Syntax

Syntax

Unter Syntax versteht man in der Grammatik die Satzlehre (siehe unten natürliche Syntax).

Abstrakter versteht man darunter in der Sprachphilosophie seit Charles William Morris die rein formalen Beziehungen zwischen (sprachlichen) Zeichen oder die Lehre (die Theorie) davon.

Etymologisch leitet sich das Wort aus dem griechischen Wort σύνταξις ['sʏntaksis] (σύν: zusammen; ταξις: Ordnung) ab, dessen Wortbedeutung – unterschiedlich – mit Zusammenordnung, Anordnung oder Zusammenstellung angegeben wird.

Inhaltsverzeichnis

Die Syntax von Zeichensystemen allgemein

In der allgemeinen Zeichentheorie (Semiotik) bedeutet Syntax die formale Ordnung (die Kombinatorik, den rein formalen Zusammenhang, die Beziehungen) der Zeichen bzw. Zeichenformen eines Zeichensystems bzw. die Lehre/Theorie dazu.

Die Syntax als Teildisziplin der Semiotik unterscheidet sich dadurch von den anderen Disziplinen oder Perspektiven der Semiotik: der Lehre von der Bedeutung der Zeichen (Semantik) und der Lehre von den Beziehungen der Zeichen zu den Zeichenbenutzern (Pragmatik). Die Dreiteilung der Semiotik in Syntax - Semantik - Pragmatik wird Charles Morris zugeschrieben (Charles Morris, 1938: Foundations of the Theory of Signs). Dieser verwendete statt Syntax den Ausdruck Syntaktik. Die Termini Syntax und Syntaktik gelten im Bereich der Semiotik meist als synonym. Darauf hinzuweisen ist allerdings, dass die Bedeutung von Syntaktik bei Morris von dessen Zeichenbegriff abhängt und Morris - etwa im Gegensatz zu Ferdinand de Saussure - unter Zeichen nur den Signifikanten und nicht die „Verbindung von Signifikant und Signifikat“ meint.[1]

Die Syntax sprachlicher Zeichensysteme

Der Ausdruck Syntax wird auch für natürliche und formale Sprachen verwendet.

Das Verhältnis zwischen natürlicher und formaler Syntax wird unterschiedlich gesehen. Für den Logiker Richard Montague („Universal Grammar“, 1970) bestand kein prinzipieller Unterschied.

Die Syntax natürlicher Sprachen (natürliche Syntax)

Bezogen auf natürliche Sprachen ist Syntax (natürliche Syntax) Teil der Grammatik. Im herkömmlichen Sinn bedeutet Syntax dann die Lehre vom (korrekten) Satzbau bzw. der Satzbau selbst. Die Syntax als Teil der Grammatik behandelt die Muster und Regeln, nach denen Wörter zu größeren funktionellen Einheiten wie Phrasen (Teilsätze) und Sätzen zusammengestellt und Beziehungen wie Teil-Ganzes, Abhängigkeit etc. zwischen diesen formuliert werden. Außer dieser satzzentrierten Perspektive (Satzsyntax) gibt es auch die intraverbale Syntax[2] oder Wortsyntax[3], die die Wortbildung untersucht, und die Text-Syntax, die sich mit den formalen Bezügen innerhalb eines Textes befasst.

In der Linguistik erfolgt die Syntax als wissenschaftliche Untersuchung von Form und Struktur natürlicher Sprachen durch die verschiedenen Theorien und Schulen unterschiedlich. Es besteht eine Vielfalt und Konkurrenz von Syntaxmodellen. „Jedes der vorgestellten Modelle hat seine Stärken und Schwächen.“[4] Neben den Modellen der traditionellen Schulgrammatik wird die Syntax anhand hypothetischer universeller, angeborener Formprinzipien (Noam Chomsky) oder ihres kommunikativen Zwecks (Funktionale Syntax) oder ihrer Rolle beim Aufbau von komplexen Bedeutungen (logische Semantik, Montague- bzw. kategoriale Grammatik) untersucht. Eine wichtige linguistische Syntaxtheorie generativer Prägung ist die "Government and Binding"-Theorie (Chomsky 1981). Zwei weitere bedeutende Syntaxtheorien sind die Generalized Phrase Structure Grammar und die Head-driven Phrase Structure Grammar.

Die syntaktische Struktur eines natürlichsprachlichen Satzes wird bisweilen in Form von Strukturbäumen dargestellt, welche die hierarchischen Abhängigkeiten der Konstituenten des Satzes graphisch wiedergeben. Diese Strukturbäume werden auch als „Stemma“ bezeichnet[5].

Die Syntax formaler Sprachen (formale Syntax)

Unter der Syntax einer formalen Sprache (formale Syntax) – wie etwa Programmiersprachen in der Informatik oder Kalküle in der Logik – versteht man ein System von Regeln, nach denen erlaubte Konstruktionen bzw. wohlgeformte Ausdrücke aus einem grundlegenden Zeichenvorrat (dem Alphabet) gebildet werden[6] – wobei von der inhaltlichen Bedeutung der Zeichen abgesehen wird bzw. werden kann.

Eine formale Syntax kann graphisch mittels Syntaxgraphen beschrieben werden.

Siehe auch

Literatur

  • Joachim Jacobs, Arnim von Stechow, Wolfgang Sternefeld, Theo Vennemann, Herbert Ernst Wiegand (Hrsg.): Syntax. 2 Bände. de Gruyter, Berlin u. a. 1993–1995, ISBN 3-11-009586-6 (Bd. 1), ISBN 3-11-014263-5 (Bd. 2), (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 9, 1–2)
  • Thomas Tinnefeld: Die Syntax des „Journal officiel“. Eine Analyse der Fachsprache des Rechts und der Verwaltung im Gegenwärtsfranzösischen. AKS-Verlag, Bochum 1993, ISBN 3-925453-16-4 (Fremdsprachen in Lehre und Forschung 13).
  • Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. 4. aktualisierte und überarbeitete Auflage. J. B. Metzler, Stuttgart u. a. 2010, ISBN 978-3-476-02335-3.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Satzlehre – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary Wiktionary: Syntax – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Trabant, Semiotik (1996), S. 69
  2. Vgl. dtv-Lexikon/Syntax
  3. Clément, Linguistisches Grundwissen, 2. Aufl. (2000); S. 44
  4. Pospiech, Syntax, in: Volmert (Hrsg.), Grundkurs Sprachwissenschaft, 5. Aufl. (2005) [ISBN 3-8252-1879-1], S. 149
  5. Vgl. Glück, Helmut (Hrsg) Metzler Lexikon Sprache. 3. Auflage. Stuttgart: J.B. Metzler Verlagsbuchhandlung, 2005, Seiten 645 sowie 651–2
  6. Vgl. Regenbogen/Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe (2005)/Syntax

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