- Close Reading
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In der Literaturwissenschaft bezeichnet close reading die sorgfältige Interpretation einer Textpassage. Solch eine Vorgehensweise legt großen Wert auf das Spezielle im Vergleich zum Allgemeinen, achtet genau auf einzelne Wörter, Syntax und die Reihenfolge der Sätze und Wörter.
Close reading wurde von den sogenannten New Critics in der Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelt und gilt inzwischen als grundlegende Methode moderner Kritik. Zu den methodologischen Pionieren des close reading gehören die englischen Literaturwissenschaftler I. A. Richards und dessen Schüler William Empson: Empsons Studie Seven Types of Ambiguity gilt als Klassiker des New Criticism.
Aufmerksames close reading eines 200-Wörter-Gedichts könnte Tausende von Wörtern hervorbringen, ohne alle Möglichkeiten der Beobachtung und Erkenntnis auszureizen. So widmet etwa Jacques Derridas Essay Ulysses Gramophone der Interpretation des Wortes „yes“ in James Joyce' Roman Ulysses mehr als 80 Seiten.
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