Sulaimān Murschid

Sulaimān Murschid

Sulaimān Murschid (auch: Salmān al-Murschid; * 1907 in Dschaubat al-Burghāl im Alawitengebirge; † 16. Dezember 1946 in Damaskus) war ein religiöser und politischer Führer bei den syrischen Alawiten während der französischen Mandatszeit.

Sulaimān Murschid wuchs in seinem Dorf in dem oberen, entlegeneren Teil des syrischen Küstengebirges in ärmlichen Verhältnissen auf und war zunächst als Hirte tätig. Seine religiöse Karriere begann im September 1923, als er krank wurde, ekstatische Anfälle bekam und fortan in seiner Umgebung als Gesandter des Chidr angesehen wurde. Es entstand um ihn herum eine religiöse Erweckungsbewegung, die weite Teile der alawitischen Gemeinschaft erfasste. Murschid wurde von seinen Anhängern nach einer gewissen Zeit als Prophet, später sogar als "Herr" (rabb) mit göttlichen Qualitäten verehrt.

Da sich Dörfer, die Murschids Bewegung angehörten, weigerten, Steuern zu zahlen, und er außerdem für Massaker in dem Dorf al-ʿĀliyāt verantwortlich gemacht wurde, unternahmen die französischen Mandatsbehörden zunächst verschiedene Versuche, die Bewegung zu zerschlagen. Im Jahre 1929 kam es jedoch zu einer Annäherung zwischen beiden Seiten, und es begann eine Phase politischer Zusammenarbeit. Murschid selbst zog im November 1937 nach Wahlen als Abgeordneter in das syrische Parlament ein.

In der gleichen Zeit schloss Murschid seine Anhänger, die vor allem aus den alawitischen Stämmen der ʿAmāmira, Mahāliba und Darāwisa kamen, zu einem neuen Stamm zusammen, der nach dem Vorbild des altarabischen Stammes der Ghassaniden als Banū Ghassān bzw. Ghasāsina genannt wurde, und erklärte sich selbst zu dessen Oberhaupt (raʾīs).

Nachdem im Juli 1939 die französische Mandatsregierung das Alawitengebiet neuerlich aus dem syrischen Staat herausgelöst hatte, intensivierte Murschid seine Zusammenarbeit mit den Franzosen und konnte dadurch seine Machtposition in der Region stark ausbauen und stieg zum wichtigsten Großgrundbesitzer der Region auf.

Nach der Wiedereingliederung des Alawitengebietes in den syrischen Staat (1942) kam es immer wieder zu bewaffneten Zusammenstößen zwischen Murschids Anhängern und der syrischen Gendarmerie. Im Dezember 1946, nach dem Abzug der französischen Truppen aus Syrien, wurde Murschid wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und in Damaskus auf dem Merdsche-Platz gehenkt.

In den 1950er Jahren haben zwei Söhne Murschids, Mudschīb und Sādschī, die von ihrem Vater begründete religiöse Bewegung unter dem Namen Murschidīya neu belebt. Als religiöse Untergruppierung der Alawiten mit 100.000 bis 200.000 Anhängern besteht diese Gemeinschaft bis heute fort.

Literatur

  • Patrick Franke: Göttliche Karriere eines syrischen Hirten: Sulaimān Muršid (1907-1946) und die Anfänge der Muršidiyya. Islamkundliche Untersuchungen 182. Berlin 1994.
  • Gitta Yaffe: "Beginnings of an Alawi Leader: Suleiman Al-Murshid" in Middle Eastern Studies 29 (1993) 624-640.

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