Staubblatt

Staubblatt
Schematische Darstellung einer perigynen Blüte mit oberständigem Fruchtknoten:
1. Blütenboden/Receptaculum
2. Kelchblätter/Sepalen
3. Kronblätter/Petalen
4. Staubblätter/Stamina
5. Fruchtblätter/Karpelle
Nahaufnahme des Staubbeutels (rechts) einer Tulpe

Das Staubblatt, Staubgefäß oder Stamen (Mehrzahl Stamina) ist das Pollen-erzeugende Organ in der Blüte der Bedecktsamer. Es besteht aus dem Staubfaden (Filament) und dem Staubbeutel (Anthere). Die Gesamtheit aller Staubblätter einer Blüte ist das Androeceum. Staubblätter liegen in zwittrigen Blüten immer zwischen Blütenhülle und Gynoeceum.

Es wird als Blattorgan angesehen und ist den Mikrosporophyllen heterosporer Farne homolog.

Form und Anzahl der Staubblätter einer Blüte variieren bei unterschiedlichen Taxa.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Staubblatt einer Erdbeere. Unten der Staubfaden, oben die Anthere mit zwei Theken.

Der untere Teil, mit dem das Staubblatt am Blütenboden befestigt ist, ist der Staubfaden (das Filament). Er ist meist schmal und fadenförmig. Die Länge ist sehr unterschiedlich.

Der obere Teil ist der Staubbeutel (die Anthere). Es gibt drei Arten, wie die Anthere am Staubfaden ansetzen kann:

  • Der häufigste und auch ursprüngliche Fall ist jener, bei dem sich der Staubfaden unmittelbar in der Anthere fortsetzt: basifixe Anthere.
  • In manchen Fällen verlängert sich die Anthere im Laufe der Entwicklung an der Basis nach unten über den Ansatz des Staubfadens hinaus:
    • Geschieht dies auf der Ventralseite des Staubfadens, also auf der Seite des Blütenzentrums, entsteht eine dorsifixe Anthere. Dorsifix, da der Staubfaden an der dorsalen = Rückenseite anheftet.
    • Geschieht dies auf der Dorsalseite des Staubfadens, entsteht eine ventrifixe Anthere.

Dorsi- und ventrifixe Antheren sind oft als bewegliche Schaukelantheren ausgebildet. Dies sind besondere Anpassungen an Bestäuber, die nicht auf der Blüte landen und daher die Antheren nur streifen, etwa Schmetterlinge und Fledermäuse.

Schematische Darstellung eines Stamens:
1 Staubfaden
2 Theka
3 Konnektiv
4 Pollensack

Die Anthere selbst besteht aus einem Mittelteil, dem Konnektiv, an dem seitlich zwei Theken (Einzahl Theca) sitzen. Jede Theca besteht aus zwei Pollensäcken. Jeder Pollensack entspricht dabei einem Mikrosporangium. In den Pollensäcken wird der Pollen gebildet.

Die vier Pollensäcke sind in einer für die jeweilige Sippe charakteristischen Art angeordnet:[1]

  • bei introrsen Antheren sind die beiden zum Blütenmittelpunkt zeigenden Pollensäcke einander genähert.
  • bei extrorsen Antheren sind die beiden zur Blütenaußenseite zeigenden Pollensäcke einander genähert.
  • bei latrorsen Antheren sind die innen und außen liegenden Pollensäcke gleich weit voneinander entfernt. Diese Antheren haben daher zwei Symmetrieebenen, während die beiden ersten Fälle nur eine Symmetrieebene besitzen.

Aufbau der Antherenwand

Die Antherenwand besteht aus vier Schichten. Die Epidermis ist die äußere Schicht. Darauf folgt die Faserschicht (Endothecium), die für die Öffnung der Antheren sorgt. Als drittes folgt eine vergängliche Zwischenschicht. Die innere Schicht, das Tapetum, verfügt über plasmareiche Zellen. Diese versorgen zum einen die Pollenmutterzellen mit den nötigen Nährstoffen und sondern zum anderen Pollenkitt ab und tragen so zur Bildung der Pollenkornwand (Sporoderm) bei.

