Windmühlenturm an der Langen Wand

Windmühlenturm an der Langen Wand
Windmühlenturm der „Langen Wand“ Bad Nauheim
Windmühlenturm Bad Nauheim

Der Windmühlenturm an den Gradierbauten der „Langen Wand“ in Bad Nauheim gehört zu den markantesten Wahrzeichen der Stadt. Er wurde um 1747 aus dem Taunusquarzit der Steinbrüche am Johannisberg erbaut und hatte ursprünglich eine Höhe von 20,6 Metern. Die drehbare Dachkuppel war mit Holzschindeln gedeckt, und die Windmühlenflügel hatten eine Bespannung aus Segeltuch.

In Nauheim war damals unter der Leitung des Kammerrats Jacob Sigismund Waitz von Eschen eine der größten Siedesalinen Europas entstanden. Um die Sole auf die bis zu 3700 Meter langen Gradierbauten zu pumpen, standen zehn Triebwerke zur Verfügung: sieben Wasserräder, ein Tretrad für Pferde, die sogenannte Rosskunst, sowie zwei mächtige Windmühlentürme. Der Antrieb der Pumpen im Turm an der Langen Wand war eine technische Meisterleistung. Sie wurden je nach Bedarf sowohl über die Königswelle des Windrades als auch über ein 886 Meter langes vom Wasserrad in Schwalheim ausgehendes Pumpengestänge bewegt. Nahezu 80 Jahre lang, von 1747 bis 1824, drehten sich die Windmühlenflügel an den Türmen und übertrugen ihre Energie auf die Solepumpen. Mit einer Spannweite von 20 Metern trotzten sie Wind und Wetter.

Im Herbst 1824 hielten sie der Wucht eines Orkans nicht mehr stand. Die Flügel an beiden Türmen zerbarsten, die Turmkappen wurden abgedeckt. Wegen zu hoher Kosten lehnte der damalige Salineninspektor Wilhelmi eine Reparatur ab. 1826 wurden die Flügel abmontiert und die anfallenden Materialien zum Bau des neuen Schwalheimer Kunstgestänges verwendet. Die Kuppel des Windmühlenturmes an der „Langen Wand“ ersetzte man durch einen 6,30 Meter hohen Fachwerkbau mit Schieferdach. Heute hat der Turm eine Höhe von 26,6 Metern. Der Waitzsche Turm hinter dem Thermalbad erhielt ein Kupferdach. Der Erbauer der Türme war der preußische Minister Jacob Sigismund Waitz von Eschen (1698–1776).

Der Windmühlenturm an der Langen Wand wurde in die Liste der Kulturdenkmäler in Hessen aufgenommen.

Literatur

  • Dr. Weber, Die Park- und Waldanlagen von Bad Nauheim, Im Selbstverlag des Verfassers 1906, Seite 63
  • Erich Brücher, Der Waitzsche Turm und die ehemaligen Windmühlen der Saline zu (Bad) Nauheim, Wetterauer Geschichtsblätter Band 7/8 (1959) Seite 148
  • Alfred Martin, Der Waitz´sche Thurm, Bad Nauheimer Jahrbuch VII (1928), Seite 57
  • Karl Christian Langsdorf, Anleitung zur Salzwerkskunde, 1784, Seite 286
  • Elsa Blöcher, Salinen und Salzhandel in der Wetterau, Gießen 1931, S.25f
  • Roland Scharf, Die Saline Nauheim, 1. Auflg. 2007, Hrsg. Magistrat der Stadt Bad Nauheim, S. 8
  • Wilhelm Wagner, Chronik von Bad Nauheim, Bad Nauheim 1897, Im Selbstverlag des Verfassers, Seite 44 und 45
  • Kulturdenkmäler in Hessen, Wetteraukreis II (1999), Seite 135
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