- Accattone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß
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Filmdaten Deutscher Titel: Accattone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß Originaltitel: Accattone Produktionsland: Italien Erscheinungsjahr: 1961 Länge: 116 Min. 32 Sek.
dt. Fassung: 115 MinutenOriginalsprache: italienisch Altersfreigabe: FSK 16 (Neubewertung) Stab Regie: Pier Paolo Pasolini Drehbuch: Pier Paolo Pasolini
unter Mitarbeit der Darsteller
Dialoge: Sergio CittiProduktion: Alfredo Bini Musik: arrangiert von Carlo Rustichelli
nach Johann Sebastian BachKamera: Tonino Delli Colli Schnitt: Nino Baragli Besetzung - Franco Citti: Vittorio Cataldi
Accattone oder Vito
Stimme: Paolo Ferraro - Franca Pasut: Stella
seine neue Freundin - Silvana Corsini: Maddalena
seine alte Freundin - Adele Cambria: Nannina Nanni, Ciccios Frau, Mitbewohnerin von Accattone
- Paola Guidi: Ascenza
Ex-Frau von Accattone
Stimme: Monica Vitti - Adriana Asti: Amore
Kollegin von Maddalena
Accattone fälschlich oft Accatone (dt.: Accattone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß) ist ein italienischer Spielfilm aus dem Jahr 1961. "Accattone" ist Pasolinis erster Spielfilm, zentraler Drehort ist die Via Fanfulla da Lodi im Pigneto-Viertel sowie weitere Orte in der östlichen Peripherie der Stadt Rom. Die Handlung spielt unter den Armen einer heruntergekommenen Vorstadt von Rom. Die Schauspieler sind Laien, die aus dem Milieu stammen, das im Film dargestellt wird. Am Drehbuch haben sie (insbesondere Hauptdarsteller Franco Citti) entscheidenden Anteil.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Vittorio Cataldi (Franco Citti), genannt "Accattone" ("Bettler" oder "Schmarotzer") lebt in einer heruntergekommenen Vorstadt Roms. Nachdem er Frau und Sohn verlassen hat, verdient er als Zuhälter sein Geld. Tagsüber hängt er die meiste Zeit mit seinen Freunden herum, die dem gleichen Gewerbe nachgehen. Die Clique verbringt die Zeit mit Herumsitzen, Kartenspielen und sinnlosen Wetten.
Als Accattones einzige Hure, Maddalena (Silvana Corsini), von einem Motorrad angefahren wird, zwingt er sie, trotzdem zu arbeiten. In dieser Nacht wird sie von einer konkurrierenden Bande aus Neapel zusammengeschlagen aus Rache dafür, dass sie ihren vorherigen Zuhälter Nero Ciccio, den Freund des Anführers der Neapolitaner Salvatore (Umberto Bevilacqua), ins Gefängnis gebracht hat.
Aus Angst vor der Rache der Neapolitaner beschuldigt Maddalena Cartagine und Balilla, zwei Freunde Accattones, die mit dem Vorfall nichts zu tun haben. Wegen Verleumdung kommt sie ins Gefängnis und Accattone ist nun ohne Einkünfte. Er versucht, wieder bei seiner Ex-Frau Ascenza (Paola Guidi) unterzukommen. Diese hat für ihn jedoch nicht mehr übrig als: „Sieh zu, wie du allein fertig wirst!“. Schwager und Schwiegervater verjagen ihn. Accattone ist völlig am Ende. Für ein Spaghetti-Gericht hintergeht er seine Freunde.
Da begegnet er Stella (Franca Pasut), einer Arbeitskollegin von Ascenza. Sie scheint nicht in diese Welt zu passen, so unerfahren und anständig ist sie. Für sie stiehlt er seinem kleinen Sohn Iaio (Danilo Alleva) die Halskette. Mit dem Erlös stattet er Stella mit neuen Schuhen und einer Kette aus. Das unschuldige Mädchen verliebt sich in ihn.
Als er erfährt, dass ihre Mutter ein Hure war, schickt er auch Stella auf den Strich. Als dieser Versuch scheitert, will Accattone sein Leben ändern. Sein Bruder Sabino (Silvio Citti) vermittelt ihm Arbeit. Schon nach einem Tag merkt Accattone, dass er nicht fürs Arbeiten geschaffen ist. Nachts quält ihn ein Alptraum, in dem er die Leichen der Neapolitaner halb beerdigt sieht. Seine Freunde gehen zu seiner eigenen Beerdigung, zu der ihm selbst der Zutritt verweigert wird.
Am nächsten Tag geht er zu Balilla (Mario Cipriani), dem Chef einer Diebesbande, und bietet seine Dienste an. Zusammen mit Cartagine (Roberto Scaringella) durchziehen die beiden Rom, Ausschau haltend nach einer Beute. Da Maddalena Accattone angezeigt hat, nachdem sie von Stella erfahren hatte, werden die drei von der Polizei beobachtet. Nach erfolgtem Diebstahl greift die Polizei zu. Accattone stiehlt ein Motorrad und flieht. Verfolgt von der Polizei, dem Besitzer des Motorrads und Passanten, stößt er mit einem Lastwagen zusammen. Während er sterbend am Straßenrand liegt, sind seine letzten Worte "Jetzt geht's mir besser" ("Mo' sto bene"). Als letzten Dienst schlägt Balilla mit gefesselten Händen ein Kreuz für Accattone.
