Abu Lubaba

Abu Lubaba

Abu Lubaba, arabisch ‏أبو لبابة بن عبد المنذر‎ Abu Lubaba ibn Abd al-Mundhir, DMG Abū Lubāba b. ʿAbd al-Munḏir, war zu Zeiten Mohammeds ein Mitglied des in Yathrib (Medina) ansässigen arabischen Stammes der Amr ibn Auf, im Stammesverbund der Banu Aus.

Inhaltsverzeichnis

Seine Identität

Er soll, einer kurzen Bemerkung bei Ibn 'Abd al-Barr nach Ibn Ishaq zufolge, bei der zweiten Huldigung von Aqaba einer der zwölf Nuqaba’ (Anführer) gewesen sein; dort wird er mit seinem vollständigen Namen angeführt: Rifa'a ibn ’Abd al-Mundhir.[1]

al-Baladhuri berichtet indes in seinem genealogischem Werk, dass Abu Lubaba ein Sohn von Mundhir – nicht: ’Abd al-Mundhir –, mit dem Namen Zaid, ein Sklave der Banu Quraiza gewesen und von Mohammed freigekauft worden sei. In anderen Quellen der islamischen Geschichtsschreibung trägt er die Namen Baschir /Buschair und Rifa’a bzw. Mubaschschir. Denn ’Abd al-Mundhir soll drei Söhne mit diesen Namen gehabt haben.[2] Buschair / Abu Lubaba nahm an der Schlacht von Badr, der Schlacht von Uhud der Schlacht von Sawiq und an der Belagerung der Banu Qainuqa teil; einigen Berichten zufolge kämpfte er auch bei Badr.[3] Buschair/Abu Lubaba ibn al-Mundhir hatte eine Tochter: Lubaba, die mit Zaid, dem Bruder der späteren Kalifen Umar ibn al-Chattab, verheiratet war.[4]

Abu Lubaba und die Banu Quraiza

Abu Lubaba wird von Ibn Ishaq erwähnt, als er, nach der Grabenschlacht, als Mohammed und die ihm unterstellten Stämme Medinas, die Banu Quraiza belagerten, von diesen zu Verhandlungen gerufen wurde. Die Banu Aus waren vor Mohammeds Ankunft in Medina Verbündete der jüdischen Banu Quraiza, weshalb diese, wie Ibn Ishaq berichtet, ihm trauten. Laut Ibn Ishaq antwortete Abu Lubaba, auf die Frage der Juden, ob sie sich Mohammeds Urteil unterstellen sollten, mit,,Ja” und deutete gleichzeitig auf seine Kehle, womit er darauf hindeuten wollte, dass sie dann getötet werden würden, was später auch so geschah.

Abu Lubaba bereute schon auf dem Rückweg, dass er diesen Plan Mohammeds verriet und band sich deshalb in einer Moschee an eine Säule, um so lange zu verweilen, bis Gott ihm verziehen hat.[5] Auf dem Weg zum Morgengebet wurde er dann von Mohammed befreit, was Abu Lubaba als Verzeihung Gottes wertete. An diesem Morgen ergaben sich auch die Banu Quraiza, was mit dem Tod aller Männern und der Versklavung der Frauen und Kinder endete.[6] Der Theologe und Rechtsgelehrte Ibn al-Dschauzi († 1200)[7] berichtet, dass noch zehn weitere Personen, die von der Expedition nach Tabuk zurückgeblieben sind, sich an die Säulen gefesselt hätten; Sure 9, Vers 102 soll über diese Personen offenbart worden sein.[8]

Abu Lubaba und die „Moschee der Schikane“

Mit den Amr Ibn Auf und den Banu Aus von Medina soll er den Bau der Moschee der medinensischen Opposition Mohammeds, der sogenannten „Moschee der Schikane“ – siehe Sure 9, Vers 107 – durch die Bereitstellung von Bauholz gefördert haben. Nach der Zerstörung der Kultstätte auf den Befehl des Propheten errichtete Abu Lubaba in der Nähe sein eigenes Haus und verwendete dasselbe Holzmaterial. Allerdings hing über dem Haus ein Fluch: darin ist kein Kind geboren worden, heißt es bei Ibn Hischam.[9] Einigen Berichten zufolge gehörte Abu Lubaba – bei kontroverser Angabe seines Namens (siehe oben) – zu der Opposition Mohammeds, die von der Expedition nach Tabuk, an die Grenze zum Byzantinisches Reich, zurückgeblieben sind und in Mohammeds Abwesenheit die „Moschee der Schikane“ gebaut haben.[10] Der maghazi-Autor al-Waqidi hebt allerdings hervor, dass Abu Lubaba, im Gegensatz zu den anderen Erbauern der Moschee, nicht zu den sog. „Heuchlern“, der Opposition Mohammeds gehörte.[11]

Das Grab des Abu Lubaba

Nicht nur der Name des Abu Lubaba und seine Rolle zur Zeit der Prophetie sind in den islamischen Quellen kontrovers überliefert bzw. dargestellt; sagenumwoben und mit Sicherheit unhistorisch ist auch das Grab des als Prophetengefährten verehrten Abu Lubaba bei Gabes (Tunesien). Ein nordafrikanischer Lokalhistoriker im 15. Jahrhundert berichtet über das Grab wie folgt:

