Computation Tree Logic

Computation Tree Logic

Die Computation Tree Logic (kurz CTL) ist eine Temporale Logik, die speziell zur Spezifikation und Verifikation von Computersystemen dient. Meist wird sie auch mit CTL* bezeichnet. CTL bezeichnet dann eine spezielle Teilmenge der CTL*-Formeln. Eine weitere wichtige spezielle Teilmenge von CTL* ist die Linear Temporal Logic (kurz LTL).

Wie allgemein bei temporalen Logiken geht es nicht um die Beschreibung von zeitlichen Abläufen (dies wäre die Real Time Logic), sondern um die Eigenschaften von Zuständen und deren Änderung in Systemabläufen. CTL* ist dabei eine Erweiterung der Aussagenlogik.

Inhaltsverzeichnis

Syntax und Semantik

Atomare Aussagen

(siehe auch den Abschnitt "Umgangssprachliche Einleitung" im Artikel Aussagenlogik)

Ausgangspunkt sind Eigenschaften von Zuständen. Ist AP eine Menge von atomaren Aussagen (Behauptungen), so ist jedes Element p von AP eine Zustandsformel. Jedes p von AP ist eine Abbildung von der Zustandsmenge in die Menge der Wahrheitswerte {Wahr, Falsch}. Man sagt ein Zustand s erfüllt ein p aus AP genau dann, wenn p(s) = W.

Boolesche Operatoren

Aus den atomaren Formeln können nun aussagenlogische Formeln konstruiert werden. Durch den einstelligen Operator \neg und die zweistelligen Operatoren \wedge,\vee,\Rightarrow,\iff, können wie bei der Aussagenlogik üblich neue Formeln im Sinne von NICHT, UND, ODER, IMPLIKATION und ÄQUIVALENZ gebildet werden.

Temporaloperatoren

Statt einzelner Zustände kann man nun unendliche Folgen solcher Zustände betrachten und darauf eine Semantik definieren. Die bisher definierten Formeln werden von einem Pfad erfüllt, wenn der erste Zustand des Pfades sie erfüllt. Diese Formeln werden nun durch die einstelligen Operationen X für den unmittelbar folgenden Zustand (englisch: neXt state), F für einen irgendwann folgenden Zustand (englisch: some Future state), G für alle folgenden Zustände (englisch: Globally) sowie die beiden zweistelligen Operator U für bis zum Erreichen des Zustands (englisch: Until) und R (englisch: Release) erweitert. Selten definiert man zusätzlich noch die Vergangenheitsformen P für vorheriger, (englisch: previous), O für war einmal (englisch: once), B für war immer (englisch: always been) und S für seit (englisch: since).

Pfade erfüllen diese Formeln nun genau dann, wenn (umgangssprachlich)

  1. ihr nächster Zustand ϕ erfüllt (X ϕ),
  2. irgendein Folgezustand ϕ erfüllt (F ϕ),
  3. alle Zustände ϕ erfüllen (G ϕ),
  4. ϕ gilt, bis ein Folgezustand erreicht wird, an dem ψ erfüllt ist (ϕ U ψ),
  5. ψ gilt bis (einschließlich) zu dem Zustand, an dem ϕ erfüllt ist (ϕ R ψ).

Für eine gegebene Folge von Zuständen x_0, x_1, x_2, \ldots sind die Operatoren formal wie folgt definiert:

  1. Xϕ : = Die Formel ϕ erfüllt x_1, x_2, \ldots,
  2. Fϕ : = Es gibt ein i\geq 0, so dass die Formel ϕ für x_i, x_{i+1}, \ldots erfüllt ist,
  3. Gϕ : = Für alle i\geq 0 erfüllt ϕ den Pfad x_i, x_{i+1}, \ldots,
  4. ϕUψ : = Es gibt ein i\geq 0, so dass ϕ für x_0, x_1, \ldots , x_{i-1} erfüllt ist, und ψ erfüllt x_i, x_{i+1}, \ldots,
  5. ϕRψ : = Es gibt einen Zustand xi, so dass ψ für x_0, x_1, \ldots , x_i erfüllt ist, und ϕ x_i, x_{i+1}, \ldots erfüllt.

Für F, G und U gilt die Prämisse "Zukunft schließt Gegenwart mit ein", d.h. wird eine Formel in einem der folgenden Zustände erfüllt, so gilt das auch für den Startzustand. Die bis hier definierten Formeln bilden die sogenannten Pfadformeln und die schon oben erwähnte Linear Time Temporal Logic.

Pfadquantoren

Statt Pfaden können auch Bäume von Zuständen betrachtet werden, die in jedem Zweig unendlich tief sind. Zu einer Pfadformel kann man mit den Quantoren E für entlang (mindestens) eines Pfades (englisch: exists) und A für entlang aller Pfade (englisch: always) Zustandsformeln gewinnen. Ein Baum erfüllt E ϕ genau dann, wenn es in diesem beginnend bei der Wurzel einen Pfad gibt, der ϕ erfüllt. Ein Baum erfüllt A ϕ genau dann, wenn jeder bei der Wurzel beginnende Pfad ϕ erfüllt.

Die so definierte Logik bildet nun CTL*.

