Tasos Zembylas

Tasos Zembylas

Tasos Zembylas (* 1962) ist ein österreichischer Philosoph und Kulturwissenschaftler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Zembylas studierte von 1991 bis 1997 Philosophie, Kunstgeschichte und Soziologie an der Universität Wien. Nach Erlangung des Magistergrads war er Forschungsstipendiat am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien. Nach Abschluss des Doktoratsstudiums in Philosophie arbeitete er als freischaffender Wissenschafter. In dieser Zeit führte er mehrere Auftragsstudien vorwiegend im Bereich der Berufs- und Bildungsforschung durch und war Lehrbeauftragter an der Universität Wien sowie an der Universität für angewandte Kunst in Wien, wo er Ästhetik und Kunstsoziologie unterrichtete. 1999 wurde er Universitätsassistent und nach seiner Habilitation Universitätsprofessor am Institut für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. 2009 war er Gastprofessor für Kulturbetriebslehre an der Zeppelin University in Friedrichshafen. 2010 wechselte er an das Institut für Musiksoziologie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

Forschung

Zembylas' Schwerpunkte sind Epistemologie der Praxis, Kulturbetriebslehre, öffentliche Kulturförderungspolitik sowie Kunstphilosophie.

Eine kunstphilosophische Grundfrage, die Tasos Zembylas verfolgt, dreht sich um den Formationsprozess des Kunstbegriffs. Zembylas nähert sich dieser Frage an, indem er nicht nur auf sprachliche Äußerungen und Theorien über die Gegenwartskunst, sondern mindestens so stark auf die Beschreibung und Analyse sozialer Aushandlungsprozesse und Praktiken der Kunstwelt konzentriert.

Die enge Verbindung zwischen Kunst und sozialer Praxis sowie zwischen kulturbetrieblichen und gesellschaftlichen Strukturen lenkte die Aufmerksamkeit Zembylas' auf kultur-, sozial-, politik-und wirtschaftswissenschaftlichen Theorien des Kultursektors. Ziel seiner theoretischen Bemühung ist die Entwicklung eines interdisziplinären Zugangs zu den wichtigsten Forschungsfragen der Kulturbetriebslehre.

Neben theoretisch angelegten Arbeiten führte Zembylas mehrere empirische Studien vor allem über die öffentliche Kulturförderung in Österreich durch. Im Mittelpunkt stand die Frage nach den rechtlichen Standards des Kulturförderungsverfahrens.

Von 2006-2008 untersuchte Zembylas gemeinsam mit der Literaturwissenschaftlerin Claudia Dürr den literarischen Schreibprozess aus einer wissenstheoretischen Perspektive untersucht. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stand die Entstehung und Wirksamkeit von künstlerisch-praktischem Wissen sowie die Rolle von Erfahrungen. Zu diesem Zweck wurde der Arbeitsprozess vier Prosa-Autoren neun Monate beobachtet und mittels Arbeitstagebüchern, Interviews und Textvarianten dokumentiert. Darüber hinaus wurden weitere Interviews mit 20 Schriftstellern über ihre Schreiberfahrungen durchgeführt. Das Projekt mündet in einer allgemeinen Epistemologie der künstlerischen Praxis.

Zuletzt veröffentlichte er einen literarisierten Reisebericht über Athos. Darin thematisierte er unter anderen die wirtschaftliche Gebarung des Heiligen Klosters Vatopedi, das im Zusammenhang mit einem Immobilienskandal 2008 für Schlagzeile in der internationalen Presse sorgte.