„Als ich das Richteramt von Gabes bekleidete, sah ich die Leute, wie sie ein Grab in einem hübschen Haus, innerhalb einer Moschee besuchten. Die Moschee liegt westlich, außerhalb der Stadt und heißt Abu Lubaba. Am Kopf des Grabes ist eine Tafel in der Wand angebracht, worauf steht: das ist das Grab des Prophetengefährten Abu Lubaba.“.[12] Die Entstehungszeit der Anlage ist unbekannt. Auch über eine mögliche Ankunft des Abu Lubaba während der ersten Eroberungszüge nach Nordafrika liefern die Lokalhistoriker keine Informationen.[13]

Literatur

  • Ibn Ishaq, Gernot Rotter (Übersetzer): Das Leben des Propheten. As-Sira An-Nabawiya. Spohr, Kandern im Schwarzwald 1999, ISBN 3-927606-22-7
  • Moshe Gil: The Medinan opposition to the Prophet. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam (JSAI), 10 (1987), S. 68–71, 83–84
  • Michael Lecker: Muslims, Jews & Pagans. Studies on Early Islamic Medina. Brill. Leiden 1995 ISBN 90-04-10247-7
  • Miklos Muranyi: Die Prophetengenossen in der frühislamischen Geschichte. Bonn 1973.
  • W. Montgomery Watt: Muhammad at Medina. Oxford 1972.

Einzelnachweise

  1. Siehe die Namenslisten und ihre Analyse: Gertrud Mélamède: The meetings at al-'Akaba. In: Le Monde Orientale 28 (1934), S. 17–58; bes. S. 36–37. Nachdruck in: Uri Rubin (Hrsg.): The Life of Muḥammad. Ashgate, Aldeshot 1998, S. 124–125
  2. Moshe Gil (1987). S. 83
  3. Moshe Gil (1987). S. 83–84
  4. Moshe Gil (1987). S. 84
  5. W. Montgomery Watt (1972), S. 188–190; siehe auch Ibn Sa’d:Biographien Muhammeds (hrsg. Josef Horovitz), Bd. III. Teil 2. S. XIX (Zusammenfassung auf Deutsch)
  6. Das Leben des Propheten. Aus dem Arabischen von Gernot Rotter. Kandern 2004, S. 178 ff.
  7. The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Brill, Leiden. Bd. 3, S.751
  8. Moshe Gil (1987). S. 68; Rudi Paret: Der Koran. Kommentar und Konkordanz. Kohlhammer. Stuttgart 1980. S. 212.
  9. Moshe Gil (1987). S. 71–72
  10. Moshe Gil (1987). S. 68–69
  11. M. Lecker (1995), S. 11–118 nach al-Waqidi und Anm. 145
  12. M. Muranyi (1973) S. 159
  13. M. Muranyi (1973) S. 160

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Abu Lubaba ibn Abd al-Mundhir — was a leading member of the Banu Aws, an Arabic tribe in Yathrib, today known as Medina.At some point after Muhammad s arrival at Medina in 622, Abu Lubaba converted to Islam.He appears in 627 during the siege of the Banu Qurayza, a Jewish tribe… …   Wikipedia

  • Abu Ubaidah ibn al Jarrah — Abu Ubaidah redirects here. For other uses, see Abu Ubaidah (disambiguation). Aamir Tomb of Abu Ubaidah in Balqa Governorate, Jor …   Wikipedia

  • Abu Bakr — For other people with the name, see Abu Bakr (name). Abu Bakr Caliph Abu Bakr s empire at its peak, 634. Khalifat ul Rasūl (Prophet s successor) …   Wikipedia

  • Lubaba bint Ubaydillah — Lubaba bint ‘Ubaydi l Lāh was the great granddaughter of Abdul Muttalib. She was married to al ‘Abbās ibn ‘Ali. They had three sons, al Fadl ibn al ‘Abbās, Qasim ibn al ‘Abbās, and ‘Ubaydu l Lāh ibn al ‘Abbās, two of who were killed during the… …   Wikipedia

  • Abdu'l-Rahman ibn Abu Bakr — For other people of the same name, see Abdul Rahman (name). Abdu l Rahman ibn Abu Bakr was son of Abu Bakr, the first caliph. Unlike the rest of his family, including his father Abu Bakr, and sister Aisha, he was late to convert to Islam, doing… …   Wikipedia

  • `Abd Allah ibn `Abbas — Abdullah ibn Abbas Title Hibr ul Ummah Born 618–619 CE[1] Died 687[2] …   Wikipedia

  • ‘Abbas ibn ‘Abd al-Muttalib — This article is part of the series …   Wikipedia

  • Banu Qurayza — The Banu Qurayza ( ar. بني قريظة; بنو قريظة alternate spellings include Quraiza, Qurayzah, Quraytha, and the archaic Koreiza) were a Jewish tribe who lived in northern Arabia until the 7th century, at the oasis of Yathrib (now known as Medina).… …   Wikipedia

  • Liste der Biografien/Ab — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Umar — For other uses, see Omar (disambiguation). Umar ibn al Khattab Caliph Umar s empire at its peak, 644 Al Farooq Reign …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”