Trados

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TRADOS war ein Unternehmen, das Anwendungssoftware zur rechnergestützten Übersetzung herstellte und vermarktete. Die proprietäre Anwendungssuite des Unternehmens (bzw. deren Nachfolge) ist die marktführende Software für diesen Anwendungsbereich.

Inhaltsverzeichnis

Firmengeschichte

Die TRADOS GmbH wurde 1984 gegründet und begann in den späten 1980er Jahren mit der Entwicklung von Übersetzungshilfsprogrammen. Die zwei wichtigsten Hilfsprogramme, die Terminologiedatenbank „MultiTerm“ und das Translation Memory (Übersetzungsspeicher) Translator's Workbench wurden 1992 bzw. 1994 für Windows herausgebracht. 1997 erlebte das Unternehmen einen großen Aufschwung, als Microsoft beschloss, das Produkt für interne Übersetzungsarbeiten einzusetzen. Es folgten Dell und andere Großkunden, denen Trados einen großen Bestand an computertechnischer Terminologie verdankt. Ende der 1990er Jahre war das Unternehmen Marktführer bei CAT-Software und zugleich teuerster Anbieter auf diesem Gebiet. 2005 wurde die Trados GmbH von der britischen Konkurrenzfirma SDL aufgekauft, die „Trados“ als Markenname für ihre Softwareprodukte übernahm bzw. in den neuen Produktnamen weiterführt.

Software

Unter der neuen Firmenleitung wurde 2009 eine neuentwickelte Version der Translation-Memory-Software unter dem Namen „Trados Suite“ auf den Markt gebracht, die Terminologiedatenbank behielt die Bezeichnung „MultiTerm“.

SDL Trados Studio 2009 ist eine in sich geschlossene Übersetzungsoberfläche, die neben der Datenbankfunktion (Translation Memory) auch Funktionen zum Projektmanagement (Übersetzung eines langen Textes durch mehrere Übersetzer gleichzeitig, Überprüfung von Übersetzungen zur Qualitätssicherung und einheitlicher Terminologie) und natürlich zur Konvertierung der Daten bereitstellt, die zunächst in die Oberfläche importiert und anschließend wieder exportiert werden müssen. Für den gleichzeitigen Zugriff mehrere Nutzer auf die Software stehen Server-Versionen (SDL Translation Memory Server, SDL MultiTerm Server, SDL TeamWorks) zur Verfügung. Die Terminologiedatenbank „MultiTerm“ ist in die Bedienungsoberfläche der Trados Suite integriert, erfordert aber den Kauf einer eigenen Lizenz. Diese Einschränkung trifft jedoch nicht auf die Freelance-Version für freiberufliche Übersetzer zu, bei der die Lizenz für die Nutzung des Terminologiedatenbankprogramms „MultiTerm“ inbegriffen ist.

Die Trados Suite ist überall dort sinnvoll und rentabel, wo viele Übersetzer viel gleichlautendes und immer wiederkehrendes Textmaterial bearbeiten. Bei Einzelübersetzungen und wechselnden Formulierungen, auch im professionellen Umfeld, ist der Aufwand für Vor- und Nachbereitung zu hoch und die Ausbeute an gleichartigen Datenbankeintragungen zu gering. Gelegenheitsübersetzungen von E-Mails oder kleineren Texten direkt in Anwendungsprogrammen wie Microsoft Outlook oder Open Office sind softwaretechnisch nicht möglich.

Ein häufiges Missverständnis ist, dass die Software „übersetzt“. Dies ist nicht der Fall. Sie speichert Übersetzungseinheiten (Quelltext und Übersetzung) in einer Datenbank. Dann werden neue Quelltexte mit den in der Datenbank vorhandenen Einheiten verglichen und die Übersetzungen von ähnlichen oder gleichen Quelltexten dem Übersetzer angezeigt bzw. vorgeschlagen. Zusätzlich zu den Datenbankvorschlägen aus dem Translation Memory können bei einer bestehenden Internetverbindung in der Programmoberfläche auch externe maschinelle Übersetzungsdienste wie Google Translate und SDL Language Weaver abgefragt werden. Diese bieten intelligente Übersetzungsalgorithmen, die allerdings von der Qualität einer menschlichen Übersetzung weit entfernt sind. Der Übersetzer kann dann die vorgeschlagenen Übersetzungen verwenden, anpassen oder verwerfen.

Unterstützung offener Standards

SDL Trados 2009 unterstützt verschiedene offenen Dateiformate. Dies betrifft sowohl die externen Formate (z.B. HTML, XHTML, XML Localization Interchange File Format, Internationalization_Tag_Set, DITA, DocBook, OOXML Office Open XML (Ecma International-376, ISO/IEC 29500), ODF - OASIS Open Document Format for Office Applications) als auch die internen, die für Konfiguration und Anpassung der Software (durchgängig XML-basiert) sowie als Übersetzungsdatenformate (XLIFF-basiert) benutzt werden.

