Zeilenbau

Zeilenbau
Zeilenbau in der Parkwohnanlage Zollhaus, Nürnberg 1961

Als Zeilenbau wird die Anordnung von langen, schmalen Wohngebäuden quer zur Verkehrsstraße bezeichnet.[1] Die Gebäude werden dann durch Fußwege erschlossen. Diese Bauform entstand als Reaktion auf die Blockbebauung mit ihren engen Höfen und setzt im Kontrast dazu auf eine optimale Ausrichtung aller, paralleler Gebäude zu Luft und Sonne, eine durchgehende Begrünung der Zwischenräume und Lärmschutz.

Die Nachteile der Zeilenbebauung wurden schon 1929 erkannt, als ein Architekten-Wettbewerb der Reichsforschungsgesellschaft für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen für die Versuchssiedlung Berlin-Haselhorst das Prinzip auf große Flächen übertrug. Es ergaben sich Eindrücke von Monotonie und fehlender Individualität.

Einzelne, unsystematische Vorläufer können schon in Werkssiedlungen des 19. Jahrhundert gefunden werden, das Büro Lockwood and Mawson errichtete 1853 in Saltaire, England Bauten in etwa dieser Form. Als ausformuliertes Konzept entstand die erste Zeilenbebauung 1918 in München durch Theodor Fischer mit der Siedlung Alte Heide. Weitere frühe Anwendungen waren Bauten von Otto Haesler 1925 in Celle (Siedlung Georgsgarten), Walter Gropius zusammen mit Haesler 1929 in Karlsruhe-Dammerstock und Mart Stam 1928/29 in der Hellerhofsiedlung im Frankfurter Gallusviertel (hier mit Kopfbauten an der Straße).

Eine wesentliche Bedeutung hatte die Zeilenbebauung in Deutschland beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Wegen der Gleichförmigkeit großer Siedlungen mit Zeilenbauten wurden die Bauten häufig aufgelockert, lose gruppiert und versetzt. Ab Ende der 1950er Jahre wurden die Erschließungsstraßen häufig im Bogen geführt und die Zeilenbauten locker darum angeordnet: Neue Vahr in Bremen, Frankfurt-Nordweststadt. Mit der Massenmotorisierung kamen Zeilenbauten aus der Mode, weil sie keine direkte Zufahrt zum Hauseingang ermöglichen.

Einzelnachweise

  1. Soweit nicht anders angegeben, beruht dieser Artikel auf: Zeilenbau. In: Nikolaus Pevsner, Hugh Honour, John Fleming: Lexikon der Weltarchitektur, Dritte Auflage, Prestel, 1992. ISBN 3-7913-1238-3

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