Thaiifizierung

Thaiifizierung

Unter Thaiifizierung versteht man gemeinhin den Prozess, durch den Grenzgebiete des Königreichs Thailand der Lebensweise, Kultur und Wirtschaft der Thais in Zentral-Thailand angepasst wurden. Einerseits ist dieser Prozess eine natürliche Folge der Modernisierung des Landes, die auch die äußeren Regionen einbezieht, andererseits wurden aber in der Vergangenheit auch gezielte Maßnahmen zur Unterdrückung oder Behinderung von Randkulturen seitens der Thais unternommen. Seit den Siebziger Jahren hat sich dieser Prozess abgeschwächt und heute können landesweit Menschen verschiedener Kulturen ihre Muttersprache sprechen und ihre eigene Kultur leben, wie es in der Verfassung von Thailand niedergelegt ist.

Die Thaiifizierung erfasste hauptsächlich Ethnien am Rande des Landes, deren Sprache und Kultur sich von den Zentral-Thais unterschieden, so zum Beispiel die Lao im Isaan, die Bergvölker in Nord-Thailand und im Westen des Landes sowie die muslimischen Malaien in Süd-Thailand. Auch größere Gruppen von eingewanderten Chinesen und Indern wurden der Thaiifizierung unterzogen. Während sich die ebenfalls buddhistischen und eingewanderten Chinesen relativ leicht und schnell assimilierten und integrierten, scheiterten die Thaiifizierungsversuche bei den alteingesessenen muslimischen Malaien bis heute weitgehend.

Zu einem gewissen Grad entstand die Idee der Thaiifizierung aus dem thailändischen Nationalismus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dieser äußerte sich in der Formung einer Thai-Identität, eines Nationalgefühls, unter den eigentlichen Thais und den zugewanderten oder am Rande lebenden Ethnien.

Namensschild in Kham Thai-Schrift

Die Regierung führte drei unterschiedliche Maßnahmepakete durch, um die Thaiifizierung zu ermöglichen:

  1. Gezielte Maßnahmen für einzelne Gruppen in den Randgebieten des Landes, zum Beispiel 1964 gegenüber den Lao im Isaan, die in einem „Beschleunigten Landentwicklungsprogramm“ (Accelerated Rural Development Programme) enger an Bangkok angeschlossen wurden.
  2. Landesweite Maßnahmen zur Durchsetzung des Thai als Sprache in den Schulen. Sprecher anderer Sprachen wurden damit gezwungen, Thai zu sprechen, wenn sie die Schule besuchen wollten, so die Lao, die Kham Mueang in Nord-Thailand und die Yawi in Süd-Thailand.
  3. Etablierung der Rolle des Königs als nationale Symbolfigur des Landes, Grüßen der Flagge in den Schulen und die täglich zweimalige Ausstrahlung der thailändischen Nationalhymne in Rundfunk und Fernsehen.

Die Förderung des thailändischen Nationalbewusstseins geht natürlicherweise zu Lasten der Bindungen an andere Staaten, wie der Isaan-Lao an Laos und der Malaien an Malaysia.

Literatur


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