- Thomas Reimann
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Thomas Reimann, auch TMVO Reimann (* 7. Dezember 1953 in Weimar) ist ein deutscher Glaskünstler, Maler, Bildhauer und Designer, welcher sich vorwiegend mit den Materialien Glas und Stein beschäftigt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Reimann wurde als Viertes von insgesamt fünf Geschwistern in Weimar geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Weimar und Dresden. Nach seiner schulischen Ausbildung absolvierte er eine Lehre als Metallfacharbeiter mit Abitur. Im Jahr 1975 begann er das Studium Design für Glas, Porzellan und Keramik bei Brigitte Mahn-Diedering an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle-Burg Giebichenstein, welches er im Jahr 1980 mit Diplom beendete. Während seiner Studienzeit befreundete er sich mit dem Dresdner Maler Rudolf Nehmer, der ihm das Leben und Arbeiten eines freischaffenden Künstlers näher brachte und sein Interesse an der Kunst verstärkte. Seit dem Jahr 1980 arbeitete Thomas Reimann als Designer in der sächsischen Glasindustrie, wobei er eine weitere Berufsausbildung als Glasmacher absolvierte. Er fertigte in dieser Zeit Kunstwerke aus Glas, welche auf Ausstellungen in der DDR und Ungarn präsentiert wurden. Im Jahr 1990 gründete er mit seiner Frau das Atelier Kunst & Design, Glashaus Weißer Hirsch Dresden. Seitdem arbeitet er als freier Künstler und lernte die Maler, Bildhauer und Glaskünstler Gretel Eisch und Erwin Eisch kennen. Es entstand eine enge Freundschaft, welche das Wirken der Künstler durch gemeinsame Ausstellungen, Projekte und Gedankenaustausch nachhaltig beeinflusste. 2001 eröffnete Thomas Reimann sein Sommeratelier und Schauwerkstatt für "Glas + Stein-Bildhauerei" auf der Burg Stolpen in Sachsen. Es folgten die Ausstellung "45 Glasköpfe" und die Ausstellungsorganisation "DA BIN I" im art'otel Dresden und dem Schloß Pillnitz; die Organisation des Treffens europäischer Glaskünstler in der Eisch-Glashütte Frauenau; die Ausstellung "Glas + Stein" in Hannover; eine USA Reise mit Erwin Eich, wobei ein erster Glasdruck bei Harvey Littleton in North Carolina entstand; weitere Ausstellungen in Europa, Arbeiten für private und öffentliche Sammlungen und Kunstprojekte im öffentlichen Raum.
Zitate zu Ausstellungen von Thomas Reimann
"Thomas Reimann hat sich auf ein gefährliches Material eingelassen, welches nicht nur zerbrechlich, spröde und scharf ist, sondern sich auch in einem für uns Menschen erträglichen Temperaturzustand überhaupt nicht formen lässt. Erst mit sehr viel Energie und besonderer Wärme wird der Stoff butterweich und lässt sich, so man will und kann, bearbeiten. Dies tut Reimann. Er knetet, bläst, formt-performt und kommt so zu verblüffenden Schöpfungen. Verblüffend jedoch nur für uns, die Betrachter. Ich lernte Thomas anlässlich einer Ausstellung auf der Burg Stolpen kennen, in welcher er Persönlichkeiten, genauer: Wissenschaftler, Erfinder, Philosophen, Komponisten - kurz: Genies geformt aus Glas - zeigte. Persönlichkeiten und Glas? Glas, ein Material, das eher durchscheinend, ja transparent ist. Genies sind es eigentlich nie! Gerade eben nicht der "Gläserne Mensch", sondern die Persönlichkeit, der Kopf, der uns immer rätselhaft bleibt. Wie soll das gehen? Reimann komprimierte, filterte und den Extrakt bekam der Betrachter zu sehen. Treffend, mal provozierend, manchmal knallig und schrill, exaltiert oder melancholisch stieß er mit seinen Köpfen auf großes Interesse bei mir, und als ich den vielseitigen Künstler, aber auch den selbstironischen Handwerker Reimann näher kennelernte waren wir uns sofort sympathisch. Denn