Sonos

Sonos

Sonos ist der Schweizer Dachverband der Gehörlosen- und Hörgeschädigten-Organisationen. Er wurde 1911 als Schweizerischer Taubstummenverein gegründet. Der Name Sonos bedeutet Klang, Ton.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der heute mit dem Namen Sonos bezeichnete Hörgeschädigtenverband wurde 1911 von Eugen Sutermeister in Olten als Schweizerischer Taubstummenverein gegründet. Sehr viele ganz unterschiedliche Organisationen der Selbst- und Fachhilfe im Hörbehindertenwesen schlossen sich seit der Gründung bis in die 70er-Jahre unter seinem Dach zusammen. Der Lebenszyklus des Verbandes hatte wohl damals seinen Zenit erreicht. Seither zeichnet sich bei Sonos eine gewisse Stagnation ab. In den 1980er Jahren spalteten sich vor allem grössere Selbsthilfeorganisationen von Sonos ab. Dies hatte vermutlich vor allem damit zu tun, dass Sonos in dieser Zeit der Gebärdensprache noch vor allem mit Ablehnung begegnet ist. Bis in die 80er Jahre war die Gebärdensprache an den Schweizer Gehörlosenschulen verboten. Gehörlose Menschen haben bis zu dieser Zeit viele Diskriminierungen erlebt, wenn sie die Gebärdensprache benutzt hatten. Glücklicherweise besteht dieses Verbot nun seit über 20 Jahren nicht mehr, und es wird allseits anerkannt, dass die Gebärden-sprache eine vollwertige Sprache - mit einer eigenen Grammatik und Syntax - ist. In der neuen Strategie von Sonos, welche an der Delegiertenversammlung 2008 in Zofingen verabschiedet worden ist, hat sich Sonos denn auch klar für die Gleichwertigkeit der Laut- und Gebärdensprache ausgesprochen. Auch manche Menschen, die heute ein Cochlea Implant tragen, fühlen sich der Gebärdensprache und der Gehörlosenkultur stark verbunden.

Heutige Ausrichtung von Sonos

Sonos nimmt nach der neuen im Juni 2008 an der Delegiertenversammlung in Zofingen verabschiedeten Strategie heute vor allem Aufgaben im Bereich Netzwerkarbeit und Sozialpolitik wahr. In der Schweiz leben insgesamt um die 1,2 Millionen Menschen, die ein Hörproblem haben. Circa 200'000 Personen tragen in der Schweiz ein Hörgerät bzw. sind hochgradig schwerhörig und 8000 Personen sind vollständig gehörlos und auf die Gebärdensprache dringend angewiesen.

Sonos erhält als Dachverband Staatsbeiträge des Bundesamtes für Sozialversicherung gemäss Art. 74 des Invalidenversicherungsgesetzes und leitet diese an Hörbehindertenorganisationen wie beispielsweise Beratungsstellen für hörbehinderte Menschen etc. weiter, die mit Sonos diesbezüglich einen Leistungsvertrag abgeschlossen haben und wichtige Dienstleistungen im Bereich der privaten Behindertenhilfe erbringen. Der Bund leistet Subventionen an Organisationen der privaten Behindertenhilfe in der Höhe von momentan insgesamt 130 Millionen Franken pro Jahr. Sonos selbst erhält als Dachverband vom Bund derzeit um die 5 Millionen Franken, die er an die 13 Unterleistungsvertragsnehmenden weiterverteilt. Sonos ist verantwortlich für die Kontrolle, dass diese Staatsgelder effektiv zweckkonform verwendet werden.

