Frankfurt-Nordweststadt

Frankfurt-Nordweststadt
Nordweststadt
Wappen Frankfurt am Main.svg
Siedlung in Frankfurt am Main
Nordweststadt, Blick vom Nordwestzentrum
Nordweststadt, Blick vom Nordwestzentrum
Basisdaten
Einwohnerzahl: 15.890[1]
Entstehungszeit: 1961–1972
Lage
Ortsbezirk: 8 – Nord-West
Stadtteil: Niederursel
Praunheim
Heddernheim
Stadtbezirk: 481, 482, 426
Zentrum/Hauptstraße: Nordwestzentrum
Architektur
Baustil: Moderne
Stadtplaner: Hans Kampffmeyer
Architekten: Walter Schwagenscheidt und Tassilo Sittmann
50.1591666666678.6291666666667

Die Nordweststadt ist eine Großsiedlung in Frankfurt am Main, die 1962 bis 1968 auf Freiflächen zwischen den bestehenden Stadtteilen Niederursel, Heddernheim und Praunheim entstand.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nordwestadt vom Praunheimer Weg aus gesehen

Beim städtebaulichen Wettbewerb zur Gestaltung der neuen Siedlung im Nordwesten Frankfurts gewannen 1959 die Architekten Walter Schwagenscheidt und Tassilo Sittmann nur einen dritten Preis, wurden aber, nach Überarbeitung des Entwurfs, von Planungsdezernent Hans Kampffmeyer schließlich mit der Planung beauftragt. Die neuartige „Raumstadt” sollte überwiegend in Zeilenbauweise 7500 Wohneinheiten für circa 25000 Einwohner umfassen. Die Gesamtleitung lag bei dem Baudezernat der Stadt Frankfurt am Main. Die Gruppe um Schwagenscheidt übernahm im Stadtplanungsamt die städtebauliche und künstlerische Leitung des Projekts. [2]

1968 wurde die rund 8 Kilometer von der Frankfurter Innenstadt entfernte Trabantensiedlung an die erste Linie der neuen U-Bahn angeschlossen. So konnten die Einwohner in kürzester Zeit die City erreichen. Gleichzeitig wurden auch mehrere Bildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen, Kirchen und Gemeinschaftstreffpunkte gebaut. Bis 1968 dauerte der Bau der Großsiedlung, Restarbeiten zogen sich bis 1971 hin. Alle Gebäude sind exakt in Nord-Süd- oder Ost-West-Richtung ausgerichtet und die Mehrfamilienhäuser haben überdurchschnittliche Abstände voneinander. Die Fußwege verlaufen getrennt vom Fahrverkehr, oft werden sie mit schmalen Brücken über die Ringstraßen geführt. Die Siedlung ist durch große Grünflächen in überschaubare Nachbarschaften gegliedert. Grüner Mittelpunkt der als ruhig geltenden Urbanisation ist der 1971 eröffnete Martin-Luther-King-Park, dessen kleiner Weiher in einer ehemaligen Tongrube liegt. 1980 wurde die Nordweststadt durch eine vierstreifige Schnellstraße, die Rosa-Luxemburg-Straße, an die Bundesautobahn 66 angeschlossen. Damit wurde auch die Anbindung an die Innenstadt erheblich verbessert.

Mischung der Haustypen in der Nordweststadt

Im Gegensatz zu kompakten Großsiedlungen der 60er und 70er Jahre in anderen Städten ist die Nordweststadt heute in deutlich geringerem Maße von sozialen Problemen betroffen und zählt aufgrund der inzwischen ausgewachsenen, früher nur in Ansätzen erkennbaren, umfangreichen Stadtteilbegrünung nicht mehr zu den schlechtesten Gebieten Frankfurts. Trotz einiger Kritik gehört die Nordweststadt zu den lebenswertesten Trabantenstädten Deutschlands, was auf einige städtebauliche Grundgedanken zurückzuführen ist, wie etwa genügend Raum zwischen den Häusern für Licht und Sichtachsen, verschiedenste Wohnungstypen vom Einfamilienhaus oder Reihenhaus über kleinere Mehrfamilienhäuser bis zum Hochhaus, eine vernünftige Verkehrsführung und die gewollte soziale Mischung der Bewohner.