Die Teilmenge CTL

Zu dieser Logik kann man noch eine Teilmenge definieren, die man wie schon oben erwähnt CTL nennt. Diese entstehen, wenn jeder Temporaloperator durch genau einen Pfadquantor quantifiziert wird. CTL wird also aus den atomaren Zustandsaussagen, den booleschen Operatoren und Paaren von Pfadquantor und Temporaloperator (in dieser Reihenfolge) gebildet. Die Aussagenlogik wird also um die Operatoren erweitert:

  • EX ϕ (in (mind.) einem nächsten Zustand gilt ϕ),
  • EF ϕ (in (mind.) einem der folgenden Zustände gilt ϕ),
  • EG ϕ (es gibt (mind.) einen Pfad, so dass ϕ entlang des ganzen Pfades gilt),
  • E[ϕ U ψ] (es gibt einen Pfad für den gilt: bis zum ersten Auftreten von ψ gilt ϕ),
  • AX ϕ (in jedem nächsten Zustand gilt ϕ),
  • AF ϕ (man erreicht immer einen Zustand, der ϕ erfüllt),
  • AG ϕ (auf allen Pfaden gilt in jedem Zustand ϕ) und
  • A[ϕ U ψ] (es gilt immer ϕ bis zum ersten Auftreten von ψ).

Sollen diese Operatoren als Ausgangspunkt für eine Fixpunktbestimmung genutzt werden, so genügt es die Zahl der Operatoren durch Umformungen auf diese drei zu begrenzen:

  • EXϕ
  • EGϕ
  • EϕUψ

Dies ist der Fall, weil folgende Äquivalenzen gelten:

  •  AX \phi \equiv \neg EX (\neg \phi)
  •  EF \phi \equiv E ((true) U \phi)
  •  AG \phi \equiv \neg EF \neg \phi
  •  AF \phi \equiv \neg EG \neg \phi
  •  A (\phi U \psi) \equiv \neg E (\neg \psi U (\neg \phi \wedge \neg \psi)) \wedge \neg EG \neg \psi
  •  A (\phi R \psi) \equiv \neg E (\neg \phi U \neg \psi)
  •  E (\phi R \psi) \equiv \neg A (\neg \phi U \neg \psi)

Literatur

  • Clarke, Grumberg, Peled: Model Checking. MIT Press, 2000. ISBN 0-262-03270-8
  • Rohit Kapur: CTL for Test Information of Digital ICS, Springer, 2002, ISBN 1-402-07293-7
  • B. Berard, Michel Bidoit, Alain Finkel: Systems and Software Verification. Model-Checking Techniques and Tools.: Model-checking Techniques and Tools. Springer, 2001, ISBN 3-540-41523-8
  • M. Huth and M. Ryan: Logic in Computer Science - Modelling and Reasoning about Systems. Cambridge, 2004, ISBN 0-521-54310-X

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Computation tree logic — Computation tree logic (CTL) is a branching time logic, meaning that its model of time is a tree like structure in which the future is not determined; there are different paths in the future, any one of which might be an actual path that is… …   Wikipedia

  • Computation Tree Logic* — Die Computation Tree Logic (kurz CTL) ist eine Temporale Logik, die speziell zur Spezifikation und Verifikation von Computersystemen dient. Meist wird sie auch mit CTL* bezeichnet. CTL bezeichnet dann eine spezielle Teilmenge der CTL* Formeln.… …   Deutsch Wikipedia

  • computation tree logic — noun A particular modal logic of branching time with operators next , globally , finally or eventually , until , and weak until . Syn: computational tree logic, CTL …   Wiktionary

  • Computational tree logic — Computation tree logic (CTL) is a branching time logic, meaning that its model of time is a tree like structure in which the future is not determined; there are different paths in the future, any one of which might be an actual path that is… …   Wikipedia

  • Category:Logic in computer science — Logic in computer science is that branch of mathematical logic which is approximately the intersection between mathematical logic and computer science. It contains: Those investigations into logic that are guided by applications in computer… …   Wikipedia

  • Logic programming — is, in its broadest sense, the use of mathematical logic for computer programming. In this view of logic programming, which can be traced at least as far back as John McCarthy s [1958] advice taker proposal, logic is used as a purely declarative… …   Wikipedia

  • Linear temporal logic — Lineare temporale Logik (LTL oder Linear temporal logic) ist ein Modell temporaler Logik mit zeitlichen Modalitäten. In LTL, können Formeln über die Zukunft von Pfaden aufgestellt werden, wie dass eine Bedingung irgendwann wahr wird, eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Temporal logic — In logic, the term temporal logic is used to describe any system of rules and symbolism for representing, and reasoning about, propositions qualified in terms of time. It is sometimes also used to refer to tense logic, a particular modal logic… …   Wikipedia

  • Linear Time Temporal Logic — Die Computation Tree Logic (kurz CTL) ist eine Temporale Logik, die speziell zur Spezifikation und Verifikation von Computersystemen dient. Meist wird sie auch mit CTL* bezeichnet. CTL bezeichnet dann eine spezielle Teilmenge der CTL* Formeln.… …   Deutsch Wikipedia

  • Modal logic — is a type of formal logic that extends classical propositional and predicate logic to include operators expressing modality. Modals words that express modalities qualify a statement. For example, the statement John is happy might be qualified by… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”