Das neue Translation Memory-Datenbankformat beruht im Gegensatz zum früheren proprietären Trados Workbench Translation Memory-Format auf dem gemeinfreien SQLite und ermöglicht die Bearbeitung der Datenbank in fremden SQLite-fähigen Editoren, und erhöht die Datensicherheit, da mit spezialisierten SQL-Tools z.B. Integrity Checks, vollständige Datenbank-Exporte, SQL-basierte Datenbankmanipulationen und Anderes möglich sind, ohne SDL Trados Studio installiert haben zu müssen.

Verarbeitbare Datenformate

Vorkonfigurierte Datenformate

SDL Trados Studio 2009 liest verschiedene Dateiformate ein und aus, leider nicht das verbreitete Outlook-Format .msg. Nach der Bearbeitung eines Übersetzungstexts muss das Ergebnis wieder in eine neue Datei (wenn gewünscht, im Originalformat) exportiert werden. Bei bestimmten Formaten sind auch Funktionen wie eine „Live-Vorschau“ des übersetzten Dokumentes möglich. Die Trados Studio Version 2009 Service Pack 3 verfügt über folgende Filter für Dateiformate:

  • Adobe FrameMaker (MIF)
  • Adobe InDesign CS2, CS3, CS4 (INX)
  • Adobe InDesign CS4 und CS 5 (IDML)
  • Adobe InCopy (ICML)
  • Adobe PDF
  • Delimitierte Textdateien (CSV) (Komma, Tabulator oder selbst-definierter Separator)
  • HTML bis 4.01 und XHTML bis 1.1 einschließlich eingebettetem ASP/JSP, JScript, JavaScript und VBScript
  • Java-Ressourcen (properties)
  • Microsoft Excel 2000-2003 (XLS)
  • Microsoft Excel 2007 und 2010 (XLSX)
  • Microsoft Word 2000-2003 (DOC)
  • Microsoft Word 2007 und 2010 (DOCX)
  • Microsoft PowerPoint XP und 2003 (PPT)
  • Microsoft PowerPoint 2007 und 2010 (PPTX)
  • Microsoft .NET Resources (RESX)
  • Rich Text-Format (RTF)
  • OpenOffice Writer (ODT)
  • OpenOffice Calc (ODS)
  • OpenOffice Impress (ODP)
  • OASIS DocBook 4.5
  • OASIS DITA 1.1
  • QuarkXPress
  • SDL Edit (ITD)
  • SDL XLIFF
  • TRADOSSTag (TTX)
  • Text-Dateien (TXT) inkl. GREP-Unterstützung
  • W3C Internationalization Tag Set (ITS)
  • WsXliff
  • XLIFF

XML

SDL Trados Studio 2009 verfügt über einen XML-Prozessor zu Erstellung XML-basierter Konfigurations-Dateien (sdlfiletype), die die Regeln des jeweiligen XML-Dialekts „erklären“. Damit kann mit der Software jedes beliebige wohlgeformte XML übersetzt werden. Zur Vereinfachung können u.a. XML-Schema-Definitionen (XSD) eingelesen werden. Der Schema-Parser interpretiert die einzelnen Elemente als Block Level- und Inline Level-Elemente und ermöglicht damit eine Vorentscheidung, welche Elemente segmentierend wirken (Block Level) und welche als segment-intern (Inline Level) behandelt werden sollen. Bei komplexem XML und ambivalenten Elementrollen müssen diese Entscheidungen angepasst werden. Über Elementkontext-Abfragen können zudem Elemente mit ambivalenten Rollen kontextabhängig als Block Level- oder als Inline-Levele Elemente fungieren. So kann z.B. ein Element „name“ als inline eingestuft werden, wenn das Elternelement „para“ ist, aber als Block-Level, wenn das Elternelement „address“ ist. Typische segmentierende Block Level-Elemente sind in vielen XML-Sprachen z.B. section, title, para, list. Typische nicht-segmentierende Inline-Elemente sind in vielen XML-Sprachen z.B. emphasis, i/italic, b/bold, a/link/xref, img/image. Für Elemente können zusätzlich Attribute definiert werden, deren Attributwerte ebenfalls für die Übersetzung bereitgestetllt werden können. Elemente ebenso wie Attribute können für die Übersetzung freigegeben oder gesperrt werden.

Der XML-Parser verfügt über einen integrierten XPATH 1.0 Support, was beim Einlesen von XML-Dateien komplexe, regelbasierte XML-Abfragen und Filterungen ermöglicht. Damit sind komplexe Szenarien wie etwa folgendes möglich: (Element- und Attributnamen verstehen sich hier exemplarisch und können frei definiert werden): Der Inhalt des Elementes „entry“ darf nur dann übersetzt werden, wenn es das Attribut „translate“ mit dem Wert „true“ und zusätzlich das Attribut „target-language“ mit dem Wert „en-GB“ hat. Allerdings nur dann, wenn das Elternelement „row“ ist und dieses Elternelement das Attribut „type“ mit dem Wert „user-interface-string“ hat. Allerdings auch nur dann, wenn der Textknoten des „entry“-Elementes nicht mit einem „X“ beginnt.

Weblinks


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