- Wormser Hof (Bad Wimpfen)
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Der Wormser Hof in Bad Wimpfen ist ein ehemaliger Wohn- und Verwaltungssitz des Bistums Worms. Der nahe der Pfalz Wimpfen gelegene Hof entstand wie die Pfalz um das Jahr 1200, wurde im 16. Jahrhundert bedeutend erweitert und geht in seiner heutigen Gestalt im Wesentlichen auf eine Barockisierung im 18. Jahrhundert und Umbaumaßnahmen in der Zeit um 1900 zurück.
Geschichte
Der Wormser Hof in Wimpfen am Berg entstand um 1200 ungefähr gleichzeitig mit der dortigen Kaiserpfalz als ein Wohn- und Verwaltungssitz des Bistums Worms. Wegen seiner spitzbogigen Doppelfenster datiert man ihn im Kern etwas jünger als die Pfalz, die noch keine Fenster dieses Typs aufweist. Der Hof schließt in geringer Entfernung nordwestlich an die Pfalz an. Das Bistum Worms hatte bis zur Stauferzeit großen Besitz in Wimpfen, hatte diesen jedoch an die Stauferkaiser abtreten müssen, die daraufhin dort ihre Pfalz errichteten. Nicht bekannt ist, ob es bereits einen älteren Wohn- und Verwaltungssitz des Bistums gegeben hatte, der im Zusammenhang mit dem Bau der Pfalz dann von seiner alten Stelle an seinen jetzigen Standort verlegt wurde, oder ob ein solcher erstmals mit dem Bau der Pfalz entstand. Gelegentlich wird im Bau des Wormser Hofs eine Machtdemonstration des Bistums Worms gesehen, eine Nutzung der Anlage als Bischofspfalz wird vermutet. Im Hof wohnten früher die Pfarrer der ihm südwestlich gegenüberliegenden Stadtkirche Bad Wimpfen.
Die nördlichen Mauern des Wormser Hofes sind zugleich ein Teil der Wehrmauer der Bergstadt, ähnlich wie bei einigen Gebäuden der Kaiserpfalz. Der Hof stand wohl ursprünglich frei, und der Wehrgang führte wohl erst nach dem Bau der Stadtmauer um 1300 durch die Gebäude. Bedeutend vergrößert wurde das Anwesen in der Amtszeit des geistlichen Verwalters Bartholomäus Schick ab 1551, wovon noch eine Inschrift über einem der Portale des Hauptgebäudes und eine Datierung von 1566 kündet. Im 18. Jahrhundert wurde die Fassade zum Innenhof barock umgestaltet.
Der Wormser Hof ist ein dreiflügeliges Anwesen, das sich u-förmig zur Stadtkirche hin öffnet. Neben dem linken Seitenflügel steht die zu ihm gehörende Zehntscheuer, lediglich durch eine Brandgasse vom Hauptgebäude getrennt. Das Anwesen war bis 1802 im Besitz des Bistums Worms und fiel durch den Reichsdeputationshauptschluss an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt bzw. das spätere Großherzogtum Hessen. Im 19. Jahrhundert befand sich eine Tabakfabrik im Anwesen. 1902 bis 1904 wurde der Hof nach Plänen von Adolf Zeller renoviert, wobei man die ursprünglichen Struktur des Gebäudes sehr veränderte. Von außen erkennt man einige Anzeichen des Umbaus an der Neckarfront des Gebäudes; einige gotische Fenster wurden entfernt oder vermauert und durch schlichte rechteckige Fenster ersetzt. Bei dieser umfassenden Renovierung wurde die Bausubstanz so weitgehend erneuert, dass sich heute nur noch wenige Befunde über den vorigen Zustand aus ihr erheben lassen. Danach wurde im Gebäude die Großherzoglich-Hessische Oberförsterei eingerichtet. Später bezog eine Lederwarenfabrik die Gebäude. In den späten 1970er Jahren erwarb die Stadt Bad Wimpfen das Anwesen vom Land Hessen.
In den Jahren 2009/10 wurde der Wormser Hof umfassend renoviert. Die Zehntscheuer wird schon seit längerem von örtlichen Vereinen zu Lager- und ähnlichen Zwecken verwendet, für die sanierten Hauptgebäude ist eine öffentliche Nutzung als Bürgerhaus oder Bibliothek im Gespräch.
Literatur
- Fritz Arens, Reinhold Bührlen: Wimpfen – Geschichte und Kunstdenkmäler. Verein Alt Wimpfen, Bad Wimpfen 1991
- Rudolf Kautzsch: Die Kunstdenkmäler in Wimpfen am Neckar. 4., berichtigte Auflage. Alt-Wimpfen, Wimpfen am Neckar 1925
- Bernd Wetzka: Der Wormser Hof. In: Roter Turm Nr. 39, Mai 2009
Weblinks
Commons: Wormser Hof (Bad Wimpfen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien49.2310888888899.1622166666667Koordinaten: 49° 13′ 51,92″ N, 9° 9′ 43,98″ OKategorie:- Bauwerk in Bad Wimpfen
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