Zentrum für Selbstbestimmtes Leben Schweiz

Zentrum für Selbstbestimmtes Leben Schweiz
Genossenschaft Selbstbestimmtes Leben
Typ Genossenschaft [1]
Gründung 1998
Sitz Zürich, Schweiz
Schwerpunkt Behindertenbewegung-Selbsthilfegruppe
Budget 157'488 CHF (Einnahmen 2009)[2]
124'346 CHF (Einnahmen 2008)[3]
192'909 CHF (Einnahmen 2007)[3]
Mitglieder 8 (Genossenschaft), 250 (Förderverein)[4]
Website www.zslschweiz.ch

Das Zentrum für Selbstbestimmtes Leben Schweiz ist Teil der seit den 1970er-Jahren bestehenden europäischen Behindertenbewegung und der weltweiten „Selbstbestimmt-Leben-Bewegung“ (kurz „SL-Bewegung“).[5]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das ZSL Zürich wurde 1996 von 13 behinderten Menschen gegründet. Die Gründung wurde durch einen Initialbeitrag der Schweizerischen Vereinigung der Gelähmten (SVG/ASPr) ermöglicht. 1998 erfolgte die Eintragung als Genossenschaft in das Schweizerische Handelsregister.

1997 campierten die ZSL-Aktivisten während drei Tagen im Berner Kocherpark, um gegen eine Begrenzung der durch die Krankenkassen gedeckten Spitexleistungen auf 60 Stunden pro Quartal zu demonstrieren.[6]

Im selben Jahr führten die SBB die neuen Doppelstockzüge IC2000 ein, welche in allen zukünftig produzierten Waggons über hochklappare Sitze verfügen und damit für behinderte Menschen im Rollstuhl benutzbar sind. Das ZSL beansprucht den Einbau dieser Abteile als Erfolg seiner sechs SBB-Demonstrationen.[7]

2006 führte das ZSL das Referendum gegen die 5. IV-Revision an und stellte sich damit gegen Behindertenverbände wie beispielsweise Pro Infirmis und Pro Mente Sana.[8] Das ZSL unterlag in der Volksabstimmung mit 59.1% Ja-Stimmen.[9]

Seit 2009 setzt sich das ZSL per E-Petition für die Ratifizierung der UNO Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen in der Schweiz ein.[10]

Politische Arbeit und Peer Counseling

Das ZSL setzt sich für Gleichberechtigung, Persönliche Assistenz, subjektorientierte Hilfsmittelfinanzierung und eine barrierefreie Gesellschaft ein. Es ist in zahlreichen Gremien vertreten und regelmässig in Printmedien, Radio und TV präsent.[11]

Ausserdem unterhält das ZSL eine Homepage mit einer Linksammlung zu aktuellen Nachrichten zum Thema Behinderung, sowie den Youtube-Kanal „SL-TV“, auf dem regelmässig selber produzierte Kommentare, Interviews und Parodien erscheinen.[12]

Es bietet zudem kostenloses Peer Counseling an. Dabei handelt es sich um Beratung von behinderten Menschen durch dafür ausgebildete behinderte Menschen.[13]

Philosophie der SL-Bewegung

Die SL-Bewegung betrachtet Behinderung als eine dem Rassismus verwandte Abwertung durch die Gesellschaft. Weil behinderte Menschen von einer fiktiven Norm abweichen, werden sie bevormundend behandelt und von öffentlichen Dienstleistungen ferngehalten.

Daher lehnt die SL-Bewegung Sonderlösungen karitativer Natur ab und fordert stattdessen, im Sinne der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, dass behinderte Menschen als gleichberechtigte Angehörige der demokratischen Gesellschaft akzeptiert werden und ihre Interessen selber vertreten.

Da sich die SL-Bewegung mit dem gesellschaftlichen Aspekt der Behinderung befasst und nicht mit dem medizinischen, arbeitet sie diagnoseübergreifend für alle behinderten Menschen. Behinderte Menschen mit verschiedenen Diagnosen sollen sich nicht gegeneinander ausspielen lassen, sondern zusammenarbeiten.[14]

Organisation

Die Schweizerische SL-Bewegung teilt sich in zwei Organisationen: Die Aktiv-Mitglieder (derzeit mindestens 5[15]) sind in der Genossenschaft Selbstbestimmtes Leben organisiert und arbeiten aktiv mit, während dem Passiv-Mitglieder (ca. 250[16]) im Förderverein Selbstbestimmtes Leben organisiert sind und mit ihren Mitgliederbeiträgen einen Teil der Finanzierung beisteuern.

Finanzierung und Mittelverwendung

Die Gesamteinnahmen beliefen sich 2009 auf 157'488 Schweizer Franken (2008: 124'346 Franken, 2007: 192'909 Franken). Davon steuerte das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) über einen Leistungsauftrag jährlich rund 113'000 bis 117'000 Franken bei. Die übrigen Erträge stammen vom Förderverein Selbstbestimmtes Leben, aus Einnahmen aus Vorträge sowie in einem kleineren Rahmen aus Spenden.[2][3]

Laut Jahresrechnung 2009 verbuchte die Genossenschaft Selbstbestimmtes Leben 27 Franken für Aufwendungen für Projekte (2008: 24 Franken, 2007: 131 Franken), 109'902 Franken für Personalaufwand (2008: 110'124 Franken, 2007: 112'672 Franken), 31'841 Franken für Allgemeiner Betriebsaufwand (2008: 25'432 Franken, 2007: 28'801 Franken) und 2'493 Franken für Abschreibungen (2008: 1'570 Franken, 2007: 1'579 Franken).[2][3]

Die Genossenschaft verfügt über ein Genossenschaftskapital von 1'700 Franken und per Ende 2009 über 60'039 Franken Eigenkapital.[2]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eintrag der «Genossenschaft Selbstbestimmtes Leben» im Handelsregister des Kantons Zürich
  2. a b c d Jahresbericht 2009
  3. a b c d Jahresbericht 2008
  4. http://www.nzz.ch/2006/12/29/il/articleerue6_1.86238.html
  5. http://www.zslschweiz.ch/ueberuns/genossenschaft
  6. http://www.bizeps.or.at/news.php?nr=9946
  7. http://www.zslschweiz.ch/z_alteseite/Archiv/Texte/Was_haben_die_ZSL_Zuerich_und_Bern_bis_heute_erreicht.htm
  8. http://www.nzz.ch/2006/12/29/il/articleerue6_1.86238.html
  9. http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/17/03/blank/key/2007/02.html
  10. http://www.uno-konvention-behinderte.ch/
  11. http://www.zslschweiz.ch/z_alteseite/Archiv/Texte/Was_haben_die_ZSL_Zuerich_und_Bern_bis_heute_erreicht.htm
  12. http://www.youtube.com/user/ZSLSchweiz
  13. http://www.zslschweiz.ch/ueberuns/genossenschaft/beratung.php
  14. http://www.zslschweiz.ch/ueberuns/genossenschaft/grundprinzipien.php
  15. http://www.zslschweiz.ch/ueberuns/team/
  16. http://www.nzz.ch/2006/12/29/il/articleerue6_1.86238.html

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