- Urban Mining
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Urban Mining (engl. Bergbau im städtischen Bereich) bzw. Stadtschürfung bezeichnet die Tatsache, dass eine dicht besiedelte Stadt als riesige „Rohstoffmine“ anzusehen ist. [1] Dabei umfasst Urban Mining die Identifizierung anthropogener Lagerstätten, die Quantifizierung der darin enthaltenen Sekundärrohstoffe, Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen vor dem Hintergrund der zu Verfügung stehenden technischen Rückgewinnungsvarianten und den derzeitig erzielbaren und zukünftig prognostizierten Erlösen, die wirtschaftliche Aufbereitung und Wiedergewinnung der identifizierten Wertstoffe sowie die integrale Bewirtschaftung anthropogener Lagerstätten[2]. Hierbei wird der Mensch nicht nur als Verbraucher, sondern auch als Produzent wertvoller Ressourcen betrachtet[3]. Einiges aus dieser Mine wird schon lange gefördert. Schrott verarbeitet die Industrie seit Jahrzehnten immer wieder zu neuem Metall. Auch aus Bauschutt entsteht erneut Material für andere Bauzwecke. Seit Jahren recycelt man in Deutschland Glas, Papier und Kunststoff.
Inhaltsverzeichnis
Differenzierung urbaner Minen
Das relevante Unterscheidungsmerkmal bei der Betrachtung urbaner Minen ist - im Sinne einer Lebenszyklusbetrachtung - der Zeitraum der Freisetzung der Ressourcen, d. h. der Zeitraum wie lange die, in Konsum- und Produktionsgütern verwendeten Rohstoffe zeitlich gebunden sind (Resource Conversion Cycle). Jede der vier Lagerstätten der „Urbanen Mine“ - Produktion, Konsum, Entsorgung und Aufbereitung - hat dabei einen Einfluss auf die integrale Rohstoffbewirtschaftung im Sinne des „Urban Minings“ sowie die Freisetzung der Ressourcen: Angefangen bei einem, der Produktion vorausgehenden, recyclingfreundlichen Produktdesign (z. B. cradle to cradle), über die Schaffung neuer Konsumstrategien (wie z. B. dem Leasing) um Rohstoffe direkt zu sichern, der Schaffung effizienter industrieller Rücknahme- (z. B. REWINDO) und haushaltsnaher Entsorgungssysteme (z. B. Wertstofftonne) bis hin zur Entwicklung effizienter Aufbereitungsstrategien, mit denen eine qualitativ und quantitativ hochwertige Rohstoffrückgewinnung sichergestellt werden kann. Je nach Bindungszeitraum der Ressourcen lassen sich die verschiedenen Minen in lang- und kurzfristige „urbane Minen“ einteilen. Deutliche Unterschiede ergeben sich für die verschiedenen Minen darüber hinaus noch im Grad der Wertstoffdichte , dem erforderlichen Aufwand zur Aufbereitung für die Nutzung der Sekundärrohstoffe (werkstofflich, rohstofflich, energetisch), dem Grad der Wertminderung durch die vorangegangene Konsumtion sowie die jeweils erzielbaren Erlöse. [4]
Was kann Urban Mining
Urban Mining verringert die Abhängigkeit von steigenden Rohstoffpreisen und von Importen. Entsorgungsunternehmen ersparen der deutschen Volkswirtschaft durch das Recycling schon heute einige Milliarden Euro. Im Fall von Kupfer werden Schätzungen zufolge derzeit ca. 300 Millionen Tonnen genutzt. Die Reserven an Kupfer betragen ca. 490 Millionen Tonnen. Somit sind die jene Bestände, die in Infrastruktur, Bauwerken und mittellanglebigen Produkten enthalten sind, den natürlichen Reserven massenmäßig ebenbürtig. Prof. Helmut Rechberger von der TU Wien geht davon aus, dass es dieses Verhältnis bei einer Vielzahl anderer Rohstoffen ähnlich ist. [5]
Urban Mining mindert die Umweltbelastungen. Das Recycling unterschiedlicher Abfälle sparte seit 1990 über 50 Millionen Tonnen Kohlendioxid ein, rund ein Viertel dessen, was ganz Deutschland insgesamt seither an Treibhausgasen eingespart hat. Der intelligente Umgang mit Rohstoffen ermöglicht auch Menschen in weniger entwickelten Regionen der Welt, den Lebensstandard nachhaltig zu verbessern.
