Tabakfabrik (Iosefin)

Tabakfabrik (Iosefin)

Die Tabakfabrik in Iosefin (rumänisch Fabrica de Tutun din Iosefin, ungarisch M. kir dohánygyár) war eine Fabrik zur Herstellung von Tabakprodukten in der westrumänischen Stadt Timișoara (deutsch Temeswar). Das heute unter Denkmalschutz[1] stehende Fabrikgebäude befindet sich in der Strada Pop de Băsești Nr. 2 im IV. Bezirk Iosefin (deutsch Josefstadt) auf der rechten Seite der Bega, über die in unmittelbarer Nachbarschaft zur Fabrik die Brücke Podul Muncii führt. In der Nähe befindet sich der Wasserturm in Iosefin.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Tabakfabrik ist das älteste Werk seiner Art in Rumänien und war nach Fiume (dem heutigen Rijeka) die größte Fabrik unter der österreichisch-ungarischen Monarchie. Sie wurde 1846 gegründet, noch vor der Einführung des staatlichen Tabakmonopols.[2]

Die Tabakverarbeitung begann im Jahr 1848, anfänglich wurden in Timisoara Schnupftabak, Pfeifentabak und Zigarren hergestellt, und Feinschnitt für Zigaretten kam bald dazu.[3]

Im Jahr 1850 lag die Zahl der Beschäftigten noch bei 297,[4] im Jahr 1880 waren bereits insgesamt 1890 Arbeiter mit der Produktion von Tabakprodukten beschäftigt,[3] 1900 dann circa 2000.[4] 1910 waren etwa 15–20 Prozent aller Arbeitnehmer der Stadt in der Tabakfabrik beschäftigt, der damit eine wichtige wirtschaftliche und soziale Rolle in der Stadt zukam.[3] Zeitweise war sie der größte Arbeitgeber der Stadt.[5] Im Jahr 1900 wurden 200 Millionen Zigarren und Zigaretten produziert. 90 Prozent der Arbeiterschaft bestanden aus Frauen, der Durchschnittsverdienst eines Arbeitnehmers lag in den Friedensjahren bei 600 Kronen pro Jahr.[4]

Um mit dem wachsenden Rohtabakanbau im Umland Schritt zu halten, wurde die Produktion mehrere Male erhöht, die Produktionsstätten erweitert sowie die Arbeitsabläufe rationalisiert.

Ende 1919 wurde die Fabrik Teil der Staatlichen Tabakmonopol Verwaltung, und die Produktionsanlagen wurden mit Schneidemaschinen, Werkzeugen zum Schärfen der Messer, Verpackungensmaschinen, Staubabsorptionanlagen und Maschinen für die Fertigung von Zigaretten auf den damalig neusten Stand der Technik gebracht. Zwischen 1920 und 1945 war die Produktion in drei Gruppen aufgeteilt, Zigaretten, Zigarren und Tabak. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Produktionsstätte während eines alliierten Luftangriffes auf Timișoara bombardiert.[3]

Nach der Rumänischen Revolution ging die Tabakfabrik in der Galaxy Tobacco Gruppe auf. Zwölf Zigarettenmarken wurden hier produziert, darunter auch Carpați und Snagov. 2003 wurde die Fabrik geschlossen.[6]

Literatur

  • Freiherr von Georg Plenker: Das österreichische Tabak-Monopol seit dessen Ausdehnung auf das gesamte Staatsgebiet: Ein Beitrag zur Statistik des Tabak-Monopols. K.K. Hof- und Staatsdruckerei, 1857, S. 125.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. cultura.ro, Denkmalliste Lista Monumentelor Istorice 2004 des Județ Timiș, TM-II-m-B-06160, in rumänischer Sprache
  2. welcometoromania.ro, Fabrica de țigarete, in rumänischer Sprache
  3. a b c d carpati.go.ro, Scurta istorie a prelucrarii tutunului in Romania, in rumänischer Sprache
  4. a b c primariatm.ro, Octavian Leșcu: Fabrica de țigări din Timișoara, September 2007, in rumänischer Sprache
  5. Hans-Heinrich Rieser: Temeswar: geographische Beschreibung der Banater Hauptstadt. Franz Steiner Verlag, 1992. ISBN 3-7995-2501-7
  6. bloombiz.ro, Unde sunt tigarile romanesti?, 17. August 2007, in rumänischer Sprache
45.74642721.20529288

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