- Xi Yang Lou
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Xi Yang Lou ist ein historischer Garten im Norden Pekings (China) im Bereich des Yù Yuán (sogenannter „Alter Sommerpalast“). Gebäude und Gartenausstattung nach dem Entwurf von Giuseppe Castiglione vereinen die Baustile des europäischen Rokoko mit klassischer chinesischer Architektur. Die Anlage ist als Ruine erhalten.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die Anlage umfasste einen schmalen Streifen am Nordrand des Chángchūn Yuán („Garten des ewigen Frühlings“). Wesentliche Bestandteile waren Bauwerke im Stil des Spätbarock, Wasserspiele und ein Irrgarten mit gemauerten Barrieren anstelle der üblichen Hecken und einem Zentralpavillon.
Baugeschichte
Von 1737 bis 1766 arbeitete eine Gruppe von zehn Jesuiten als Missionare in China. Unter ihnen waren Giuseppe Castiglione, Michel Benoist, Jean-Denis Attiret und Ignaz Sichelbarth. Sie hatten das Vertrauen des Kaisers Qianlong gewinnen können, der die künstlerischen Fähigkeiten der Fremden schätzte. Unter Qianlong wurden zahlreiche Gärten im chinesischen Reich angelegt oder erweitert („Goldenes Zeitalter der Gartenkunst“).
Ein wichtiges Gestaltungsmittel in den kaiserlichen Gärten bestand in der Inszenierung von Landschaftsausschnitten, die charakteristisch für bestimmte Regionen oder Landschaften waren. Außer chinesischen Motiven existierten auch mongolische oder tibetanische Gestaltungen und Gebäude; die Einbeziehung einer europäischen Staffage fügte sich durchaus in das Konzept der (umfangreichen) Kaisergärten und Paläste und stand keineswegs im Widerspruch zum zeitgenössischen Sinozentrismus.
Im Gegensatz zu den meisten Häusern, Hallen und Tempeln im Bereich des Yù Yuán verwendeten die Ordensbrüder nicht Holz sondern Stein als Baumaterial für ihre Bauwerke.
Zerstörung
Nahezu alle Gebäude auf dem etwa 350 Hektar umfassenden Gelände des Yù Yuán wurden im Zweiten Opiumkrieg 1860 im Rahmen einer beispiellosen „Strafaktion“ britischer und französischer Truppen geplündert und niedergebrannt. Auch der Bereich des Xi Yang Lou wurde zerstört. Der Vandalismus der europäischen Truppen stellte eine kulturelle Katastrophe für China dar, da nicht nur die großen und prächtigen Gärten mit hunderten von Gebäuden zerstört, sondern auch unzählige Kulturgüter geraubt oder vernichtet wurden. Die Ruinen wurden in der Folgezeit zur Gewinnung von Baumaterial genutzt. In jüngster Zeit wurde der Irrgarten in originalgetreuer Form wiederhergestellt.
Literatur
- Hermann Kern: Through the labyrinth. Design and Meanings over 5000 years. Prestel, München, London, New York 2000. ISBN 3-7913-2144-7; S. 258 (Nr. 534).
- Wu Guang-Zu, Maggie Keswick: Yuan Ming Yuan. In: The Oxford companion to gardens. Hrsg. von Patrick Goode und Michael Lancaster. Oxford, New York 2001, ISBN 0-19-860440-8, S. 620 Spalte 2 und S. 621.
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