Daneben will Sonos seine heute rund 45 Mitglieder in ihren mannigfaltigen und unterschiedlichen Tätigkeitsgebieten optimal unterstützen. Zu den Mitgliedern von Sonos zählen die ehemaligen Gehörlosen- heute Sprachheilschulen, stationäre Einrichtungen wie beispielsweise Gehörlosenheime, die Gehörlosenkirchen, die Gehörlosenfachberatungsstellen und zahlreiche wichtige Einzelorganisationen mit ganz unterschiedlicher Ausrichtung - vom Verein zur Unterstützung der Gebärdensprache VUGS bis zu Effatta, einem Arbeitseinsatzprogramm für gehörlose Menschen in der Romandie, und der Fondation a Cappella, die sich schwergewichtig der Vermittlung der sog. ergänzten Lautsprache widmet.

Mit Partnerverbänden im Hörgeschädigtewesen pflegt Sonos heute eine enge und konstruktive Zusammenarbeit. Sonos ist in wichtigen Kommissionen und Fachgremien vertreten. So hat Sonos beispielsweise den Vorsitz in der sozial-politischen Kommission der Hörbehindertenverbände, die sich dreimal jährlich zu Sitzungen trifft und gemeinsam Stellungnahmen zu sozialpolitisch relevanten Vorlagen ausarbeitet. Sonos bildet zudem zusammen mit dem Schweizerischen Gehörlosenbund SGB-FSS den Beirat der Stiftung Procom, die schweizweit GebärdendolmetscherInnen vermittelt und Telefonvermittlungs- sowie SMS-Dienstleistungen für Gehörlose anbietet. Im Weiteren ist Sonos in der Begleitgruppe im Zusammenhang mit der an der Hochschule für Heilpädagogik angebotenen Bachelor-Ausbildung zum Gebärdensprachdolmetscher und in der Teletextkommission, die sich dafür einsetzt, dass am Fernsehen möglichst viele Sendungen untertitelt ausgestrahlt werden, damit Menschen mit einem Hörproblem die Dialoge, Wortsendungen etc. synchron in Schriftform mitverfolgen können. Die Untertitelung erfolgt heute vor allem über das System des sog. Respeaking mit einer speziellen Spracherkennungssoftware. In den nächsten Jahren werden hier massgebliche Fortschritte erwartet. Sonos unterstützt Forschungsarbeiten wie beispielsweise die Studie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur hinsichtlich der Leseverständlichkeit der untertitelten Sendungen für hörgeschädigte Menschen.

Der Verband Sonos gibt monatlich die Zeitschrift Sonos heraus, in welcher regelmässig über verschiedene Veranstaltungen im Bereich Hörgeschädigtenpädagogik, Medizin, Hörgerätetechnik, Sozialpolitik und Sozialarbeit etc. berichtet wird.

Aufgaben der Gehörlosenkirche und Gehörlosenfachberatungsstellen

1909 wurde mit massgeblicher Hilfe Sutermeisters auch die Zürcher reformierte Gehörlosenkirche gegründet. Gustav Weber war der erste Gehörlosenpfarrer (1962-1934). Auf ihn folgte Jakob Stutz (1875-1970), dann Eduard Kolb (1918-2000). Seit dem Jahr 2000 ist Marianne Birnstiel als Zürcher Gehörlosenpfarrerin tätig. Die Gehörlosenpfarrer hatten von allem Anfang an auch die Aufgabe, die Gehörlosen im Alltag zu unterstützen. Diese Aufgaben nehmen heute vor allem die sieben Gehörlosenfachstellen wahr, die in Zürich, Basel, Bern, Olten, Schaffhausen, Luzern und St. Gallen domiziliert sind. Träger der Gehörlosenfachstellen sind in der Regel regionale Gehörlosenfürsorgevereine.