Weltweit wohnen erstmals in der Geschichte mehr Menschen in der Stadt als auf dem Land. Aller Voraussicht nach werden in 25 Jahren sogar zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Besonders, wo die Einkommensunterschiede zwischen Stadt und Land hoch sind, wachsen die Städte rasant. Dies gilt vor allem für Entwicklungs- und Schwellenländer. Insbesondere in den Bereichen Luft-, Wasser- und Bodenreinhaltung sind hohe Investitionen zu erwarten. Den Investitionsbedarf in die Infrastruktur der weltweiten Ballungszentren beziffern Experten bis 2030 auf geschätzte 40 Billionen Dollar.
Fachkongress Urban Mining
Der erste Fachkongress URBAN MINING® fand erstmalig am 25. März 2010 im Standort Iserlohn statt. Er war als branchenübergreifender Kongress mit internationaler Ausrichtung und renommierten Referenten geplant. 85 Vertreter aus Wirtschaft, Verbänden und Hochschulen hatten sich im Kongresszentrum der SASE versammelt, um sich wichtigen Zukunftsthemen zu widmen. Der Nachhaltigkeitsgesichtspunkt (Ökologie, Soziales, Ökonomie) stand im Fokus der Veranstaltung.
Weblinks
- Fachkongress Urban Mining
- Perspektive dezentraler Infrastrukturen (PDF-Datei)
- Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit: Urban mining weist Weg aus Rohstoffverknappung - 84 % des Bauschutts wieder verwertbar - Pressemitteilung vom 10. Okt. 2008
- Projekt Roadmap Umwelttechnologien 2020, Forschungszentrum Karlsruhe GmbH, Karlsruhe 2008 (PDF-Datei; 1,50 MB)
- "Urban Mining - Rohstoffquelle der Zukunft" - Rede auf dem Jahreskongress 2008 des Deutschen Abbruchverbandes
- Urban Mining Abfall als Rohstoffquelle der Zukunft (PDF-Datei; 724 kB)
- Drei Länder gemeinsam für mehr Schutz der natürlichen Ressourcen - Juni 2009
- Neue Recycling-Rezepturen für gängige Betonsorten - RECYCLING magazin August 2009
- [1] Urban Mining | Ein Blog von Altmetalle Kranner August 2011
Einzelnachweise
- ↑ Urbane Lagerstätten erschließen orf.at, abgerufen am 9.Mai 2011
- ↑ Flamme, S., Krämer, P., Walter, G.: Über die Kreislaufwirtschaft zum URBAN MINING - von der Produktverantwortung zu einer integralen Rohstoffbewirtschaftung. In: 12. Münsteraner Abfallwirtschaftstage, hrsg. von S. Flamme, B. Gallenkemper, K. Gellenbeck, S. Rotter, M. Kranert, M. Nelles, Münster 2011, S. 141 - 148.
- ↑ http://www.urban-mining.com/index.php?id=164
- ↑ Flamme, S., Krämer, P., Walter, G.: Über die Kreislaufwirtschaft zum URBAN MINING - von der Produktverantwortung zu einer integralen Rohstoffbewirtschaftung. In: 12. Münsteraner Abfallwirtschaftstage, hrsg. von S. Flamme, B. Gallenkemper, K. Gellenbeck, S. Rotter, M. Kranert, M. Nelles, Münster 2011, S. 141 - 148.
- ↑ Rechberger, H.: Urban Mining ist mehr; MüllMagazin 2/2009; S.2 (Rubrik: Auf ein Wort), Rhombos-Verlag, ISSN 0934-3482 Online: http://www.urbanmining.at/urban-mining-ist-mehr/741
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