Villa Stollwerck (Marienburg)

Villa Stollwerck (Marienburg)
Villa Stollwerck
Villa Stollwerck am Bayenthalgürtel 2 in Köln-Marienburg, Architekt Bruno Schmitz, erbaut von Mai 1902 bis Februar 1904. Quelle- Die Architektur des XX. Jahrhunderts, Zeitschrift für moderne Baukunst, Jahrgang 1905, Tafel 90.jpg
Daten
Ort Bayenthalgürtel 2, Köln-Marienburg, Deutschland
Baujahr Ende des 19. Jahrhunderts
Villa Stollwerck am Bayenthalgürtel 2 in Köln-Marienburg, Architekt Bruno Schmitz, erbaut von Mai 1902 bis Februar 1904. Quelle- Die Architektur des XX. Jahrhunderts, Zeitschrift für moderne Baukunst, Jahrgang 1905, Tafel 90, Grundriss.jpg
Villa Stollwerk auf einer Ansichtskarte, 1908

Die Villa Stollwerck am Bayenthalgürtel 2 in Köln-Marienburg, auch Bismarckburg genannt, war ein Wohnhaus des Schokoladenfabrikanten Heinrich Stollwerck.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Laut Werner Rügemer ließ Heinrich Stollwerck die Villa gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbauen, bevor wenige Jahre später am 1. April 1900 ein Spendenaufruf zugunsten der Errichtung der Bismarcksäule von Arnold Hartmann in unmittelbarer Nähe des Stollwerckschen Grundstücks erging. Stollwerck, ein großer Bismarckverehrer, war auch hier die treibende Kraft. Nach Die Architektur des XX. Jahrhunderts, Zeitschrift für moderne Baukunst hingegen erbaute der Architekt Bruno Schmitz die Villa erst zwischen Mai 1902 und Februar 1904. Das Gebäude erhielt den „Charakter einer mittelalterlichen Burg“.[1]

Heinrich Stollwercks Witwe verkaufte die Villa 1917[2] an Ottmar E. Strauss. Dieser hatte vor und während des Ersten Weltkrieges zusammen mit seinem Kompagnon Otto Wolff ein Vermögen in der Rüstungsindustrie verdient und Heinrich Stollwerck als reichsten Bürger Kölns abgelöst.

Strauss war jüdischer Abstammung. Bereits am 1. April 1933 drangen SA-Männer in die Villa ein und beraubten ihn. Bald darauf wurde er vom „Arier“ Wolff gezwungen, ihm zahlreiche Immobilien, darunter die Villa Stollwerck, gegen eine geringe Abfindung zu überschreiben. Otto Wolff, der auch einen Großteil des Besitzes seines Konkurrenten Albert Ottenheimer an sich gebracht hatte[3], ließ die Villa Stollwerck im Jahr 1935 aus ungeklärten Gründen abreißen.

Beschreibung

Der burgartige Charakter der Villa entstand durch den Aufbau der Hauptseitenansicht und die Verkleidung der Fassaden mit Rustikaquadern aus graugelbem Heilbronner Sandstein und Tuffstein. Die dem Rhein zugewandte Seite zeigte eine malerische Pergola. Der Sockel war in Basalt ausgeführt. Die Gartenfronten zeigten Eichenholzfachwerk. Im Erdgeschoss befanden sich um die Diele ein Salon, zwei Gesellschaftszimmer, das Zimmer des Hausherrn, die Bibliothek, das Speisezimmer und das Rauchzimmer. Im Obergeschoss befanden sich sechs Wohn- und Schlafzimmer. Die Baukosten beliefen sich auf 460.000 Mark.

Zwischen der 1904 eingeweihten Bismarcksäule von Arnold Hartmann in unmittelbarer Nähe des Stollwerckschen Grundstücks und der Villa bestand einige Ähnlichkeit: Die Villa Stollwerck war mit einem Turm und Dachzinnen versehen und zeigte als Giebelfigur an ihrer Hauptfassade ein stilisiertes Abbild Bismarcks in mittelalterlicher Rüstung, was auf die „Verehrung [des Besitzers] für den ersten Kanzler des Deutschen Reiches“[1] zurückzuführen war. Das Relief schuf der Breslauer Bildhauer Christian Behrens. Schon wenige Jahre nach dem Bau wurde die Villa in Kombination mit der Bismarcksäule im Baedeker als eine Sehenswürdigkeit erwähnt.[4]

Bismarckfeiern

Die Villa Stollwerck wurde unter ihrem ersten Besitzer alljährlich Schauplatz einer Bismarckfeier, bei der jeweils ein Schauspieler als Bismarcks Geist auftreten und aus den Reden des Verstorbenen rezitieren musste. Trotz ihrer Begeisterung für Bismarck verwahrten sich Heinrich Stollwerck und andere Anwohner offenbar gegen den Brauch, während der offiziellen Bismarckfeier die Bismarcksäule durch brennendes Öl zu illuminieren, und man sorgte dafür, dass die Säule einen Gasanschluss erhielt, damit die Villenbewohner und ihre Gäste nicht mehr durch Rauch und Gestank belästigt wurden.[5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Die Architektur des XX. Jahrhunderts, Zeitschrift für moderne Baukunst, Jahrgang 1905, Tafel 90 – nachgedruckt in: Peter Haiko: Die Architektur des XX. Jahrhunderts – Zeitschrift für moderne Baukunst. Repräsentativer Querschnitt durch die 14 erschienen Jahrgänge 1901 bis 1914. Ernst Wasmuth, Tübingen 1989, ISBN 3-8030-3039-0. Nr. 190.
  2. http://www.brueckenhof.de/virt_museum/historie/uebersicht.php?schub=Ottmar%20E.%20Strauss%201878%20-%201940
  3. http://www.stadtrevue.de/index_archiv.php3?tid=1184&bid=2
  4. Fritz Baedeker (Hrsg.): The Rhine from Rotterdam to Constance. Baedeker, Leipzig 1906, S. 53.
  5. http://www.skv-koeln.de/aktuell/artikel.php?id=1013
50.907046.97657

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