ich merkte sofort, dass Thomas´ Werke untrennbar mit seiner Sicht auf die Dinge der Welt verbunden sind. A.Rodin sagte einmal treffend: "Ein Mensch mit offenen Augen, dessen Geist die Essenz der Existierenden durchdringt." Dies trifft unbedingt auf Thomas zu. Heiter, ironisch und immer auf der Suche. Ein scharf analysierender Zeitgenosse, dem nichts menschliches fremd ist. Ein bisschen stolz macht mich auch, dass ich der einzige noch lebende Glaskopf unter den berühmten Unsterblichen bin. Aber wie man weiß, flicht die Nachwelt dem Mimen ja keine Grenze, und so erfreue ich mich schon zu Lebzeiten an meinem "Glasnischel". ..." (Tom Pauls, Schauspieler (Dresden, Frühjahr 2006))
"Thomas Reimann. Wanderer zwischen den Welten. Handwerker, Gestalter, Künstler, Macher. Vor allem, aber immer alles gleichzeitig. Wenn er eine Glasserie macht, dann gestaltet er sie mit der Wachheit des Künstlers, gibt ihr Linien mit dem Gespür des Bildhauers und formt sie mit der Erfahrung des Glasbläsers. "Ja sicher" würde er sagen, "wie sonst?". Wenn er als "Kopfjäger" die Sisyphusfusarbeit einer per se nicht enden sollenden Serie von Glasskulpturen beginnt, dann treibt ihn die Idee, dann trägt ihn seine Energie und dann zieht ihn seine Kreativität. Jeder Kopf ein Kapitel für sich, mit eigener Formensprache und mit eigenem Charakter. "Sicher!" würde er sagen, "was sonst?". Und wenn er aus einem unscheinbaren Stein mit gezielten Schlägen Leben zaubert und mit Geduld und Behutsamkeit aus der Oberfläche eine Haut heraus streichelt, dann zeigt sich sein sicheres Auge und seine spielerische Sensibilität. "Na ja", höre ich ihn. Wenn er zeichnet, fotografiert, formt und gießt, dann tut er dass weil ihm danach ist, weil er das auch wissen will, nicht weil er es zeigen möchte. So ist er. Und schließlich: Wenn er neben all diesen vielfältigen eigenen Schöpfungen auch noch die seiner Freunde und Kollegen in mitunter viel beachteten Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert oder Fachkongresse organisiert, dann zeigt sich, dass er obendrein ein kommunikativer Netzwerker, ein offener Kollege und ein loyaler Freund ist - ein Künstler, der sich nicht als Star, sondern immer als Teil des Ganzen versteht. Es ist faszinierend, einen Menschen arbeiten zu sehen, der nichts vor sich her, sondern so Vieles in sich trägt, freilich, lukrativer für ihn wäre vielleicht eine etwas lautere Selbstdarstellung. Eine entschiedenere Haltung und eine Konzentration auf das was gemeinhin als Kunst oder auf das was als Design anerkannt wird. Aber - das ist meine feste Überzeugung - es wäre auch eine Verarmung. Thomas Reimann braucht die freie Beweglichkeit zwischen den Materialien, den Ebenen der Gestaltungen und die Techniken. Für uns ist die Breite seines Schaffens ein Reichtum, in dem wir mit Lust schwelgen können, immer wieder auf Überraschungen stoßend, auf Unbekanntes und anders - Bewährtes. Der Himmel möge verhindern, dass er irgendwo einrastet." (Dr. Igor A. Jenzen, Staatliche Kunstsammlungen Dresden (Frühjahr 2006))Ausstellungen, Auszug
- 2002 - "Kopfjäger", Burg Stolpen
- 2006 - "GLAS + STEIN", Sheridan-Pelikan-Hotel Hannover
- 2007 - Unterwasserausstellung, Steinbruch Miltitz; "Kunst trifft Handwerk", Stadmuseum Stolpen; "Zeit für Kunst", Galerie Valentin Burgmann Hamburg
Literatur
- Ortsverein Loschwitz-Wachwitz e.V., Ortsverein Pillnitz e.V., Verschönerungsverein Weißer Hirsch-Oberloschwitz e.V. (Hrsg.): Künstler am Dresdner Elbhang, Zweiter Band, Dresden 2007, Elbhang-Kurier-Verlag.
- H.J.Schrodt (Hrsg.): Glas & Stein, Ausstellungskatalog, Dresden 2006,
Weblinks
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