Ursula Sarrazin

Ursula Sarrazin

Ursula Sarrazin (* September 1951) ist eine deutsche Schullehrerin.

Sarrazin wurde durch Presseschlagzeilen bekannt, in die sie nach Auseinandersetzungen mit Eltern von Schülern gelangte, die sie an einer Berliner Grundschule unterrichtete. Seither steht sie im Mittelpunkt öffentlicher Diskussionen über schulische Disziplin und Lehrerautorität, zu denen sie in Interviews und Talkshows auch aktiv beigetragen hat.[1]

Ursula Sarrazin, geb. Breit, ist die Ehefrau des Politikers Thilo Sarrazin.

Die Diskussion

Im Herbst 2007 kam es zu Spannungen zwischen Sarrazin und der Mutter einer Schülerin, die Sarrazin in einer Grundschule im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf unterrichtete. Der Streit entstand, nachdem Sarrazin das Kind, eine als hochbegabt eingestufte Drittklässlerin, ohne entsprechenden Beschluss einer Klassenkonferenz in die zweite Klasse zurückversetzte.[2] Nachdem ein Schlichtungsversuch des zuständigen Schulrats, Reinhold Hartmann, scheiterte – Hartmann, der Sarrazin an eine andere Schule versetzen wollte, wurde schließlich selbst versetzt –, reichte die Mutter im April 2008 eine Beschwerde gegen Sarrazin bei der Berliner Senatsbildungsverwaltung ein.[3]

Als die Angelegenheit 2008 in die Medien gelangte, beklagten sich weitere Eltern über Sarrazins Unterrichtsstil, warfen ihr vor, Schüler einschüchternd, demütigend und überzogen autoritär zu behandeln und Eltern gegenüber einen unsachlichen Ton anzuschlagen. Sarrazin entgegnete, sie sei eine fordernde Lehrerin, wies die Vorwürfe aber zurück.[4] Sarrazin, die von Bild publikumswirksam als „Deutschlands zurzeit umstrittenste Lehrerin“ bezeichnet wurde,[5] wandte sich ihrerseits an die Öffentlichkeit, trat in einer Talkshow auf und gab Interviews, in denen sie den schulischen Leistungsverfall kritisierte.[6] Viele Eltern kümmerten sich ‒ so erklärte sie ‒ nicht ausreichend um den Bildungserfolg ihrer Kinder, und diese seien oft weder in der Lage, sich zu konzentrieren, noch ihre Hände geschickt zu gebrauchen, noch Anweisungen Folge zu leisten.[7] Für die Bildzeitung stellte Sarrazin im März 2011 auch einen Vorschlagskatalog für Reformen im Schulwesen zusammen.[8]

Da die Schulverwaltung die gegen Sarrazin erhobenen Elternvorwürfe bis dahin nicht überprüft hatte, was für sie einer Verschleppung ihrer Rehabilitierung gleichkam, erhob Sarrazin im Mai 2011 Untätigkeitsklage.[9] Bereits im Herbst 2010 hatte sie, um vorzeitig in den Ruhestand zu treten, Beurlaubung beantragt.[10]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Parvin Sadigh: Streit um Frau Sarrazin, Die Zeit, 18. Januar 2011
  2. Martin Klesmann: „Wir fordern für Eltern eine Ombudsmannstelle“, Berliner Zeitung, 6. November 2008; Dagmar Rosenfeld: Der Sarrazin-Effekt, Die Zeit, 20. Januar 2011
  3. Die Frau des Senators sorgt für Streit, Berliner Zeitung, 5. November 2008.
  4. Sigrid Kneist, Susanne Vieth-Entus: Ursula Sarrazin will nicht mehr lehren, Tagesspiegel, 25. Januar 2011; Antje Schmelcher: Zu eigensinnig für Berlin? Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. Februar 2011; Im Wortlaut: Ursula Sarrazin wehrt sich, Tagesspiegel, 16. Januar 2011.
  5. Deutschlands zurzeit umstrittenste Lehrerin spricht Klartext: Frau Sarrazin über dumme Schüler, Strafen, Werte und wer sie mobbt, Bild, 16. Januar 2011
  6. Dichter, Denker, Dumpfbacken: Deutschland setzen, 6 Menschen bei Maischberger, 25. Januar 2011 (Video)
  7. Ursula Sarrazin beklagt Unwissen der Schüler Focus online, 15. Januar 2011
  8. Ursula Sarrazin: DAS läuft an unseren Schulen falsch! Sieben Thesen zur Bildung an Schulen, Bild, 1. März 2011
  9. Ursula Sarrazin verklagt Verwaltung, Tagesspiegel, 23. Juni 2011; Boris Dombrowski: Ursula Sarrazin verklagt Schulbehörde B. Z., 24. Juni 2011
  10. Sigrid Kneist, Susanne Vieth-Entus: Ursula Sarrazin will nicht mehr lehren, Tagesspiegel, 25. Januar 2011

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