Bildung

Europäische Schule (Teilansicht)

Die am zentralen Grünzug gelegene Ernst-Reuter-Schule war eine der ersten integrierten Gesamtschulen in Hessen. In unmittelbarer Nähe, auf dem Gelände der ehemaligen Ernst-Reuter-Schule II am Praunheimer Weg, ist auch die neu errichtete Europäische Schule Frankfurt zu finden: eine kostenpflichtige Grundschule mit anschließendem Gymnasium. Dies ist eine jener offiziellen Schulen, die gemeinsam von den Regierungen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union gegründet wurden. Sie wird zwar hauptsächlich von den Kindern von Angestellten der EU genutzt, steht aber auch Schülern der übrigen Frankfurter Wohnbevölkerung offen, soweit es die Kapazität zulässt. Die Europäische Schule Frankfurt befindet sich in privater Trägerschaft.

Leben und Einkaufen

Das „kleine Zentrum“ in der Thomas-Mann-Straße

Geschäftlicher Mittelpunkt ist das 1965–68 errichtete und mehrfach umgebaute und erweiterte Nordwestzentrum, das Einkaufen auf mehreren Ebenen ermöglicht. Daneben existiert noch ein „Kleines Zentrum“ in der Thomas-Mann-Straße. Ein zweites im Hammarskjöldring wurde 2006 abgerissen. Ursprünglich waren sie architektonisch als bürgernahes Alternativangebot zum "Großen Zentrum" gedacht. Insbesondere das "Kleine Zentrum" hat jedoch unter dem enormen Erfolg des Nordwestzentrums stark gelitten und seine Geschäftsräume stehen heute zum Teil leer. Durch Initiative des Vereins Brücke 71 e. V. wurde es jedoch wieder zu neuem Leben erweckt. In unmittelbarer Nähe des Nordwestzentrums befindet sich seit den 70er Jahren ein großer alternativer Abenteuerspielplatz, auf dem sich Kinder unter Anleitung von Sozialarbeitern auf dem großen Gelände ein eigenes Holzhaus zimmern und nutzen können.

Sonstiges

Entgegen häufiger Annahme ist die Nordweststadt administrativ kein eigenständiger Stadtteil, sondern steht auf den Gemarkungen der Stadtteile Heddernheim, Niederursel und zu einem kleinen Teil Praunheim.

Hip Hop in der Nordweststadt

Seit den 1980er-Jahren gibt es in der Nordweststadt eine Hip-Hop-Szene. So stammen die Rapper Azad und D-Flame aus dem Stadtteil. Diese damals unbekannten Rapper gründeten die Gruppe Asiatic Warriors und arbeiten heute an Soloprojekten. Des Weiteren stammen auch Jeyz, die Rapper Tone, Yassir und Senna Guemmour, Mitglied der Band Monrose, welche aus der fünften Staffel der Castingshow Popstars hervorging, aus der Nordweststadt.

Literatur

  • Paula Henrich: Nordweststadt. Junge Stadt auf altem Boden. Schriftenreihe der Frankfurter Sparkasse von 1822, Frankfurt am Main, 1971
  • Walter Schwagenscheidt: Die Nordweststadt – Idee und Gestaltung, Karl Krämer Verlag, Stuttgart, 1964

Weblinks

 Commons: Frankfurt-Nordweststadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Frankfurter Siedlungen 2008, FSB 2009/2-3
  2. Ilse Irion, Thomas Sieverts: Neue Städte: Experimentierfelder der Moderne, Deutsche Verlags-Anstalt, München, 1991, S. 104 ff

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