- Abu Bakr al-Kalabadhi
-
Abu Bakr al-Kalabadhi (* unbekannt, aber sehr wahrscheinlich in Buchara; † je nach Quelle 990, 994 oder 995 ebenfalls in Buchara; eigentlich Abu Bakr ibn Abi Ishaq Muhammad ibn Ibrahim ibn Yaʿqub al-Buchari al-Kalabadhi / أبو بكر بن أبي إسحاق محمد بن إبراهيم بن يعقوب البخاري الكلاباذي / Abū Bakr b. Abī Isḥāq Muḥammad b. Ibrāhīm b. Yaʿqūb al-Buḫārī al-Kalābāḏī) war der Verfasser des Kitab at-ta'arruf, eines der bedeutendsten Werke über Sufismus (islamische Mystik) in den ersten drei Jahrhunderten des Islam.
Leben
Über das Leben von Abu Bakr al-Kalabadhi ist nur sehr wenig bekannt. Seine Nisba deutet darauf hin, dass er in Kalabadh, einem Distrikt von Buchara lebte und wohl persischer Abstammung war. Buchara war eine Stadt in Transoxanien, damals Persien und heute Usbekistan. Je nach Quelle starb er im Jahr 990, 994 oder 995 (für Details siehe die Einführung von Arberry). Das Grab in Buchara wird bis heute zur Verehrung und Andacht besucht.
al-Kalabadhi studierte Sufismus unter Abu al-Husayn al-Farisi und hanafitisches Fiqh unter Muhammad ibn Fadl.
Werke
Von seinen fünf oder sechs Werken sind zwei arabische bis heute erhalten:
- Das Bahr al-fawa´id fi ma´ani al-akhar. Ein kurzer moralischer Kommentar zu 22 Hadithen die Mohammed zugesprochen werden
- Das Kitab at-ta'arruf (die englischsprachige Übersetzung von A. J. Arberry trägt den Titel The Doctrine of the Sufis, siehe Literatur).
Das Kitab at-ta'arruf ist das eigentlich wichtige Werk, auf dem der Ruhm al-Kalabadhis beruht. Zu dem recht kurzen Werk wurden mehrere ausführliche Kommentare geschrieben, die den Umfang des Kitab at-ta'arruf weit übertreffen. Das Kitab at-ta'arruf besteht aus 75 meist kurzen Kapiteln. Das Buch wurde hauptsächlich für zwei Zwecke geschrieben:
- Es führt nüchtern (sufistischer Fachbegriff) in den Sufismus der ersten drei Jahrhunderte des Islam ein
- Um zu belegen, dass sich islamische Orthodoxie und Sufismus nicht widersprechen
Besonders der zweite Punkt war zur Zeit al-Kalabadhis von großer Bedeutung, da die Gefahr bestand, dass der Sufismus zur Häresie erklärt werden könnte. Nicht sehr lang zuvor, im Jahr 922, war der berühmte Sufi al-Hallaj aufgrund angeblicher Häresie publikumswirksam hingerichtet worden. Das dies Einfluss auf al-Kalabadhi gehabt haben muss, kann aus zwei Hinweisen geschlussfolgert werden:
- Abu al-Husayn al-Farisi, ein Lehrer von al-Kalabadhi, war ein Freund von Al-Hallaj gewesen
- Obwohl al-Kalabadhi al-Hallaj oft zitiert, nennt er ihn nie beim Namen. Anstelle dessen verwendet er meist das Chiffre Einer der großen Sufis.
Das Buch ist auch für heutige Leser noch verständlich. Für die Islamwissenschaft ist es besonders aufgrund der vielen verwendeten Zitate von Bedeutung, die eine der Hauptquellen für einen Einblick in die ersten drei Jahrhunderte des Sufismus darstellen.
Literatur
- Arthur J. Arberry (Übers.): The Doctrine of the Sufis. University Press, Cambridge 1977, ISBN 0-521-21647-8 (Nachdr. d. Ausg. London 1935; eine Einführung zu und englische Übersetzung des Kitab at-ta'arruf).
- Kalabadhi. In: Emeri van Donzel (Hrsg.): Encyclopaedia of Islam. Brill, Leiden 1978, ISBN 90-04-05745-5.
- Kalabadhi. In: Mircea Eliade (Hrsg.): Encyclopedia of Religion, Bd. 8. Macmillan, New York 1987, ISBN 0-02-909790-8, S. 230–231.
Wikimedia Foundation.