Christoph Ludwig Hoffmann

Christoph Ludwig Hoffmann
Christoph Ludwig Hoffmann
Münster 1782

Christoph Ludwig Hoffmann (* 3. Dezember 1721 in Rheda; † 28. Juli 1807 in Eltville)

Christoph Ludwig Hoffmann wurde am 3. Dezember 1721 zu Rheda geboren. Zur Zeit der Geburt des ältesten Sohnes Christoph Ludwig stand der Vater Wilhelm Hoffmann (* 1674 zu Rinteln, + 1743 Rheda) als Regierungsrat in Gräflich Bentheim-Tecklenburgischen Diensten.

Christoph Ludwig und seine Geschwister wuchsen in einem begüterten und vornehmen Beamtenhaushalt in der Residenzstadt Rheda auf. Das Gymnasium besuchte er in Rinteln; wahrscheinlich legte er dort auch die Grundlage für sein medizinisches Studium. 1740 wechselte er nach Jena, studierte vorübergehend in Harderwigk in den Niederlanden. 1746 beendete er sein Studium wiederum in Jena, wo er mit einer physiologischen Untersuchung „De auditu“ zum Doktor der Medizin promovierte.

Als junger Privatarzt versuchte sich Hoffmann im heimatlichen Rheda. Trotz glücklicher Heilerfolge sah er jedoch hier zunächst keine weiterführende Zukunft. Hoffmann übersiedelte darum nach Detmold, wo er durch väterliche Verwandtschaft eingeführt wurde. Er erwarb sich alsbald ein erhebliches Ansehen. Kurze Zeit später hatte seine Bewerbung in Rheda Erfolg; 1749 wurde Hoffmann zum ‚Herrschaftlichen Rhedaer Landphysikus‛, d.h. zum Amtsarzt ernannt. Ihm oblag die ärztliche Betreuung der gräflichen Familie nebst Hofstaat, der Mitglieder der Regierung, des Personals dreier landständischer Klöster sowie aller Kirchspielarmen des gesamten Gebietes. Dazu gehörte auch die Inspektion der Apotheken zu Rheda und Gütersloh und andere Aufgaben mehr. Sein Jahresgehalt betrug 80 Taler.

1754 verlieh ihm Graf Moritz Casimir in Anerkennung seiner Verdienste den Rang des Gräflichen Leibarztes. Graf Moritz Casimir blieb stets ein eifriger Förderer und Gönner Hoffmanns. Durch seine Empfehlung wurde Hoffmann 1756 einziger Lehrer der Medizin und Philosophie am Akademischen Gymnasium zu Burgsteinfurt. Gleichzeitig war er dort Bibliothekar und Gräflich-Steinfurter Leibarzt. In seiner amtlichen Stellung bezog er jetzt ein Jahresgehalt von 200 Talern.

Seine Lehrtätigkeit an der Schule hatte jedoch darunter zu leiden, dass sie in die Zeit des Siebenjährigen Krieges (1756 – 1763) fiel. So kamen durch die ständigen Einquartierungen und Kriegskontributionen nur sehr wenig Studenten nach Burgsteinfurt, und es fanden sich nur einzelne Studenten der Medizin ein. Somit hatte Hoffmann Zeit für seine ausgedehnte Privatpraxis, besonders in adeligen Häusern und bei den damals sehr zahlreichen weltlichen und geistlichen Herren. Seine Erfolge gaben ihm bald einen weithin bekannten Namen. Seine Praxis wuchs in erheblichem Maße, so dass er sich mehr auf Reisen als in der Grafschaft Steinfurt selbst aufhielt.

Aus dieser Zeit sind die ersten Briefe Hoffmanns über verschiedene Krankheitsfälle erhalten geblieben. Erste wissenschaftliche Veröffentlichungen sind überliefert, und er fand Zeit auch zu naturwissenschaftlichen Forschungen. So entdeckte er die optische Telegraphie neu, d.h. er holte diese Kriegserfindung früherer Generationen aus der Vergessenheit hervor. Im Siebenjährigen Krieg ist daraufhin mit der optischen Telegraphie gearbeitet worden.

Durch seine häufige Abwesenheit von der Grafschaft erregte er den Unwillen seines Landesherrn. 1764 kündigte Hoffmann seine Burgsteinfurter Stellung. Dies konnte er umso eher tun, als bereits 1763 der Fürstbischof von Münster und Kurfürst von Köln Hoffmann zu seinem Leibarzt ernannt hatte. 1764 trat er dann förmlich zu Münster in fürstbischöfliche Dienste.

