Trennungsangst

Trennungsangst

Bei der Trennungsangst verspüren Kinder zum Teil heftige Ängste in Abwesenheit ihrer Bezugspersonen. Es handelt sich dabei – im Gegensatz zur Trennungsangst beim Erwachsenen – um eine normale Entwicklungsphase, die zwischen dem 7. und dem 18. Monat auftritt. Die bei der Trennung auftretenden Ängste werden als pathologisch eingestuft, wenn „eine unübliche Ausprägung, eine abnorme Dauer über die typische Altersstufe hinaus und dadurch deutliche Probleme in sozialen Funktionen“ auftreten.[1]

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen

Die Trennungsangst wird häufig durch die sich entwickelnde Bindung sowie durch die fortschreitende kognitive Entwicklung erklärt. Hierbei entwickelt das Kind um den 8. Monat erste Grundzüge der Objektpermanenz. Nach Jean Piaget ist die Objektpermanenz das Wissen, dass ein Objekt weiterexistiert, auch wenn es nicht direkt wahrgenommen wird. Dies scheint die kognitive Voraussetzung zu sein, überhaupt Trennungsangst entwickeln zu können. Vor diesem Entwicklungsschritt (etwa 6. bis 8. Monate) lösen Trennungen Unbehagen aus. Es existiert aber noch kein spezifisches Vermissen eines Objektes, also der Bezugsperson.[2]

Im Trennungszustand scheinen beim Kind Bedürfnisse nach Sicherheit, Schutz, Kontakt und Kommunikation frustriert zu werden. In der Bindungstheorie wird das Auftreten von Ängsten bei Trennung von wichtigen Bezugspersonen als evolutionäre Notwendigkeit erklärt. Für das Kind spielt die Aufrechterhaltung der Nähe zur Bezugsperson eine existenzielle, lebensnotwendige Bedeutung. Die auftretende Angst und das Zeigen von Protest dienen also dem Überleben.

Psychopathologie

Trennungsangst wird als pathologisch angesehen, wenn die gezeigten Ängste länger andauern, als dies bei den meisten Kindern der Fall ist, oder sie so stark sind, dass das soziale Leben beeinträchtigt wird.

In einem solchen Fall wird die Trennungsangst als Kinder- und Jugendpsychiatrische Diagnose Emotionale Störung mit Trennungsangst des Kindesalters bezeichnet.[3]

Literatur

  • Rainer Rehberger: Verlassenheitspanik und Trennungsangst, Bindungstheorie und psychoanalytische Praxis bei Angstneurosen, Klett-Cotta, 1999, ISBN 978-3-608-89677-0

Einzelnachweise

  1. Horst Dilling, Werner Mombour, Martin H. Schmidt (2002): Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD-10 Kapitel V (F). Klinisch-diagnostische Leitlinien (Auflage: 5), Huber, Bern.
  2. Dornes, M. (1997): Die frühe Kindheit -Entwicklungspsychologie der ersten Lebensjahre, Fischer Frankfurt a.M.
  3. Horst Dilling, Werner Mombour, Martin H. Schmidt (2002): Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD-10 Kapitel V (F). Klinisch-diagnostische Leitlinien (Auflage: 5), Huber, Bern.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Trennungsangst beim Erwachsenen — Die Trennungsangst beim Erwachsenen ist ein belastender seelischer Zustand, in dem eine individuelle Erfahrung eine übermäßige Angst vor einer Trennung von Orten oder Menschen auslöst, zu denen der Betroffene eine starke emotionale Bindung hat,… …   Deutsch Wikipedia

  • Trennungsangst — Trẹn|nungs|angst, die (Psychol.): (bes. bei Kindern) Angst vor dem Verlust einer Bezugsperson. * * * Trẹn|nungs|angst, die (Psych.): (bes. bei Kindern) Angst vor dem Verlust einer Bezugsperson: es gelingt ihm nicht, sich mit seinen… …   Universal-Lexikon

  • Emotionale Störung mit Trennungsangst des Kindesalters — Emotionale Störungen des Kindesalters bezeichnen eine Gruppe von Störungen in der Kinder und Jugendpsychiatrie, bei der Angst durch bestimmte, im Allgemeinen ungefährliche Objekte, die sich außerhalb der Person befinden, hervorgerufen wird.… …   Deutsch Wikipedia

  • Emotionale Störung — Emotionale Störungen des Kindesalters bezeichnen eine Gruppe von Störungen in der Kinder und Jugendpsychiatrie, bei der Angst durch bestimmte, im Allgemeinen ungefährliche Objekte, die sich außerhalb der Person befinden, hervorgerufen wird.… …   Deutsch Wikipedia

  • Emotionale Störung des Kindesalters — Emotionale Störungen des Kindesalters bezeichnen eine Gruppe von Störungen in der Kinder und Jugendpsychiatrie, bei der Angst durch bestimmte, im Allgemeinen ungefährliche Objekte, die sich außerhalb der Person befinden, hervorgerufen wird.… …   Deutsch Wikipedia

  • Emotionale Störung mit Geschwisterrivalität — Emotionale Störungen des Kindesalters bezeichnen eine Gruppe von Störungen in der Kinder und Jugendpsychiatrie, bei der Angst durch bestimmte, im Allgemeinen ungefährliche Objekte, die sich außerhalb der Person befinden, hervorgerufen wird.… …   Deutsch Wikipedia

  • Emotionale Störungen — des Kindesalters bezeichnen eine Gruppe von Störungen in der Kinder und Jugendpsychiatrie, bei der Angst durch bestimmte, im Allgemeinen ungefährliche Objekte, die sich außerhalb der Person befinden, hervorgerufen wird. Klassifikation nach …   Deutsch Wikipedia

  • Emotionale Störungen des Kindesalters — bezeichnen eine Gruppe von psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen, bei denen Angst durch bestimmte, im Allgemeinen ungefährliche Objekte, die sich außerhalb der Person befinden, hervorgerufen wird. Klassifikation nach ICD 10 …   Deutsch Wikipedia

  • Phobische Störung des Kindesalters — Emotionale Störungen des Kindesalters bezeichnen eine Gruppe von Störungen in der Kinder und Jugendpsychiatrie, bei der Angst durch bestimmte, im Allgemeinen ungefährliche Objekte, die sich außerhalb der Person befinden, hervorgerufen wird.… …   Deutsch Wikipedia

  • Störung mit sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters — Emotionale Störungen des Kindesalters bezeichnen eine Gruppe von Störungen in der Kinder und Jugendpsychiatrie, bei der Angst durch bestimmte, im Allgemeinen ungefährliche Objekte, die sich außerhalb der Person befinden, hervorgerufen wird.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”