- Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung Leipzig 1897
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Vom 24. April bis zum 19. Oktober 1897 fand in Leipzig die Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung als umfassende Leistungsschau Mitteldeutschlands verbunden mit einem hohen Anteil an volkstümlicher Unterhaltung statt.
Inhaltsverzeichnis
Der Anlass
1897 war der 400. Jahrestag der Verleihung des Messeprivilegs für Leipzig als Reichsmesse durch den römisch-deutschen König und späteren Kaiser Maximilian. Dieser Anlass sollte genutzt werden, um nach dem Übergang zur Mustermesse 1895 der Leipziger Messe neuen Schwung zu verleihen, da Konkurrenz insbesondere auch von Berlin drohte, das sich anschickte, ebenfalls eine Mustermesse auszurichten und mit der Berliner Gewerbeausstellung 1896 ein Achtungszeichen gesetzt hatte. Mit der Einbeziehung der thüringischen (sächsisch-ernestinischen) Herzogtümer wollte man an das einst ungeteilte Kurfürstentum Sachsen erinnern. Der sächsische König Albert übernahm die Schirmherrschaft der Ausstellung. Die Vorbereitungen begannen bereits 1894, da man zunächst schon 1895 als Ausstellungsjahr ins Auge gefasst hatte.
Die Ausstellung
Als Ausstellungsgelände wurde ein Areal von 40 Hektar westlich des neu entstandenen Musikviertels und des Johannaparks gewählt, das sich zu beiden Seiten des Elsterflutbetts (damals noch Pleiße-Flutbett) erstreckte. Ausgehend von der Einmündung der Beethovenstraße in die Karl-Tauchnitz-Straße wurde als Mittelachse des Geländes eine Allee mit einer Brücke über das Pleiße-Flutbett bis zur 40.000 Quadratmeter großen Haupthalle der Ausstellung, der Industriehalle, angelegt, die König-Albert-Allee (heute Anton-Bruckner-Allee). Der Haupteingang des Geländes am heutigen Anton-Bruckner-Platz war von zwei mächtigen weißen Säulen flankiert. Bis zum Brückenübergang lag eine Vielzahl weiterer Schauhallen, wie die landwirtschaftliche Halle, die Gartenbauhalle, die Textilhalle, die Gas- und Wasserhalle, die Fahrradhalle, ein Pavillon der Stadt Leipzig, Hallen von Einzelfirmen und eine Kunsthalle.[1] Insgesamt nahmen 3027 ausstellende Firmen teil.[2]
Für die Kunstausstellung wählte eine Jury 864 Kunstwerke von 362 sächsischen und thüringischen Künstlern aus. Neben Gemälden und Plastiken waren auch Architekturentwürfe vertreten. Kontrovers aufgenommener Höhepunkt der Ausstellung war Klingers Monumentalgemälde Christus im Olymp, das hier erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.[3]
Auf Schauwert ausgelegt war der Nachbau mittelalterlicher Leipziger Gebäude in Originalgröße mit dem alten Rathaus, Auerbachs Hof und dem Naschmarkt, eines Thüringer Dorfes mit Kirche, Mühle, Gasthof und Bauernhöfen, einer sogenannten Tiroler Bergfahrt und einer „Kolonialausstellung“ mit dem Nachbau einer Handelsstraße in Daressalam und einer afrikanischen Eingeborenensiedlung, die von über 50 Bantuleuten bevölkert war. Sowohl in der Mitte der König-Albert-Allee als auch südlich von ihr waren künstliche Teiche angelegt worden. Der Letztere besaß in der Mitte eine farbig beleuchtete Fontäne. Um ihn gruppierten sich das Hauptrestaurant, das Hauptcafé (Wiener Café) und das Kneipenviertel. Es gab ein eigenes Theater und einen Rummelplatz (Vergnügungsviertel). Das ganze Gelände konnte mit einer kleinen, von einer Elektrolok gezogenen Bahn umrundet werden.
Hinter der Haupt-Ausstellungshalle befanden sich die Betriebsanlagen des Geländes. Ein eigenes Kraftwerk sorgte für den elektrischen Strom. Ein eigenes Dampf- und Wasserleitungsnetz waren vorhanden. Alle Gebäude und Anlagen waren ausschließlich durch sächsische und thüringische Firmen errichtet worden.[4]
Postkarten von der Ausstellung
Danach
Als die Ausstellung feierlich schloss, hatten sie 4,2 Millionen Besucher gesehen. Damit hatten sich die Gesamtkosten von 2,1 Millionen Reichsmark (1,7 Mill. RM aus Spenden der Bürgerschaft) rentiert, Es war die größte Schau die Leipzig je erlebt hatte. Auch die weitere Entwicklung der Messe hatte die gewünschten Impulse erhalten.
Die Bauten, die in einer leichten Bauweise nur für die Ausstellung errichtet worden waren, wurden sämtlich wieder abgerissen. 1899 erhielt der neu entstandene Park auf dem ehemaligen Gelände der Gewerbeausstellung den Namen „König-Albert-Park“. Die Anton-Brucker-Allee und die beiden Teiche sind noch direkte Zeugen der Ausstellung. Im mittleren Teil der Ausstellung wurden aus Schuttresten zwei Hügel gebildet, die im Park integriert sind und als „Große Warze“ und „Kleine Warze“ den Leipziger Kindern als Schlittenhang dienen.
Ein Gebäude allerdings existiert noch. Im Kneipenviertel der Ausstellung gab es die Gaststätte Blockhaus, die auch als solches errichtet war und von der Leipziger Brauerei F.A. Ullrich betrieben wurde. Diese Brauerei setzte das Blockhaus nach Ausstellungsende als Gartenlokal in den Kleingartenverein „Westvorstädtischer Schreberverein zu Leipzig-Kleinzschocher“ an der Diezmannstraße um, wo es bis in die 1980er Jahre noch als solches fungierte, danach als Räumlichkeiten des Gartenvorstands. Der Kleingartenverein heißt seit 1934 „Blockhaus“.[5]
Überbleibsel der Ausstellung
Einzelnachweise
- ↑ »Expo« 1897 bei Musikviertel e.V.
- ↑ Enrico Hochmut: Von der Dschungelhütte zum Glashaus, in Leipziger Blätter Nr. 39, 2001, S. 29
- ↑ Enrico Hochmut: Seffner großartig! Klinger scheußlich! Die Kunstausstellung auf der Leipziger Industrieausstellung 1897, in Leipziger Blätter Nr. 41, 2002, S. 54
- ↑ H.-C. Mannschatz: Die Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung Leipzig 1897, in Das Leipziger Musikviertel. Verlag im Wissenschaftszentrum Leipzig, 1997, S. 78, ISBN 3-930433-18-4
- ↑ LVZ vom 5. Februar 2010, S.19
51.32996812.352859Koordinaten: 51° 19′ 48″ N, 12° 21′ 10″ OKategorien:- Ausstellung (Deutschland)
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- Ehemaliges Bauwerk in Leipzig
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