In Münster entstanden Hoffmanns große wissenschaftliche Arbeiten auf therapeutischem Gebiet und auf dem der Medizinalverwaltung. Von 1764 – 1785 organisierte und leitete Hoffmann das münsterische Medizinalwesen. Nach seinen Vorschlägen richtete der Kurfürst 1773 ein Collegium medicum als oberste Medizinalbehörde – etwa einem Landesgesundheitsamt vergleichbar – ein. Gleichzeitig verfasste Hoffmann eine neue Medizinalordnung. Dieses bedeutsame Reformwerk und seine ausgedehnte Privatpraxis verschafften ihm einen ausgesprochenen internationalen Ruf.

Seit 1771 konnte Hoffmann unbeschadet seines münsterischen Amtes auch als Brunnenarzt zu Hofgeismar wirken, wofür er ein Jahresgehalt von 400 – 600 Taler erhielt.

Nach dem Tode des Fürstbischofs von Münster und Köln Maximilian Friedrich trat Hoffmann 1785 in die Dienste des Kurfürsten von Mainz für ein Jahresgehalt von 4.000 Talern. 1787 übernahm er dort die Aufgabe eines Direktors des Medizinalkollegiums von Mainz. Mit dem Mainzer Hof flüchtete Hoffmann dann 1792 vor den hereinbrechenden französischen Revolutionstruppen nach Aschaffenburg. Hier erlebte er 1802 den Tod des Kurfürsten und das Ende des Hochstiftes Mainz. Damit endete für Hoffmann, der mittlerweile mehr als 80 Jahre alt geworden war, seine Tätigkeit im öffentlichen Dienst. Seinen Lebensabend verbrachte er in Eltville, wo er immer noch ärztlich tätig war. Er starb unverheiratet im Alter von 86 Jahren am 28. Juli 1807. Sein Grab wurde eingeebnet; der Grabstein ist nicht wieder aufgefunden worden.

Christoph Ludwig Hoffman war als Zeitgenosse von Lessing, Voltaire, Friedrich dem Großen und Goethe ein echtes Kind der Aufklärung mit ihren vielen Vorzügen und Schwächen. Er war ungemein wach, vielseitig, erkenntnisfreudig, arbeitsfähig und klar, und es fehlte ihm nicht an nüchternem Erwerbssinn. Er war gesellschaftlich gewandt, anpassungsfähig, witzig und humorvoll. Goethe hat sich durch einen Schüler Hoffmanns behandeln lassen und schreibt über Hoffmann: „Seine tüchtigen Wunderlichkeiten haben von Mainz und dem kurfürstlichen Hofe aus bis weit hinunter den Rhein gewirkt.“

In dem vor 100 Jahren berühmten historischen Roman von H. König: „Die Clubisten in Mainz“ werden die Wunderkuren und Wunderlichkeiten Hoffmanns ausführlich erzählt. Hoffmanns starker Erwerbssinn, wird besonders hervorgehoben.

Werke

Literatur

  • Franz Flaskamp: Christoph Ludwig Hoffmann (1721-1807), Lebensumriß eines großen Arztes, Münster 1952.
  • Paul Fraatz: Briefe Chr. L. Hoffmanns an seine Patientin, die Fürstin Adelheid Amalie von Gallitzin, aus den Jahren 1781-1793, in: Westfälische Zeitschrift 96, 1940, S. 153-174.
  • L. Gerstein, „Christoph Ludwig Hoffmann – Leben und Wirken des Stifters des Hoffmannschen Familienstipendiums“, Heimat-Jahrbuch Kreis Gütersloh 2002, Seite 38, Hrsg. Kreis Gütersloh, Flöttmann Verlag GmbH, Gütersloh, 2001
  • Manfred Stürzbecher: Christoph Ludwig Hoffmann, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 9, Berlin 1972, Sp. 391 f.
  • Maria Weidekamp: Der kurfürstlich-kölnische Leibarzt Christoph Ludwig Hoffmann. Sein Leben und sein Wirken in dem Hochstift Münster von 1764-1785. Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften, Heft 17, Berlin 1936, Reprint 1977.
  • August Hirsch: Hoffmann, Christoph Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 12, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 575.

Weblink


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