Stapelfehlerenergie

Stapelfehlerenergie
Definition der verallgemeinerten Stapelfehlerenergie
Funktionaler Verlauf der SFE in (111)Cu

Die verallgemeinerte Stapelfehlerenergie gibt die Energie pro Fläche eines idealen, unendlich ausgedehnten Stapelfehlers an. Wesentlich für die Charakterisierung der plastischen Deformation sind die instabile Stapelfehlerenergie – das erste Maximum – und die stabile Stapelfehlerenegie – das zweite Minimum.

Bei der Bildung eines Stapelfehlers muss die Energiebarriere der instabilen Stapelfehlerenergie überwunden werden. Die Differenz aus den beiden Energien ist ein Maß für die Duktilität eines Materials.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Zur Definition der verallgemeinerten Stapelfehlerenergie betrachtet man einen unendlich ausgedehnten defektfreien idealen FCC-Kristall. Dann sei dieser Kristall entlang einer Trennebene in einen oberen und unteren Teil aufgeteilt. Nun wird der obere Teil des Kristalls verschoben und die Energie des so deformierten Kristalls gemessen. Sei nun E0 die Gesamtenergie der Ausgangskonfiguration des idealen Kristalls und bezeichne weiter α und β die Verschiebung der oberen Hälfte des Kristalls in der Ebene. Dann ist die verallgemeinerte Stapelfehlerenergie definiert als:


 \gamma(\alpha,\beta):=\frac{E(\alpha,\beta)-E_0}{A_\mathrm{c}}

Dabei ist E(α,β) die Energie des deformierten Kristalls für die vorgegebene Verschiebung und Ac die Kontaktfläche der beiden Hälften des Kristalls in der Verschiebungsebene. Die verallgemeinerte Stapelfehlerenergie stellt also eine Energie-Flächendichte dar. Die beiden Koeffizienten der Verschiebung α und β ergeben dann eine Gesamtverschiebung in der Ebene von


   \vec{f}:=\alpha\vec{a}+\beta\vec{b}
   \qquad
   0\leq\alpha<1 \wedge 0\leq\beta<1
   \qquad
   \vec{a}:=\frac{1}{2}[11\bar{2}] \wedge \vec{b}:=\frac{1}{2}[1\bar{1}0]

Dabei sind die beiden Basisvektoren  \vec{a} und  \vec{b} für die relevante (111) Ebene unserer Systeme gewählt.

Charakterisierung von Stapelfehlern

Die verallgemeinerte Stapelfehlerenergie ist eine charakteristische Kenngröße eines Materials. Obwohl sie mittels einer Idealisierung berechnet wird, so eignet sie sich dennoch, um die Erzeugung von Stapelfehlern während der plastischen Deformation zu beschreiben. Weiter können auch Eigenschaften der Versetzungen selbst -- wie zum Beispiel die Versetzungskerngröße, das Zerfließverhalten einer Versetzung und deren Energetik -- gut durch die verallgemeinerte Stapelfehlerenergie beschrieben werden. Bei Werkstoffen mit geringer Stapelfehlerenergie ist z.b. durch Aufspaltung der Versetzungen die Kristallerholung behindert, weswegen sie nach Verformung eher zu Rekristallisation neigen. Dies ist insbesondere bei Metallen mit kubisch flächenzentriertem Gitter der Fall.

Siehe auch

Literatur

  • Gerolf Ziegenhain; TU Kaiserslautern (Hrsg.): Atomistische Simulation von Nanoindentation. Kaiserslautern Juni 2009.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Christian Blochwitz — (* 2. Februar 1943 in Dresden) ist ein deutscher Physiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschungsschwerpunkte 3 Veröffentlichungen (Auswahl) …   Deutsch Wikipedia

  • Stapelfehler — Stapelfehlerbildung in FCC Materialien Ein Stapelfehler ist ein 2 dimensionaler Gitterfehler in bestimmten Kristallstrukturen. Er tritt z. B. in der kubisch flächenzentrierten Kristallstruktur (FCC) auf, die als Stapelung von Kristallebenen… …   Deutsch Wikipedia

  • Austenit — Als Austenit (nach Sir William Chandler Roberts Austen) werden γ Mischkristalle von Eisen Legierungen bezeichnet. Im weiteren Sinn wird der Begriff Austenit auch auf andere kubisch flächenzentrierte Mischkristalle des Eisens übertragen. Ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Kristallerholung — Unter Kristallerholung versteht man die Beseitigung der Folgen einer plastischen Verformung (z. B. Kaltumformung) ohne Neubildung des Gefüges (Rekristallisation). Kristallerholung führt zum Abbau von Spannungen. Kornform und Korngröße des… …   Deutsch Wikipedia

  • SFE — ist die Abkürzung von: Supercritical Fluid Extraction (Extraktionstechnik der analytischen Chemie) der Schule für Erwachsenenbildung in Berlin der Gesellschaft für Strukturanalyse in Forschung und Entwicklung mbH, eine Ingenieursgesellschaft in… …   Deutsch Wikipedia

  • TRIP-Stahl — TRIP Stähle (engl. TRansformation Induced Plasticity, dt.: »umwandlungsbewirkte Plastizität«) sind moderne, besonders hochfeste Stahllegierungen. Inhaltsverzeichnis 1 Verwendung 2 TRIP Effekt 3 Legierungsbestandteile …   Deutsch Wikipedia

  • TWIP-Stahl — (Twinning Induced Plasticity, zu deutsch Zwillingsbildung induzierte Plastizität) ist eine Austenit Stahlsorte, bei der bei plastischer Verformung wegen einer relativ geringen Stapelfehlerenergie von 20 40 mJ/m² eine intensive Zwillingsbildung… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”