Standseilbahn Starý Smokovec–Hrebienok

Standseilbahn Starý Smokovec–Hrebienok
Ausweichstelle der Standseilbahn, Richtung Hrebienok
Ein von 1970 bis 2007 betriebener Wagen
Ein aktuell eingesetzter Wagen
Talstation Starý Smokovec (Stand Ende 2006)
Bergstation Hrebienok (Stand 2007)

Die Standseilbahn Starý Smokovec–Hrebienok (slowakisch Pozemná lanová dráha Starý Smokovec–Hrebienok oder kurz Pozemná lanovka na Hrebienok) ist eine meterspurige, ganzjährig betriebene Standseilbahn im slowakischen Teil der Hohen Tatra und die einzige in der Slowakei. Sie ist 1.937 m lang und verbindet Starý Smokovec (Talstation 1.025 m n.m.), einen Ortsteil der Stadt Vysoké Tatry, mit dem Berg und Skiort Hrebienok (Bergstation 1.272 m n.m.).

Die Standseilbahn wurde 1908 errichtet und in drei großen Maßnahmen von 1950 bis 1951, 1967 bis 1970 und 2007 bis 2008 umgebaut.

Inhaltsverzeichnis

Daten

  • Spurweite: 1000 mm
  • Länge: 1.937 m
  • Höhenunterschied: 247 m
  • Durchschnittliche Neigung: 13,11 %
  • Maximale Neigung: 14,8 %
  • Höchste Geschwindigkeit: 10 m/s (7 m/s an der Ausweichstelle, bis 2007: 5 m/s)
  • Antriebsleistung (permanent): 523 kW
  • Seil: ⌀ 34 mm (bis 2007: ⌀ 31,5 mm)
  • Kapazität: 1600 Passagiere pro Stunde (bis 2007: 900 Passagiere pro Stunde)
  • Fahrzeit: 4,5 min (bis 2007: 7 min)

Quellen:[1][2]

Geschichte

Die ersten Planungen reichen bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurück, als die Slowakei Teil des Königreichs Ungarn war. Der Bedarf für eine Verbindung zum Berg Hrebienok (deutsch Kämmchen) stieg nach 1883 rasch an, als am Berg ein Kurort entstand, der ein Jahr später von Altschmecks über eine Straße erreichbar wurde. Nach der Eröffnung des Grandhotels in Altschmecks im Jahr 1904 entwickelte sich der Tourismus weiter, wodurch der Bedarf für eine leistungsfähigere Verbindung zum Berg Hrebienok noch stieg.[3] Zuerst wurde von den Poprader Unternehmern Krieger und Matejka eine Zahnradbahn mit der Spurweite von 700 mm vorgeschlagen, die Firma musste aber das Projekt aus wirtschaftlichen Gründen in eine Standseilbahn ändern und sich mit der Budapester Firma Phoebus zusammenschließen. Sie gründeten die Tátrafüredi helyi érdekű villamos vasút (deutsch: Schmeckser Elektrische Lokalbahn) und begannen im Frühjahr 1908, die Bahn zu bauen. Mangels größerer Erdarbeiten und Brücken schritt der Bau so schnell fort, so dass die Kollaudation schon am 16. Dezember 1908 stattfinden konnte und einen Tag darauf die Bahn für die Öffentlichkeit eröffnet wurde, vier Tage vor der Eröffnung des Elektrische-Tatrabahn-Teilstücks von Altschmecks nach Poprad. Eine geplante Weiterführung zum Berg Slavkovský štít (dt. Schlagendorfer Spitze, 2.452 m n.m.) wurde nicht gebaut.[4]

Die Strecke war 2.036 m lang und für die Ausweichstelle wurde das System Abt benutzt. Die technologische Ausstattung wurde von der Firma AEG, das Seil mit dem Durchmesser von 18,5 mm von der Firma Vogel und Noot geliefert. Die Talstation sollte sich ursprünglich direkt am Bahnhof der Elektrischen Tatrabahn befinden, wurde aber aus dem Ort verlegt, um nicht bebaute Fläche und die Straße zu kreuzen,[3] wo die Gefahr der Beschädigung des Seils durch passierende Fahrzeuge bestanden hätte.[5] Die ursprünglichen zwei Wagen von der Budapester Firma Ganz waren aus Holz hergestellt, hatten die maximale Geschwindigkeit von 2,5 m/s und konnten 45 Passagiere aufnehmen, 15 davon auf einer offenen Bühne. Die Bahn wurde durch einen in der Bergstation untergebrachten Elektromotor (25,7 kW) getrieben, der an eine 550-V-Leitung (Gleichstrom) angeschlossen war. Obwohl die Möglichkeit bestand, eine Oberleitung für Beleuchtung zu errichten, wurden die Wagen nur durch Öllampen beleuchtet.[4]

