- Vierbrüdersäule
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Die Vierbrüdersäule war eine Gedenksäule für vier Halbbrüder des Deutschen Ordens, die nach einem Raubüberfall gegen befeindete Sudauer in der in der Kaporner Heide bei Königsberg 1295 von ihren Feinden erschlagen wurden.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte bzw. Sage
In der Chronik des Peter von Dusburg von 1325 wird die Begebenheit folgendermaßen dargestellt: Die fünf Ordensitter Martin von Golin und die vier Halbbrüder: Dywel, Kobenzell, Stobemehl und Röder unternahmen 1295 mit weiteren 100 Fußsoldaten einen Überfall gegen die befeindeten Sudauer. Dazu nutzen sie die Gelegenheit eines Festmahls. Die Ordenspatrouille wartete bis zur Nacht, überfiel dann die schlafende Festgesellschaft. 93 adlige Prußen wurden niedergemacht, andere gefangen genommen und reiche Beute eingebracht. Auf dem Heimweg nächtigten sie inmitten der Kaporner Heide. Dort überfiel sie eine Streitmacht der sie verfolgenden Sudauer. Diese befreiten die Gefangenen und erschlugen ihrerseits die vier Halbbrüder. Einzig Ritter Golin konnte entkommen. Er ließ später ihr Grab an der Stelle des Überfalls errichten. Nach dem aufgeworfenen Grabhügel, der im prußisch „kapurnei“ heißt, wurde schließlich die Heide benannt.
Die Sage variiert aber. So gibt eine andere Schilderung an, dass hiermit die vier Ordensbrüder Martin Cholin, Conrad Entkin, Jacob Stobemel und Malachias Coblenz erfolgreich von den Sudauern zurückkehrten und ihnen zu Ehren der Bildstock errichtet wurde. In einer anderen Version waren die Feinde dann auch die Litauer. In einer wieder anderen Version haben hier Markgraf Albrecht von Brandenburg, der König von Polen, der König von Dänemark und der König von Böhmen das Ende einer Jagd gefeiert.
Errichtung der Säule
Landmeister Meinhard von Querfurt[1] ließ zum Andenken an die Brüder dort eine Holzsäule zu errichten. Die Säule wurde durch Domänenamt die Jahrhunderte immer wieder aufgerichtet bzw. ausgebessert. Dass es sich bei der Säule bzw. bei dem Ort möglicherweise um ein vorchristliches, prussisches Heiligtum handeln könnte, kann von der Tatsache abgeleitet werden, dass nach jeder Erneuerung die Säule mit einer gewissen Zeremonie wieder eingeweiht werden musste.[2] 1898 wurde die marode Säule durch eine Steinsäule ersetzt. Das Kapital zierten vier bärtige, behelmte Männerköpfe. An der Säule selbst war das Wappenschild des Deutschen Ordens und eine Tafel mit folgendem Spruch angebracht:
Zwölfhundertfünfundneunzig – die Chronik nennt dies Jahr
Zur Zeit, als Ordens-Meister Meinhard von Querfurt war,
Da ruhten hier im Haine vier Waffenbrüder aus,
Von Sudau’n siegreich kehrend zurück nach blutgem Strauß.
Da war der wackre Dyvel, der rüstge Kobenzell
Und Stobemehl und Röder, ein mutiger Gesel’.
Die Treue, die dem Orden sie hatten angelobt,
War schon in Gau’n voll Aufstands im Kampfe oft erprobt.
Sie saßen froh beim Mahle, nach Conovedits Schloß,
Da stürzte aus dem Dickicht hervor der Feinde Troß.
Mit Schwert und Spieß und Keule streckt nieder er die Vier.
und zum Gedenk’ der Toten steht diese Säule hier.Ort
Neben der Säule stand der sogenannte „Vierbrüderkrug“. Das Gasthaus war mitten im Wald um 1730 errichtet worden. Mit seinem Biergarten war es ein beliebtes Ausflugslokal. Weder das Gasthaus noch die Säule sind erhalten.
Verweise
Literatur
- Robert Albinus: Königsberg-Lexikon. Stadt und Umgebung. Flechsig, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1.
- Richard Armstedt: Geschichte der königl. Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Preußen. Reprint der Originalausgabe, Stuttgart 1899.
- Fritz Gause: Die Geschichte der Stadt Königsberg in Preussen. 3 Bände, Böhlau, Köln 1996, ISBN 3-412-08896-X.
- Jürgen Manthey: Königsberg – Geschichte einer Weltbürgerrepublik. Hanser, München 2005, ISBN 3-446-20619-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Karl Lohmeyer: Meinhard von Querfurt. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 27, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 40.
- ↑ Zeno
54.70137777777820.313438888889Koordinaten: 54° 42′ 5″ N, 20° 18′ 48″ OKategorien:- Denkmal (Königsberg)
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