo von Davis auf.

Im Jahr 1991 nahm die Saxophonistin Candy Dulfer das Lied für ihr Debüt-Album "Saxuality" auf.[9] Im Jahr 2005 nahm das Larry Coryell Trio das Lied für das Album "Electric“ auf.[10] Der Schlagzeuger Jimmy Cobb gründete 2009 zur fünfzigjährigen Aufnahme von Kind of Blue die So What-Band, mit der er auch auf Tournee ging.[11]

Fassungen mit Text

Sänger Frank Minion nahm das Stück im Januar 1960 mit der Rhythmusgruppe der Ersteinspielung auf. Auf die Basslinie sang er den Text „If I shoud choose to sing the blues“ antwortete er im Multitrack-Verfahren mit „So what?“. Für Eddie Jefferson betexte Chris Hall auch das Trompetensolo für eine Vokalise; hier geht es um Davis und seine Angewohnheit, während der Soli seiner Mitspieler die Bühne zu verlassen.

Rezeption

Thomas Ward schrieb bei allmusic: „"So What" eröffnet das Album, und es ist wohl das markanteste Stück. Mit der langen Einleitung von Paul Chambers, die in Davis minimalistischen Solo gipfelt, gilt "So What" als eine Blaupause für alle Stücke des modalen Jazz…. Der rhythmische Stil ist sehr frei, und obwohl die Struktur einfach ist, eröffnet es jedes Mal neue Komplexität und Feinheiten“ (Autor:Thomas Ward: Quelle:Review des Lieds von Thomas Ward)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Aufnahme erfolgte im Columbia Records 30th Street Studio in New York City am 2. März 1959 mit Cannonball Adderley, John Coltrane, Bill Evans, Paul Chambers und Jimmy Cobb.
  2. a b H.-J. Schaal Jazz-Standards, S. 436f.
  3. Das entspricht einer C-Dur-Skala über den Grundton d.
  4. Diese Skala ist um einen halben Ton höher, also den Tönen der Cis-Dur-Skala mit dem Grundton dis.
  5. Steve Khan: Miles Davis Jazz Trumpet Solo Transcription and Analysis. Abgerufen am 11 October 2010.
  6. Mark Levine: "The Jazz Piano Book" 1989 Sher Music Co., Petaluma, CA ISBN 0-9614701-5-1
  7. Richard Lawn, Jeffrey L. Hellmer: Jazz – Theory and Practice, Wadsworth Publishing, 1993. ISBN 0-534-19596-2
  8. Eric Nisenson (1995). Ascension: John Coltrane and his quest. Da Capo Press. p. 126. ISBN 0306806444
  9. Review des Albums Saxuality bei allmusic
  10. Review des Albums Electric bei allmusic
  11. The Official Jimmy Cobb Website

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