Voyria tenella

Voyria tenella
Voyria tenella
Voyria tenella, Costa Rica

Voyria tenella, Costa Rica

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Enzianartige (Gentianales)
Familie: Enziangewächse (Gentianaceae)
Gattung: Voyria
Art: Voyria tenella
Wissenschaftlicher Name
Voyria tenella
Guild. ex Hook.

Voyria tenella ist eine blattgrünlose, parasitisch an Pilzen lebende Pflanzenart aus der Familie der Enziangewächse (Gentianaceae), die in der Karibik, Mittel- und Südamerika heimisch ist.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Voyria tenella ist eine einjährige, krautige Pflanze, die in dichten Büscheln wächst. Sie erreicht Wuchshöhen bis zu 20 Zentimeter. Sie betreibt keine Photosynthese mehr, sondern lebt parasitisch von Pilzen und ist zu ihrer Ernährung vollständig von diesen abhängig. Das Leitbündelsystem besteht aus nur vier isolierten, konzentrisch stehenden Leitbündeln mit Innenxylem[1].[2]

Die weißen bis cremefarbenen Stängel sind einfach, die wenigen Internodien bis zu 5 Zentimeter lang. Die knollenartigen, leicht fleischigen Wurzeln bilden dichte, morgensternförmige Klumpen. Sie sind weiß, schmal verkehrt-eiförmig und verjüngen sich zum äußersten Ende hin. Sie erreichen eine Länge von 1 bis 10 Millimeter, haben einen Durchmesser von 0,4 bis 1 Millimeter und sind dicht mit rund 0,01 Millimeter langen Haaren besetzt. Die Blätter sind weiß bis gelb, dreieckig bis schmal dreieckig und am Ansatz miteinander verwachsen. Sie sind 2 bis 5 Millimeter lang und 1 bis 1,5 Millimeter breit.[2]

Die Art blüht ganzjährig, besonders häufig aber im August. Die Blüten sind fünfzählige, schwach duftende und als Knospen nickende, zur Blüte sich aufrichtende Einzelblüten, Tragblätter fehlen. Der Blütenstängel ist 10 bis 50 Millimeter lang. Der orange bis gelbe, selten weiße Kelch ist röhren- bis glockenförmig und erreicht eine Länge von 2,5 bis 4 Millimeter. Dabei sind Kelchröhre und Kelchzipfel von gleicher Länge, nämlich 1 bis 2 Millimeter. Die Kelchzipfel sind schmal eiförmig bis schmal dreieckig, 0,3 bis 0,5 Millimeter breit und am äußersten Ende stumpf bis leicht spitz. Kelchschuppen sind deutlich erkennbar.[2]

Die stieltellerförmige Krone ist 9 bis 22 Millimeter lang und bis auf den Ansatz der Kronröhre hinfällig. Die weiße bis orange Kronröhre erreicht dabei eine Länge von 7 bis 15 Millimeter Länge, ihr schwach geweiteter Schlund ist gelb bis blass-orange. Die schmal eiförmigen bis schmal verkehrt-eiförmigen Kronlappen sind 2 bis 7 Millimeter lang und 0,5 bis 2,5 Millimeter breit, am äußersten Ende stumpf. Sie sind blau, gelegentlich purpurn, selten weiß.[2]

Die Staubblätter setzen 2 bis 3 Millimeter unterhalb des Schlundes an. Die Staubbeutel sind annähernd ungestielt und 0,5 bis 1 Millimeter lang und dorsifix. Die Thekae verjüngen sich zum Ansatz hin, am äußeren Ende sind sie abgerundet bis stumpf. Die Fruchtknoten sind fadenförmig, 3 bis 5 Millimeter lang und 1 bis 2 Millimeter breit, am Ansatz weisen sie zwei keulenförmige gestielte Drüsen auf, der Stiel ist 1 bis 2 Millimeter lang. Der 2 bis 4 Millimeter lange Griffel trägt eine köpfchenförmige Narbe.[2]