Funktion

Schematische Darstellung einer Anthere (Detail):
1 Leitbündel
2 Epidermis
3 Faserschicht
4 Tapetum
5 Pollen

Bei Reife öffnet sich die Anthere (meist in Längsrichtung) durch einen Kohäsionsmechanismus (unterschiedliche Spannungsverhältnisse beim Austrocknen der Faserschicht und der Epidermis). Trockenes Wetter begünstigt also das Freisetzen des Pollen. Der Pollen wird schließlich durch Wind, Insekten, etc. auf die Narbe übertragen.

Modifikationen

Staminodien

Ein Staminodium (plur.: Staminodien) ist ein durch evolutionäre Reduktion unfruchtbar gewordenes, also steriles Staubblatt. Das Staminodium ist also eine Art rudimentäres Organ der Blüte. Bei weiterer Reduktion kann das Staubblatt auch komplett fehlen. So kann man am Beispiel der Rachenblütler (Scrophulariaceae) eine Regressionsreihe aufstellen, die auch in gängigen Lehrbüchern zu finden ist (die beiden letztgenannten Gattungen werden allerdings nach neuen molekularbiologischen Untersuchungen inzwischen zu den Wegerichgewächsen gezählt):

Nektarblätter

Nektar- oder Honigblätter sind Staub- oder Kronblätter, die zur Produktion von Nektar umgebildet wurden und dienen zum Anlocken von Insekten. Sie befinden sich am Grunde der Blütenblätter und haben eine mehr oder weniger tütenförmige Gestalt. Nektarblätter sind typisch für Hahnenfußgewächse. Bei der Gattung Hahnenfuß (Ranunculus) sind sie wie bei einer Blume ausgebildet und geben den Blütenblättern einen fettigen Glanz. An der Basis der Blütenkronblätter, die dann als Honigblätter bezeichnet werden, liegt hier die sogenannte Nektargrube mit der Nektardrüse. Manchmal sind die Honigblätter aber auch nur klein und unscheinbar zwischen Kron- oder Staubblättern versteckt wie bei der Trollblume. Auch sind sie unscheinbar, also ohne Schaufunktion, bei der Nieswurz und dem Eisenhut. Bei Akelei und Feldrittersporn sind die Nektarblätter gespornt und dienen zwischen den eigentlichen Blütenblättern sitzend auch als Schauapparat. Bei Adonis ist die Nektarproduktion sekundär reduziert.

Weitere Modifikationen

Staubblätter einer Lilie

Häufig treten Modifikationen von Staubblättern und Staminodien auf, die auf einen speziellen Bestäubungsmechanismus hindeuten. So bilden bei vielen Arten der Lippenblüter-Gattung Salvia (Salbei) und bei der Art Hemigenia eutaxioides zwei der vier Staubblätter ein Gelenk aus. Dieses dient der genaueren Platzierung des Pollens auf den Körper des Bestäubers.

Bei den Ingwergewächsen existiert nur ein funktionales Staubblatt, während umgebildete Staminodien die Funktion von Blütenblättern übernehmen.

Aus den Konnektiven der Staubblätter können sich blattartige Anhängsel bilden. Diese sind oft lebhaft gefärbt und können eine Blumenkrone vortäuschen. Solche Blütenumbildungen sind typisch für die Familie der Laichkrautgewächse.[2]

Literatur

Weblinks

 Commons: Staubblätter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Peter Leins: Blüte und Frucht. Morphologie, Entwicklungsgeschichte, Phylogenie, Funktion, Ökologie. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2000. ISBN 3-510-65194-4, S. 53.
  2. Urania Pflanzenreich, Höhere Pflanzen Bd.2. Urania-Verlag Leipzig, Jena, Berlin, 1976, S. 336.

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