- Waldhof (Schiff)
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Waldhof Schiffsdaten Flagge Deutschland Schiffstyp Chemikalientanker mit Edelstahltanks Heimathafen Mannheim Eigner Lehnkering Rhein-Fracht GmbH Bauwerft Damen Shipyards B.V., Hardinxveld Stapellauf 1993 Verbleib Havariert am 13. Januar 2011 Schiffsmaße und Besatzung Länge 110 m (Lüa)Breite 10,50 m Tiefgang max. 3,15 m Besatzung 4 Transportkapazitäten Tragfähigkeit 2.426 tdw Sonstiges Registrier-
nummernDie Waldhof ist ein doppelwandiges Tankmotorschiff (TMS) der Mannheimer Reederei Lehnkering Rhein-Fracht GmbH, einer Tochter des Duisburger Unternehmens LEHNKERING Holding GmbH.[2] Bekannt wurde die Waldhof, nachdem sie am 13. Januar 2011 bei St. Goarshausen kenterte und sank.
Inhaltsverzeichnis
Einzelheiten
Das Schiff wurde 1993 auf der Damen Werft in Hardinxveld für Euromar BV in Zwijndrecht erbaut. Die Aufbauten und die Antriebsanlage sind achtern angeordnet, das Schiff verfügt über eingesetzte Edelstahl-Centertanks ohne Mittellängsschott und ist als Typ C-Säuretanker klassifiziert.
2005 wurde das Schiff um 24 Meter verlängert und zwei zusätzliche Tanks eingebaut. Nach dem Umbau verfügte das Schiff über sieben Tanks. Der maximale Tiefgang wurde nach dem Umbau von 2,80 m auf 3,15 m hochgeeicht, die Tragfähigkeit stieg von 1517 auf 2426 Tonnen.[3] Im neuen Zulassungszeugnis wurde die bei maximaler Befüllung der Tanks zu berücksichtigende Dichte auf 1,3 Tonnen pro Kubikmeter festgelegt.
Unglück 2011
Havarie
Am Morgen des 13. Januar 2011, kurz nach 5 Uhr, havarierte aus noch unbekannten Gründen das mit 2377 Tonnen Schwefelsäure beladene Tankmotorschiff im Rhein bei St. Goarshausen unweit der Loreley (Rhein-Kilometer 554)[4]. Zum Unglückszeitpunkt führte der Rhein Hochwasser, am nahen Pegel Kaub wurden 3,44 Meter über dem mittleren Wert gemessen. Der Tanker war auf dem Weg von Ludwigshafen ins belgische Antwerpen.[5][6] In Folge des Unfalls musste der Rhein in Höhe des havarierten Schiffes zeitweise vollständig gesperrt werden. In der Talfahrt durften die letzten von 420 aufgestauten Schiffen die Unfallstelle erst dreieinhalb Wochen nach der Havarie kontrolliert passieren.
Bergung
Erste Maßnahme vor der Bergung war eine Sicherung des Havaristen in der Strömung bis zum Eintreffen geeigneter Schwimmkräne, die wegen Hochwassers zunächst eine Brücke über die Ruhr nicht passieren konnten[4]. Bei der Untersuchung des Schiffs wurde am 27. Januar 2011 festgestellt, dass sich Wasserstoff gebildet hatte und Explosionsgefahr bestand. Während der Untersuchungen mussten immer wieder die Rechte Rheinstrecke sowie die B 42 und B 9 aus Sicherheitsgründen gesperrt werden.[7] Nachdem der durch Korrosion auf Grund von eingedrungenem Rheinwasser entstandene Wasserstoff mittels Stickstoff aus den Tanks gespült worden war, konnte die konzentrierte Säure aus dem am leichtesten zugänglichen Tank 7 am 5. Februar in ein Tankschiff geleichtert werden. Es war geplant, die Säure aus den anderen Tanks zum Herunterverdünnen in den nun leeren Tank 7 zu pumpen. Durch die Strömung bildete sich aber im Bugbereich im Lauf der Zeit ein vier Meter tiefer Kolk[4], so dass eine sichere Lage des Schiffes nicht mehr gewährleistet schien. Durch die ungleichmäßige Entladung kam es außerdem zu einer Verformung des Rumpfes, so dass ein Auseinanderbrechen nicht auszuschließen war. Man beschloss deshalb, die Säure kontrolliert in den Rhein zu pumpen. Während der normale pH-Wert des Rheins bei 8,0 bis 8,1 liegt, ergaben Messungen 200 Meter stromabwärts der Waldhof einen pH-Wert von 6,2 und 400m stromabwärts einen pH-Wert von 7,2.[8]
Nach dem Abpumpen der Schwefelsäure aus den Tanks wurde das gekenterte Schiff am Morgen des 13. Februar 2011 durch Lenzen der vorderen beiden Tanks und unter Einsatz der drei Schwimmkränen der niederländischen Firma Mammoet angehoben und gegen 10 Uhr um die Längsachse gedreht und so wieder aufgerichtet. Im Wohnraum wurde die Leiche eines der beiden vermissten Besatzungsmitglieder aufgefunden. Da sich der zweite Vermisste laut Aussagen der beiden geretteten Besatzungsmitglieder im abgerissenen Steuerstand befand, wird davon ausgegangen, dass er mit der Strömung fortgespült wurde.[9][10] Der Havarist wurde am späten Nachmittag aus der Fahrrinne Richtung Ufer verholt und für weitere Untersuchungen am nächsten Morgen in den Loreley-Hafen geschleppt. Die Schifffahrt wurde am 14. Februar um 16 Uhr wieder vollständig freigegeben.
Weblinks
Commons: Waldhof (Schiff) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Havarietagebuch der TMS "Waldhof"
- Informationen der Rhein-Zeitung zum Tankerunglück
- PRPORT Rheinland-Pfalz: Schiffsunglück auf dem Rhein: Eine Chronik der Ereignisse (vom 30. Januar 2011)
Einzelnachweise
- ↑ Informationen zum Schiff, abgerufen am 13. Januar 2011
- ↑ Lehnkering Logistics & Services, abgerufen am 14. Januar 2011
- ↑ Daten bei debinnenvaart.nl (niederländisch)
- ↑ a b c TMS "Waldhof" der Lehnkering Reederei mit 2.377 Tonnen Schwefelsäure gekentert, in Schifffahrt-online, ISSN 1867-8831/Nr. 1, Jan 2011, S.8 ff
- ↑ Tanklastschiff mit Schwefelsäure kentert auf dem Rhein - Bergung geplant, Allgemeine Zeitung, 13. Januar 2011, abgerufen am 13. Januar 2011
- ↑ Wenig Hoffnung auf Rettung Vermisster, SWR, abgerufen am 13. Januar 2011
- ↑ Explosionsgefahr an der Loreley: Arbeiten am Unglückstanker gehen weiter in: Rhein-Zeitung, 27. Januar 2010
- ↑ Presseinformation Nr.: 45, 2011-Feb-07
- ↑ Säuretanker steht wieder aufrecht im Rhein - Leiche aus Wrack geborgen in: Rhein-Zeitung, 13. Februar 2011
- ↑ Der Tagesspiegel: Leiche in havariertem Tanker im Rhein gefunden, abgerufen am 13. Februar 2011
Kategorien:- Tanker
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