- Wandmalereien auf Gotland
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Die Glas- und Wandmalereien auf Gotland sind ein Zeichen des regen mittelalterlichen Kunstschaffens in den Landkirchen dieser schwedischen Ostseeinsel . Seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts wurden über etwa drei Jahrhunderte immer wieder Kalkmalereien von „Meisterhand“ geschaffen. In ihrer Qualität und ihrem Erhaltungsgrad sind sie eines der bedeutenden Beispiele religiöser Kunst in skandinavischen Raum. Mit ihrere Ausdruckskraft und mit ihrer teilweise sehr hohen Kunstfertigkeit, mit der sie ausgeführt wurden, deuten sie auf die Nähe auch zu den Entwicklungen anderen Region im Norden Europas hin. Auch deuten sie auf einen Austausch zwischen eingereisten und lokalen Künstlern hin. Einige der Wand- und Glasmalereien des 13. und 14. Jahrhunderts sind einzigartige Überreste mittelalterlicher Kirchenkunst in Nordeuropa.
Inhaltsverzeichnis
Kirchen mit Glas- und Wandmalereien
Früheste Wandmalereien aus dem 12. Jahrhundert
Von besonderer Bedeutung sind die wenigen erhaltenen Wandmalereien aus dem 12. Jahrhundert, wie beispielsweise in der Kirche von Garde und der Kirche von Källunge. Sie zeigen byzantinischen Einfluss auf Gotland, der auf der Insel bis ins frühe 13. Jahrhundert prägend war. Dieser auch durch Liliensteine belegte Einfluss kam vermutlich über das russische Nowgorod, wo Kaufleute aus Gotland eine eigene Faktorei, den so genannten Gotenhof unterhielten. Russische Kaufleute hatten auf Gotland auch eine eigene Kirche in Visby und es kam somit neben dem Austausch von Handelswaren wohl auch zu einer Begegnung gotländischer und byzantinisch beeinflusster russischer Kunst.
Die Glas- und Wandmalereien ab dem 13. Jahrhundert
Glas- und Wandmalereien finden sich auf Gotland weiter in der Kirche von Dalhem, wo die ältesten Glasmalereien zu sehen sind und weiter in der Kirche von Gerum und der von Grötlingbo. Besondere Glasmalereien finden sich in der Kirche von Barlingbo, der Kirche von Burs, der Kirche von Lau, der Kirche von Lojsta, der Kirche von Lye, der Rone und in der Kirche von Sjonhem. Wandmalereien sind zu finden in der Kirche von Boge, der Kirche von Bro, der Kirche von Bunge, der Kirche von Ekeby, der Kirche von Eskelhem, der Kirche von Fide, der Kirche von Garde, der Kirche von Gothem, der Kirche von Hall, der der Kirche von Hamra und der Kirche von Lau und der Kirche von Källunge.
Wiederentdeckung der Wandmalereien
Durch die Analyse bei Restaurierungen ließ sich feststellen, dass die meisten Wandmalereien spätestens im 18. und 19. Jahrhundert übermalt wurden. Auch gingen beim Umbau romanischer Kirchen in gotische viele Wandmalereien verloren. Die verbliebenen sind um so bedeutender, als sie im Vergleich zu Glasmalereien und Zeugnissen der Bildhauer- und Holzschnitzerkunst auf Gotland daher seltener sind. Ab dem Anfang des 20. Jahrhunderts wurden dann viele Wandmalereien bei Renovierungen wiederentdeckt und konnten mit modernen Mitteln bewahrt werden.
Die Maler der Glas- und Wandbilder
Die Maler der Glas- und Wandbilder auf Gotland sind namentlich nicht bekannt. Einigen herausragenden Künstlern wurden in der Kunstgeschichte Namen gegeben, um ihre Werke auf Gotland zu gruppieren. Die folgenden Künstler wurden beispielsweise benannt.
Der Michaelsmeister
Als ein bedeutender Meister in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde der Michaelsmeister benannt, dem vor allem großflächige Kompositionen zugeschrieben werden. Eventuell handelt es sich bei ihm (nach B. Söderberg) um einen sächsischen Künstler. Das bedeutendes Beispiel seiner Kunst ist die monumentale Seelenwägung Kaiser Heinrichs II. in der Kirche von Vamlingbo. Sie geht auf vergleichbare Darstellungen im z.B. im Bamberger Dom zurück. Weiter werden dem 'Michaelsmeisters Werke in der Kirche von Eskelhem und in der Kirche von Hejdeby zugeschrieben.
Das Motiv der Seelenwägung, das der Michaelsmeister darstellt, wurde auf Gotland beliebt; um 1300 wurden die Motive des Michaelsmeisters in den Kirchen von Sanda, Hall und Väskinde in etwas weniger künstlerischer Fertigkeit imitiert.
Der Passionsmeister
In vielen Kirchen stößt man auf Wandmalereien eines Künstlers, der friesartig entlang der Langhauswände in eigenwilliger Weise Szenen aus der Kindheit oder Leidensgeschichte Jesu malte. Der so genannte Passionsmeister war im 15. Jahrhundert tätig. Der „Passionsmeister“ oder seine Werkstatt erstellten die Wandmalereien in den Kirchen von Boge, Bro, Ekeby, Endre, Fide, Gerum, Lojsta, Lummelunda, Lye und Rone.
Der Othemsmeister
Zu den avancierte Künstler auf Gotland wird der der Othemsmeister gerechnet, der im 14. Jahrhundert in der Kirche von Othem und in der Kirche von Fide) tätig war.
Der Unionsmeister
→ Hauptartikel: UnionsmeisterAuch der Unionsmeister wird in Gotland vermutet. Diese Maler war ein namentlich nicht bekannter mittelalterlicher Maler, der wohl ab 1400 bis zur Mitte des Jahrhunderts auch in anderen Teilen Schwedens tätig war.
Nachfolger des Albertus Pictor
Weiter wird in der Malweise in der Kirche von Öja) ein Maler als Nachfolger des Albertus Pictor (ca. 1440 - ca. 1509) vermutet, Albertus war aus Deutschland kommend nach Mittelschweden ausgewandert und hatte wohl diesen Maler beeinflusst.
Weitere Maler
In der Kirche von Gothem wird die Hand eines deutschen Künstler von 1300 gesehen. In der Kirche von Lye war eventuell ein aus England stammender Künstler tätig.
Literatur
- Ulrich Quack: Gotland: die größte Insel der Ostsee; eine schwedische Provinz von besonderem Reiz; Kultur, Geschichte, Landschaft. DuMont Köln 1991, ISBN 3-7701-2415-4
- Ernst Rieber: Gotland in Geschichte und Kunst Ludwigsburg 1974 Heft 3
Kategorien:- Gotland
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