Publikationen

  • Die Mönchsrepublik Athos. Eine spirituelle Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Wien: Passagen Verlag, 2010
  • Wissen, Können und literarisches Schreiben. Eine Epistemologie der künstlerischen Praxis, (mit Claudia Dürr), Wien: Passagen Verlag, 2009
  • Kulturbetriebslehre. Grundlagen einer Inter-Disziplin. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften, 2004
  • Das Subjekt in der Malerei. Anatomie eines sterbenden Mythos, Innsbruck: StudienVerlag, 2000
  • Kunst oder Nichtkunst. Über die Bedingungen und Instanzen ästhetischer Beurteilung, Wien: WUV-Universitätsverlag, 1997

Herausgeberschaft

  • Theorien für den Kultursektor. Jahrbuch Kulturmanagement 2010 (mit mehreren Vorstandsmitgliedern des Fachverbandes für Kulturmanagement), Bielefeld : transcript, 2009
  • The Journal of Arts Management Law and Society, Heft: Arts Management. A Sociological Inquiry (mit Volker Kirchberg), Vol. 40, Nr. 1, 2010
  • Forschen im Kulturmanagement. Jahrbuch für Kulturmanagement 2009 (mit mehreren Vorstandsmitgliedern des Fachverbandes für Kulturmanagement), Bielefeld : transcript, 2009
  • Kulturbetriebsforschung. Ansätze und Perspektiven der Kulturbetriebslehre, Wiesbaden: VS- Verlag für Sozialwissenschaften, 2006
  • Der Staat als kulturfördernde Instanz (mit Peter Tschmuck), Innsbruck: StudienVerlag, 2005
  • Kunst und Politik – Aspekte einer Problematik, Innsbruck: StudienVerlag, 2000

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kulturbetriebslehre — ist ein Studienfach, das den Kulturbetrieb untersucht. Dabei widmet es sich den historisch gewachsenen, gesellschaftlichen Organisationsformen der Konzeption, Produktion, Distribution, Vermittlung, Rezeption, Konservierung und Erhaltung… …   Deutsch Wikipedia

  • Kunstbetrieb — Als Kunstbetrieb werden zusammenfassend (oft scherzhaft, abwertend oder kritisch) der Alltag in der Welt der bildenden Kunst und seine wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Zusammenhänge, Rituale und Konventionen bezeichnet. Er ist der… …   Deutsch Wikipedia

  • Kulturbetrieb — Als Kulturbetrieb bezeichnet man einerseits eine einzelne Kultureinrichtung, in der Kultur in organisierter Form stattfindet (z. B. Theater, Museum), andererseits versteht man darunter auch die Gesamtheit der Organisationen und Institutionen …   Deutsch Wikipedia

  • Kunst — Sebastiano Ricci: Allegorie der Künste 1690–1694 Das Wort Kunst bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist (Heilkunst, Kunst der freien Rede). Im engeren… …   Deutsch Wikipedia

  • Kunstbegriff — Sebastiano Ricci: Allegorie der Künste 1690–1694 Das Wort Kunst bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist (Heilkunst, Kunst der freien Rede). Im engeren… …   Deutsch Wikipedia

  • Kunstfertigkeit — Sebastiano Ricci: Allegorie der Künste 1690–1694 Das Wort Kunst bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist (Heilkunst, Kunst der freien Rede). Im engeren… …   Deutsch Wikipedia

  • Künste — Sebastiano Ricci: Allegorie der Künste 1690–1694 Das Wort Kunst bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist (Heilkunst, Kunst der freien Rede). Im engeren… …   Deutsch Wikipedia

  • Künstlerisch — Sebastiano Ricci: Allegorie der Künste 1690–1694 Das Wort Kunst bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist (Heilkunst, Kunst der freien Rede). Im engeren… …   Deutsch Wikipedia

  • Schöne Künste — Sebastiano Ricci: Allegorie der Künste 1690–1694 Das Wort Kunst bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist (Heilkunst, Kunst der freien Rede). Im engeren… …   Deutsch Wikipedia

  • Thomas Klupp — bei einer Lesung auf dem Erlanger Poetenfest 2009 Thomas Klupp (* 1977 in Erlangen) ist ein deutscher Schriftsteller und Literaturwissenschaftler. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”