Johannisberg (Bad Nauheim)

Johannisberg (Bad Nauheim)
Johannisberg
Johannisberg um 1900

Johannisberg um 1900

Höhe 268 m ü. NN
Lage Wetteraukreis, Hessen, Deutschland
Gebirge Taunus
Geographische Lage 50° 21′ 54″ N, 8° 43′ 38″ O50.3649758.7271472222222268Koordinaten: 50° 21′ 54″ N, 8° 43′ 38″ O
Johannisberg (Bad Nauheim) (Hessen)
Johannisberg (Bad Nauheim)
Besonderheiten Bodendenkmal
Mittelalterlicher Kirchturm mit Volkssternwarte

Der Johannisberg in Bad Nauheim liegt im Westen der Stadt und ist ein Vorsprung des Taunus in die Ebene der Wetterau. Der Berg ist 268 m ü. NN hoch.

Inhaltsverzeichnis

Historische Bedeutung

Der Berg weist eine Reihe historisch-archäologischer Kulturdenkmäler auf. Er ist ein Bodendenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz.

Aus der Jungsteinzeit liegen hier Funde der Michelsberger Kultur und der Schnurkeramik vor. Die Funde verdichten sich in der Urnenfelderzeit, so dass für diesen Zeitraum hier eine Höhensiedlung vermutet wird. Die größte Fundmenge stammt aus der Hallstatt- und Latènezeit, so dass auch für diesen Zeitraum eine Höhensiedlung angenommen wird, deren Bewohner vermutlich die Salzgewinnung in Bad Nauheim betrieben. Zu dieser Siedlung gehörte ein den Berg rückwärts absichernder Abschnittswall, der in etwa zwei Meter Höhe erhalten ist. Die beiden dort durchgeführten archäologischen Grabungen sind undokumentiert. Der innere Kern soll aus einer Trockenmauer mit hölzernen Einbauten bestanden haben, der keltisch datiert wird. Die Mauer wurde im Hochmittelalter erneut aufgebaut.

In römischer Zeit befand sich hier seit dem 2. Jahrhundert ein Signalturm, der zum System des Obergermanischen Limes gehörte. Baulich glich er einem Limeswachturm. Vermutlich diente er dazu, optische Signale vom Limes zum Kastell Friedberg zu übermitteln, das keine direkte Sichtbeziehung zum nächstgelegenen Limeswachturm auf dem Gaulskopf hatte. Weitere rückwärtige Wachtürme dieser Art gab es am Kapellenberg bei Hofheim und bei Wölfersheim-Wohnbach. Die Reste des römischen Signalturms wurden 2010 restauriert und dabei auch kenntlich gemacht, welche Teile original und welche Ergänzung sind.[1]

Dieser römische Turm darf nicht mit dem heute noch stehenden Turm verwechselt werden, der im Unterbau aus der Zeit um 1300 stammt. Der im Grundriss achteckige Turm gehörte zum Westwerk der Kirche eines mittelalterlichen Klosters, das auf eine Missionskirche zurückgeht, die 779 hier errichtet worden sein soll. Diese Johanniskirche gilt als Tauf- und Mutterkirche und Urpfarrei der ganzen nördlichen Wetterau. Das Patronatsrecht an der Kirche wurde 1254 von Ulrich II. von Münzenberg dem Mainzer Domkapitel übertragen, das 1310 das gesamte Kloster übernahm. Während der Reformationszeit wurde die Kirche aufgegeben und verfiel. Der Turm, in seinen Grundmauern noch erhalten, wurde 1866 als Aussichtsturm ausgebaut und beherbergt seit 1965 die Volkssternwarte Wetterau.

Heutige Nutzung

Der Johannisberg ist ein herausragender Aussichtspunkt mit Blick über die Altstadt von Bad Nauheim, die Wetterau bis hin zum Vogelsberg.

Auf dem Berg befindet sich das Café Restaurant Johannisberg, eine traditionsreiche Gaststätte, die bereits von Kaiserin Elisabeth von Österreich während ihres Kuraufenthaltes besucht wurde.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde auf dem Johannisberg Wein angebaut. Dies soll mindestens seit dem 15. Jahrhundert der Fall gewesen sein. Um 1900 wurde der Weinbau aufgegeben, da die Stadt als Eigentümerin des Hanges das Interesse am arbeitsaufwändigen Weinbau verlor. 1997 wurde der inzwischen zugewucherte Hang wieder restauriert. Der „Freundeskreis Weinanbau Johannisberg“ hat den ehemaligen Wingert wieder mit Weinstöcken bepflanzt.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Thomas Becker: Römischer Signalturm auf dem Bad Nauheimer Johannisberg saniert. In: Denkmalpflege und Kulturgeschichte 1/2010, S. 41f; Thomas Becker u.a.: Konservierung des Signalzurmfundaments auf dem Johannisberg. In: Der Limes - Nachrichtenblatt der Deutschen Limeskommission 2011/1, S. 30-33.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bad Nauheim — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Kulturdenkmäler in Bad Nauheim —  Karte mit allen Koordinaten: OSM, Google oder …   Deutsch Wikipedia

  • Landesgartenschau Bad Nauheim 2010 — Logo der Landesgartenschau 2010 Daten Ort Bad Nauheim Eröffnung …   Deutsch Wikipedia

  • Johannisberg — ist der Name folgender Berge: Johannisberg (Bad Nauheim) Johannisberg (Hohe Tauern) (3.453 m ü. A.), in der Glocknergruppe in den österreichischen Hohen Tauern Johannisberg (Jena Lobeda) am östlichen Saaleufer bei Jena Lobeda, mit… …   Deutsch Wikipedia

  • Alte Schanze (Bad Nauheim) — p3 Alte Schanze Die Schanze Entstehungszeit: unbekannt …   Deutsch Wikipedia

  • Johannisberg — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Johannisberg peut désigner : Sommaire 1 un oronyme 2 un toponyme …   Wikipédia en Français

  • Johanniskirche — Johanneskirchen sind Kirchen, die das Patrozinium eines der zahlreichen Heiligen namens Johannes tragen bzw. nach diesem benannt sind. Gebräuchlich sind auch die Schreibweisen Sankt Johannes Kirche, St. Johannis (lat., Genitiv) oder St. Johann… …   Deutsch Wikipedia

  • Metropolregion Frankfurt Rhein-Main — Lage der Metropolregion Rhein Main in Deutschland (rote Kennzeichnung) Das Rhein Main Gebiet ist eine Wirtschaftsregion und ein städtischer Ballungsraum am Zusammenfluss von Main und Rhein. Es liegt im Süden Hessens sowie Teilen der angrenzenden… …   Deutsch Wikipedia

  • Rhein-Main — Lage der Metropolregion Rhein Main in Deutschland (rote Kennzeichnung) Das Rhein Main Gebiet ist eine Wirtschaftsregion und ein städtischer Ballungsraum am Zusammenfluss von Main und Rhein. Es liegt im Süden Hessens sowie Teilen der angrenzenden… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Ortsteilen in Hessen — Anmerkungen: Die nachfolgende Liste soll, wenn sie fertig ist, alle nichtselbständigen Stadtteile und Ortschaften (bzw. Ortsteile) von Städten und Gemeinden in Hessen zu verzeichnen. Bisher ist sie aber nicht vollständig, da noch nicht alle… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”