Nach dem Ersten Weltkrieg und Gründung der Tschechoslowakei wurde die Bahn von der Prager Bank Legiobanka erworben.[3] Ab 1950 war die Tschechoslowakische Staatsbahn der Betreiber der Standseilbahn.[4]

Im Laufe der Jahre wurden die Motoren mehrmals ausgewechselt, so dass die höchste Geschwindigkeit nun 4,5 m/s betrug. 1951 fand der erste große Umbau statt, wobei die alten Wagen gegen voll überdachte Wagen ausgetauscht wurden. 1967 begann im Hinblick auf die Nordische Skiweltmeisterschaft 1970 eine weitere Modernisierung. Die Bahn wurde gekürzt, beide Stationen umgebaut, ein neuer Elektromotor mit einer Leistung von 340 kW und elektrische Aggregate der Firma Ward-Leonard eingebaut sowie neue Wagen von der italienischen Firma Ceretti & Tanfani geliefert, die nun Platz für 125 Passagiere boten. Gleichzeitig konnte die Geschwindigkeit auf 5 m/s erhöht werden. Die neue Standseilbahn wurde am 18. Februar 1970 eröffnet.[6]

Nach dem Orkan im slowakischen Teil der Hohen Tatra am 14. November 2004 musste die Bahn für einige Wochen bis zur Räumung der umgestürzten Bäume gesperrt werden. Dies veränderte auch die Aussicht im unteren Teil der Strecke: wo vorher nur ein dichter Wald zu sehen war, eröffnete sich nun auch der Blick in den Untertatraer Kessel im Süden und den Berg Slavkovský štít im Westen.[4]

2006 wurde die Standseilbahn von der privaten Firma Tatranské lanové dráhy erworben, die schon seit 2004 die Strecke vom bisherigen Eigentümer ZSSK gemietet hatte. Im Spätjahr 2007 wurden auch die bisher seit 37 Jahren genutzten Wagen durch Neubauten der Schweizer Firma Gangloff ersetzt, wodurch die Kapazität auf 160 Passagiere stieg, und die maximale Geschwindigkeit verdoppelte sich auf 10 m/s. Die neue Technologie wurde vom österreichisch-schweizerischen Seilbahnhersteller Doppelmayr/Garaventa geliefert.[6] Die Wiedereröffnung fand am 22. Dezember 2007 statt.

Die alten italienischen Wagen konnten entgegen dem ursprünglichen Plan, sie zu verschrotten, gerettet werden. Sie wurden in ein altes Dampfdepot in Poprad transportiert. Ein Wagen soll als Exponat im zukünftigen Museum des Tatra-Verkehrs ausgestellt werden, der andere wird als Ersatzteilspender genutzt.[5]

Einzelnachweise

  1. Pozemná lanovka Starý Smokovec - Hrebienok, Lanovky.sk, abgerufen am 13. März 2011 (slowakisch)
  2. Pozemná lanovka Starý Smokovec - Hrebienok (pôv. 1970), Lanovky.sk, abgerufen am 14. März 2011 (slowakisch)
  3. a b c Z histórie pozemnej lanovej dráhy, vlaky.net, abgerufen am 13. März 2011 (slowakisch)
  4. a b c d Pozemní lanovka na Hrebienok, spvd.cz, abgerufen am 13. März 2011 (tschechisch)
  5. a b Prvá lanovka na Hrebienok skončila v šrote. Druhú dajú do múzea, Pravda, abgerufen am 14. März 2011 (slowakisch)
  6. a b Novou lanovkou na Hrebienok, Tatry.cz, abgerufen am 13. März 2011 (tschechisch)

Weblinks

 Commons: Standseilbahn Starý Smokovec–Hrebienok – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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