Sozialwerk Stukenbrock

Sozialwerk Stukenbrock

Das Sozialwerk Stukenbrock war ein Flüchtlings- und Auffanglager zwischen Bielefeld und Paderborn. Es bestand von 1948 bis 1970.

Geschichte

Baracken und Nissenhütten, ca. 1952

Auf Betreiben des Sozialministeriums von Nordrhein-Westfalen entstand 1948 in der Eselsheide zwischen Bielefeld und Paderborn (heute Schloß Holte-Stukenbrock) ein Auffang- und Flüchtlingslager, das Sozialwerk Stukenbrock. Beteiligt daran waren von Anfang an neben dem Evangelischen Hilfswerk Westfalen auch die Caritas, das Deutsche Rote Kreuz, die Arbeiterwohlfahrt sowie der Westfälische Blindenverein. Es war das erste Mal, dass die unterschiedlichen Dachverbände so eng und kooperativ miteinander arbeiteten.

Von 1941 bis 1945 befand sich an dieser Stelle das Russische Kriegsgefangenenlager Stalag 326. Nach dem Krieg wurde dieses Lager zunächst als Internierungslager für NS-Führungskräfte und Menschen, die unter Verdacht standen, Kriegsverbrechen begangen zu haben, genutzt.

Nach der Schließung des Internierungslagers wurden im Sommer 1948 nach umfangreichen Aufräumungsarbeiten die ersten Flüchtlinge aufgenommen. 140 Baracken und 130 Nissenhütten in elendem Zustand, zumeist unmöbliert standen auf gut 500.000 Quadratmetern Grundfläche zur Verfügung. Auch die hygienischen Bedingungen waren zunächst katastrophal. Zu den ersten Einrichtungen, die von Flüchtlingen und Vertriebenen bezogen werden konnten, gehörten das Altersheim „Bethesda“ mit 282 Plätzen, ein Blindenheim, das Wohnheim „Mutter und Kind“ für alleinstehende, meist verwitwete Mütter mit ihren Kindern sowie das Landesjungendheim, in dem 14- bis 18-Jährige familien- und heimatlose Kinder und Jugendliche untergebracht und erzogen wurden.

Im Sozialwerk Stukenbrock waren in den Folgejahren bis zu 2500 Menschen untergebracht. In der Regel blieben sie mehrere Wochen oder Monate, bis ein Arbeitsplatz und eine neue Unterkunft in der näheren aber teils auch weiteren Umgebung gefunden waren. In vielen Zeitungsreportagen der damaligen Zeit wurde daher auch von der „Brücke zur neuen Heimat“ gesprochen.

Ev. Lagerkirche, ca. 1958

Schon in den ersten Jahren nach 1948 wurden die Nissenhütten nach und nach abgerissen, die Baracken renoviert und das Gelände mit Wegen versehen und bepflanzt. Wegen des nicht nachlassenden Flüchtlingsstromes aus den osteuropäischen Ländern wurde das Lager zu Anfang der 60er Jahre erweitert und ein Teil der Baracken durch Gebäude in einer Art Plattenbauweise ersetzt. Um die Bedürfnisse der dort lebenden Menschen zu sichern, entstanden u. a. auch eine Ladenstraße, ein Kino, eine Lesehalle sowie ein Badehaus.

Zur medizinischen Versorgung der Flüchtlinge gab es von Anfang an ein Behelfskrankenhaus. Außerdem verfügte das Sozialwerk Stukenbrock zunächst über eine Behelfsschule, die später Volksschule wurde, sowie in den späteren Jahren auch über einen Kindergarten. Gottesdienste wurden in einer evangelischen und einer katholischen Kirche, beide in umgebauten Baracken untergebracht, gefeiert. Nur die evangelische Kirche ist bis heute erhalten und steht unter Denkmalschutz.

Seit der Schließung des Sozialwerkes Stukenbrock im Jahr 1970 ist auf dem Gelände das Bildungszentrum „Erich Klausener” der Polizei NRW angesiedelt. In einem noch heute erhaltenen Gebäude aus der Zeit des Kriegsgefangenenlagers befindet sich die Dokumentationsstätte Stalag 326.

Weblinks

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