- Colt Open Frame
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Der Colt Open Top im Kaliber .44 war wie die auf Metallpatronen abgeänderten Perkussionsrevolver ein Zwischenerzeugnis von Colt um rasch auf dem Markt für Hinterlader Revolver zu reagieren. Der Colt Open Top wurde 1871 und 1872 hergestellt und 1873 vom Colt Single Action Army abgelöst.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
In den 1850er Jahren meldete Rollin White sein Patent für eine komplett durchbohrte Trommel für Revolver an. Gemeinsam mit der Firma Smith & Wesson gelang es bereits Ende 1857, den ersten Revolver für Metallpatronen auf den Markt zu bringen. (Vergl. Smith & Wesson No 1)
Alle anderen Waffenhersteller waren zu dieser Zeit noch patentrechtlich gebunden und konnten ihren Kunden nur Perkussionsrevolver anbieten. Erst 1871, nach einigen Streitigkeiten wurde das Patent von Rollin White aufgehoben.
Colt Conversions
Schon vor 1870 wurde von F. Alexander Thuer, einem Ingenieur bei Colt, ein Revolver entwickelt, der Metallpatronen verschoss (Thuer-Conversion, Patente vom Sept. 15 1868; Jan. 4. 1870). Bei diesem wurden die Patronen mit leicht konischen Hülsen allerdings noch von vorne in die entsprechenden Patronenlager der Trommel eingedrückt. Durch die konische Lagerung hielten sie fest, zudem wurde das Rollin White-Patent nicht verletzt, da sich dieses auf zylindrisch gebohrte Patronenlager bezog. Die Konstruktion war sehr kompliziert und teuer und wurde in der Regel in einem Kasten mit Nachladegeräten für die Patronen und einer zusätzlichen Vorderladertrommel ausgeliefert. Gesamthaft wurden nicht mehr als 5,000 Exemplare aller Rahmengrössen und Kaliber hergestellt.
Um den Zug nicht zu verpassen brachte Colt Hinterlader-Revolver (Colt-Conversions) auf den Markt, die von seinen Ingenieuren Charles.B. Richards und William Mason auf der Basis der veralteten Perkussionsrevolver konstruiert worden waren. Die Trommel wurde hinten verkürzt um Platz für eine mit dem hinteren Teil des Rahmens verschraubte Platte zu schaffen. Diese trug bei der Richards-Conversion im Kaliber .44 Zentralfeuer die Ladeklappe, den Zündstift und das Visier. Bei der späteren Mason-Conversion trug sie nur noch die Ladeklappe. Bei der Richards-Conversion war der Hahn flach, da er auf den Zündstift schlug. Mason vereinfachte das System, er verzichtete auf den in die Platte integrierten Zündstift und befestigte diesen direkt am Hahn.
Datei:Colt Navy 61 Conversion.JPGDie U.S. Armee ließ eine Anzahl ihrer Army 1860-Revolver im Kaliber .44 nach System Richards umbauen und die U.S. Navy entschied sich für das System Mason für ihre Navy Mod. 51/61-Revolver im Kaliber .36 für Metallpatronen gleichen Kalibers .38 (neue Kaliberbezeichnung). Colt hatte noch für Jahre Teile von Perkussionsrevolvern aller Grössen und Kaliber. Die Firma änderte diese ab und verkaufte die damit hergestellten Hinterladerrevolver zu günstigen Preisen, vor allem in Mittel- und Südamerikanische Staaten. Bis 1873 wurden jedoch auch noch Perkussionsrevolver hergestellt, diese waren noch billiger. Privatbesitzer von Perkussionsrevolvern konnten diese bei Colt für wenig Geld umbauen lassen und auch Büchsenmacher im ganzen Lande boten mehr oder weniger funktionstüchtige Umbauten an.
Colt Open Top .44
1871/72 brachte Colt das Open Top Modell auf den Markt (Open Top steht für oben offen da der Rahmen nicht geschlossen war). Das Modell entsprach in grossen Teilen den von Richards-Mason umkonstruierten Revolvern, war jedoch eine Neukonstruktion im Kaliber .44 Randfeuerpatronen, selten Zentralfeuer. Deutlichstes Unterscheidungsmerkmal war das hinten auf den Lauf integrierte Visier und das Fehlen der zusätzlichen Platte hinter der Trommel, welche etwas kürzer und nicht mehr abgestuft war. Die ersten Open-Tops hatten den kurzen Navy-Griff, später den längeren Army-Griff.
Nachdem etwa 7,000 Open Top Colts gebaut waren, brachte 1873 Colt den von William Mason von Grund auf neu entwickelten Single Action Army auf den Markt und die Produktion der Open Top Modelle wurde eingestellt.
Sonstiges
Schon lange bevor Colt seine Umbauten und den Open Top auf den Markt brachte wurden Perkussionsrevolver zu Patronenrevolvern umgebaut. Hierbei waren der Fantasie der Waffenschmiede keine Grenzen gesetzt. Unzählige Patente und Versionen von mehr oder weniger brauchbaren Waffen überschwemmten den Markt. Einzig Remington brachte einen gut funktionierenden Umbausatz für seinen Remington New Model Army und auch seine kleineren Modelle auf den Markt. Hierbei konnte die Waffe durch den Austausch von Hahn und Trommel sowohl mit Perkussionszündung als auch mit Randfeuerpatronen verwendet werden. Die Patentinschrift vom 3. April 1855 auf der Trommel weist darauf hin, dass Remington für diese Abänderung von Smith & Wesson, dem Inhaber des Rollin White-Patents lizenziert war.
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