Die Frucht ist eine elliptische bis runde Kapsel, die 4 bis 7 Millimeter lang und 2 bis 4 Millimeter breit ist. Die fadenförmigen Samen sind 0,035 bis 0,06 Millimeter breit und 0,55 bis 0,78 Millimeter lang, davon stellen nur 0,14 bis 0,19 Millimeter den eigentlichen Samenkörper dar. Dessen Oberfläche ist mehr oder weniger genetzt. Der Embryo besteht aus nur drei oder vier Zellen. Die Chromosomengrundzahl beträgt n = 18. [2]

Lebenszyklus

Die Art ist einjährig, der gesamte Lebenszyklus der Pflanzen wird innerhalb von nur zwei Monaten abgeschlossen. Der Keimling ist ein nur 2 Millimeter langes Wurzelstück, aus dem sich das morgensternförmige Wurzelsystem bildet, erst danach durchbrechen die Sprossachsen die Erdoberfläche. Die Blüten, die aus den drei bis vier häufig nicht gleichzeitig blühenden Sproßachsen hervorgehen, halten nur wenige Tage, sie werden hauptsächlich von Fliegen (Brachycera) besucht, Selbstbestäubung kann aber nicht ausgeschlossen werden. Die Kapseln werden innerhalb von vier bis fünf Tagen reif und reißen dann von unten her auf, die Samenanlagen mit den anhaftenden Samen werden dadurch nach außen gekehrt. Gelegentlich bilden sich sekundär weitere Wurzelsterne, sie stellen aber keine Überdauerungsstadien dar.[1]

Lange wurde aufgrund der Gestalt der Samen angenommen, dass diese durch den Wind verbreitet würden[2]. Spätere Untersuchungen wiesen jedoch darauf hin, dass die Habitate der Art windstill seien und möglicherweise eher Selbstausstreuung durch das Umkippen der vertrockneten Blütenstängel in Frage käme. Noch stärker allerdings sind Hinweise auf die Verbreitung durch Ameisen, durch Beobachtungen konnte eine zumindest fakultative Myrmekochorie nachgewiesen werden.[1]

Verbreitung

Voyria tenella ist eine neotropisch verbreitete Art und findet sich in der Karibik (Hispaniola, Montserrat, Guadeloupe, St. Vincent) und Mittel- (Mexiko bis Panama) bis Südamerika (Kolumbien, Venezuela, Surinam, Trinidad, Guyana, Ecuador, Peru, Brasilien, Bolivien). Dort kommt sie in Höhenlagen von 0 bis 1400, selten 1700 Metern in Wäldern vor, häufig flachwurzelnd in Laubhumus, gelegentlich auf vermodernden Baumstämmen.[2]

Taxonomie

Die Art wurde 1829 von William Jackson Hooker unter dem Namen Vohiria tenella beschrieben.[3] Diese Erstbeschreibung erfolgte auf der Grundlage von Pflanzen, die der Theologe und Naturforscher Lansdown Guilding auf der Insel St. Vincent gesammelt hatte. Hooker hat den Namen aus einem Manuskript von Guilding entnommen, auf der Abbildung, die der Erstbeschreibung beigefügt ist, findet sich allerdings der Name V. tenera. Das Artepitheton verweist auf das zarte Erscheinungsbild der Pflanze[4].

Nachweise

  1. a b c Stephan Imhof, Hans Christian Weber, Luis Diego Gómez: Ein Beitrag zur Biologie von Voyria tenella Hook. und Voyria truncata (Standley) Standley & Steyermark (Gentianaceae). In: Beiträge zur Biologie der Pflanzen, 68: 113-123, 1994
  2. a b c d e f g h P. J. M. Maas, P. Ruyters: Voyria and Voyriella (Gentianaceae), Flora Neotropica, Monogr. 41:73-77, 1986
  3. Hooker W. J. 1829 („1830“): Voyria tenella. Bot. Misc. 1: 47, Tab. XXV B. – OnlineAbbildung
  4. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen., 3. Auflage, Birkhäuser, Basel 1996 (Nachdruck ISBN 3-937872-16-7)

Weblinks

 Commons: Voyria tenella – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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