Gehörlose Menschen und ihre Angehörigen werden in den Gehörlosenfachstellen zu allen Fragestellungen, mit denen sie in ihrem Leben konfrontiert sind, sei dies im Zusammenhang mit der Erwerbsarbeit (Stellenwechsel, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz etc.), Partnerschaft, Kindererziehung, Suchtproblematik, Älterwerden fachkundig beraten. Die Gehörlosenfachstellen unterhalten auch ein mannigfaches Angebot an Kursen und Freizeitaktivitäten. Die Hörschädigung ist in erster Linie eine Kommunikationsbeeinträchtigung und soziale Isolation sind häufig die Folge einer gravierenden Hörschwäche und Gehörlosigkeit. Deshalb ist es so wichtig, dass es für alle hörbehinderten Menschen in allen Lebensaltern adäquate Angebote gibt, mit anderen Menschen zusammenzusein und der Vereinsamungsgefahr Rechnung zu tragen sowie durch angemessene Förderung, eine möglichst barrierefreie Teilhabe in Schule, Beruf, Freizeit bzw. am sozialen Leben zu ermöglichensowie. Hilfreich für die soziale Eingliederung sind auch einfache Sprachkurse, sinnvoll erscheint die internationale Sprache und die dazugehörige Gebärdensprache Signuno, die auch von Hör- und Sehbehinderten sehr einfach zu erlernen ist.

Die Berufsschule für Hörgeschädigte BSFH

Der Verband Sonos ist Träger der seit 1953 bestehenden Berufsschule für Hörgeschädigte BSFH[1] in Zürich Oerlikon. Rund 200 gehörlose und hörgeschädigte Jugendliche aus der ganzen Deutschschweiz, die eine Berufslehre erhalten, werden heute jährlich an der BSFH unterrichtet. Der Unterricht findet in hörgeschädigtengerechter Form, d.h. in Kleinklassen oder im Einzelunterricht und bei optimalen Licht- und Schallverhältnissen statt.

Auswirkungen des Cochlea Implants auf den Verband Sonos

Seit Ende der 80er Jahre spielt das Cochlea Implantat, CI, für gehörlose und ertaubte Menschen eine immer wichtigere Rolle. Durch Implantation modernster Hörgerätetechnologie wurde es möglich, in die Gehörschnecke einen ganz feinen Draht zu legen, der mit einer Elektrode verbunden ist, die in den Schädelknochen eingepflanzt ist. So können die akustische Signale, die über den äusserlich oberhalb des Ohres getragenen Sprachprozessor wahrgenommen werden, an den Hörnerven als elektrische Impulse weitergeleitet werden. Mit Hilfe des Cochlea Implants können gehörlos geborene Kinder heute die Lautsprache erlernen und ertaubte Menschen können so wieder hören und auch Vogelgezwitscher wieder akustisch wahrnehmen. Mittlerweile sind in der Schweiz über 1200 CI-implantiert, weltweit ca. 120'000 Personen.

Dieser ganz wesentlichen Fortschritt im Bereich Medizin und Hörgerätetechnologie hat zu vielen Änderungen im Aufgabenportefeuille der zahlreichen Hörbehindertenorganisationen in der Schweiz geführt und ist auch an Sonos nicht spurlos vorbeigegangen. Zusammen mit pro audito schweiz (dem Schweizerischen Schwerhörigendachverband), svehk Schweiz (der Schweizerischen Vereinigung von Eltern gehörloser Kinder), dem LKH Schweiz (der Vereinigung der lautsprachlich kommunizierenden Hörbehinderten) betreibt Sonos die Interessengemeinschaft Cochlea Implantat CI IG. Die CI IG veranstaltet jedes Jahr am zweiten Samstag im November ein CI-Forum an der Sprachheilschule St. Gallen, wo jeweils über neueste technische Entwicklungen, verschiedenste Themen, die sich im Zusammenhang mit dem CI stellen Fachreferate gehalten werden und Podiumsdiskussionen stattfinden.

Weblinks

Quellen

  • Eugen Sutermeister: Quellenbuch zur Geschichte des schweizerischen Taubstummenwesens. Bern 1929.
  • Michael Gebhard: Hören lernen – hörbehindert bleiben : die Geschichte von Gehörlosen- und Schwerhörigenorganisationen in den letzten 200 Jahren. Hier + jetzt, Verlag für Kultur und Geschichte, Baden 2007, ISBN 9783039190546.

Einzelnachweise

  1. www.bsfh.ch

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