Bemerkungen
Der Film verursachte sogleich einen Skandal. Die Altersgrenze wurde auf 18 festgelegt. Viele italienische Kinos weigerten sich, ihn zu zeigen, Kinozeitschriften schwiegen ihn tot. Besonders in Rom zeigte sich Widerstand. Kinos wurden von rechten Jugendlichen gestürmt.
Nicht nur das in diesem Film aufgezeigte Elend vor den Toren der Metropolen verursachte Verärgerung, sondern auch die sakrale Inszenierung, die durch die Musik Johann Sebastian Bachs noch unterstrichen wurde. Der Kinokritiker Sandro Petraglia nannte Accattone einen "anarchischen Christus" ("cristo anarchico").
Pasolinis eigener Kommentar: "Eine hoffnungslose Tragödie, weshalb ich mir wünsche, dass nur wenige Zuschauer in der Bekreuzigung am Ende des Films ein Zeichen der Hoffnung sehen werden." ("Una tragedia senza speranza, perché mi auguro che pochi saranno gli spettatori che vedranno un significato di speranza nel segno della croce con cui il film si chiude").
Erst durch die internationale Anerkennung wurde der Film auch in Italien salonfähig. 1962 errang der Film auf dem Internationalen Filmfestival von Karlsbad (damals Tschechoslowakei) den ersten Preis für die Regie. Hauptdarsteller Franco Citti wurde 1963 beim "AFTA Film Award" in der Kategorie "Bester ausländischer Schauspieler" nominiert.
Kritiken
„Ein Meisterwerk des italienischen Films, das durch die Aufrichtigkeit der gesellschaftlichen Beobachtung überzeugt. Die naturalistischen Bilder aus der Welt des Subproletariats fügen sich jedoch über ihre Wirklichkeitsnähe hinaus zu einer modernen Passionsgeschichte, die in ihrer Verbindung von Detailtreue und utopischer Erlösungssehnsucht beeindruckt. Ein Film voller sinnlicher Kraft und gedanklicher Tiefe.“
Weitere Darsteller
Accattones Freunde
- Luciano Conti: Giorgio
Il Moicano (Der Mohikaner) - Piero Morgia: Pio
- Giovanni Orgitano: Fulvio
Lo Scucchia (Das Kinn) - Leonardo Muraglia: Mammoletto
- Renato Capogna: Renato Il Capogna
- Roberto Giovannoni: Il Tedesco (der Deutsche)
- Alfredo Leggi: Papo Hirmedo Pupo biondo
- Galeazzo Riccardi: Il Cipolla/Cipo
- Mario Cipriani: Balilla, Chef der Diebe
- Roberto Scaringella: Cartagine, einer der Diebe
- Giuseppe Ristagno: Peppe il folle
- Franco Marucci: Franco Amerigo
- Carlo Sardoni: Carlo
die Neapolitaner
- Umberto Bevilacqua: Salvatore Pagliuca
Anführer der Neapolitaner - Amerigo Bevilacqua: Amerigo Ubertino
- Sergio Fioravanti: Gennaro "Gennarino"
(in der dt. Fassung "Gennario") - Dino Frondi: Dino
- Franco Bevilacqua: Franco
- Mario Castiglione: Mario
- Tommaso Nuovo: Tommaso
andere Rollen
- Silvio Citti: Sabino, Bruder von Accattone
- Danilo Alleva: Iaio, Sohn von Accattone
- Romolo Orazi: Schwiegervater von Accattone
- Massimo Cacciafeste: Giovanni
Schwager von Accattone - Emanuele di Bari: Signor Pietro
Arbeitgeber von Accattone - Stefano D’Arrigo: Untersuchungsrichter
- Mario Guerani: Kommissar
- Enrico Fioravanti: erster Polizist
- Nino Russo: zweiter Polizist (hier als Enrico Russo)
- Elsa Morante: Alina
Mitgefangene von Maddalena - Adriano Mazzelli: Kunde von Amore
- Adriana Moneta: Margheritona
- Francesco Orazi: Priester
- Polidor: Totengräber
- Sergio Citti: Kellner
- Edgardo Siroli: Farlocco
- Renato Terra: Farlocco
- Gabriele Baldini: ?
Weblinks
- Accattone - Wer nie sein Brot mit Tränen aß in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Informationen zu Accattone auf DVD
Filme unter der Regie von Pier Paolo PasoliniAccattone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß | Mamma Roma | Der Weichkäse (Episode aus Rogopag) | Der Zorn | Gastmahl der Liebe | Ortsbesichtigungen in Palästina | Das 1. Evangelium – Matthäus | Große Vögel, kleine Vögel | Die Erde vom Mond gesehen (Episode aus Hexen von heute) | Was sind die Wolken (Episode aus Laune auf italienisch) | Edipo Re – Bett der Gewalt | Notizen für einen Film über Indien | Teorema – Geometrie der Liebe | Die Geschichte einer Papierblume (Episode aus Liebe und Zorn) | Der Schweinestall | Notizen zu einer afrikanischen Orestie | Medea | Decameron | Pasolinis tolldreiste Geschichten | Erotische Geschichten aus 1001 Nacht | Die Mauern von Sana'a | Die 120 Tage von Sodom
- Franco Citti: Vittorio Cataldi
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