Corps Hannovera zu Göttingen

Corps Hannovera zu Göttingen
Wappen des Corps von 1848

Das Corps Hannovera Göttingen ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Es vereint Studenten und ehemalige Studenten der Georg-August-Universität Göttingen.

Die Corpsmitglieder werden „Göttinger Hannoveraner“ genannt oder – unter Anspielung auf die Mützenfarbe - „Rote Hannoveraner“.

Inhaltsverzeichnis

Couleur

Pfeifenkopf mit Wappen des Corps (ca. 1840-44) mit Traditionsband rot-blau-rot

Hannovera hat die Farben „rot-blau-gold“ mit goldener Perkussion. Dazu wird von den Aktiven eine kleine rote Mütze („Hinterhauptcouleur“) getragen. Inaktive und Alte Herren tragen daneben auch Biedermeiermützen.

Ursprünglich hatte das Corps Hannovera als Landescorps die Farben „rot-blau-rot“, die vom hannöverschen Kernland Calenberg übernommen wurden. Ab 1820 trat das Gold, wohl abgeleitet aus der Perkussion, als dritte Farbe unter dem Einfluss der Trikolore hinzu[1] und die Constitution von 1832[2] gibt die Farben mit Scharlachroth-Kornblumenblau-Gold an. Der jeweils amtierende Senior der Hannovera trägt noch das alte rot-blau-rote Band als Traditionsband zusätzlich zum Hannoveranerband. Dieses wird aber in Wappen noch bis etwa 1844 geführt. Erst 1848 wird die heute gültige Form des Wappens erreicht.

Wie bei allen Corps des Göttinger Seniorenconvents tragen auch die Füchse bei Hannovera kein Fuchsenband.

Der Wahlspruch lautet „Nunquam retrorsum, fortes adiuvat fortuna!“ (deutsch: „Niemals zurück, den Tapferen hilft das Glück!“)[3].

Der Zirkel des Corps zeigt ein H für Hannovera verschlungen mit den Buchstaben v, c und f für vivat circulus fratrum Hannoverae (lat. Es lebe der Kreis der Brüder Hannoveras!).

Geschichte

Das Corps Hannovera wurde am 18. Januar 1809 von Studenten der Universität Göttingen gestiftet, die zu der Zeit nach dem Verständnis von Lehrenden und Studierenden trotz der Französischen Besetzung nach wie vor die Landesuniversität des Kurfürstentums Hannover war. Es ist die älteste Göttinger Verbindung seiner Art.

Göttinger Hannoveraner 1773

Das Corps stand zunächst in der Tradition der 1735 mit Gründung der Universität entstandenen Hannöverschen Landsmannschaft[4] und rekrutierte sich überwiegend aus den adligen und hübschen Familien Hannovers, die auch die Beamtenschaft des Kurfürstentums stellten. Die Angehörigen dieser Landsmannschaft trugen an der Universität in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zur Unterscheidung von anderen durch Stammbuchblätter belegt rot-blaue Uniformen.[5]

Die jungen Corps waren Anfang des 19. Jahrhunderts, wie auch schon ihre Vorgänger des 18. Jahrhunderts, dem Misstrauen und der Verfolgung durch die Universitätsbehörden ausgesetzt. So musste bereits im September 1809 eine Gruppe von Hannoveranern Göttingen verlassen. Sie gründeten in Heidelberg eine weitere Hannovera[6], die als Filialcorps bis zur Suspension 1813 in engem Kartellkontakt mit dem Göttinger Muttercorps Bestand hatte. Aufgrund der Verfolgungssituation der Corps in den damals ohnehin politisch sehr unruhigen Verhältnissen ist dieser Zeitraum nur durch wenige und in Archiven weit verstreute Unterlagen nachvollzogen und die Mitgliederliste streckenweise aufgrund von Widmungen auf Pfeifenköpfen aus Porzellan rekonstruiert worden.

Im Zuge der nach den Karlsbader Beschlüssen einsetzenden verschärften Verfolgung der Verbindungen wurde das Corps mehrfach von den staatlichen Behörden des Königreichs verboten und bestand dann jeweils insgeheim und nach außen als Hannoveraner Clubb oder Kneipe der Hannoveraner auftretend kontinuierlich fort. Der Anteil der Ausländer[7] am Mitgliederbestand belief sich nach den Wirren der Befreiungskriege und angesichts der behördlichen Verfolgungen in der Zeit von 1815 bis 1848 erstaunlicherweise auf fast 2 %. Etwa um 1827 wandelte sich das Corps von der Zusammensetzung seiner Mitglieder her zu einer Verbindung des Bürgertums. Die Rolle des Landescorps für die Familien des niedersächsischen Adels übernahm zu diesem Zeitpunkt das Corps Lunaburgia, das sich im wesentlichen aus den Absolventen der Ritter-Akademie in Lüneburg rekrutierte[8]. Im Jahr 1848 vereinigten sich die Hannoveraner mit dem von Heinrich Alexander Pagenstecher gestifteten Corps Hanseatia. Seither führt das Corps Hannovera im Wappen neben dem Sachsenross das Hamburger Tor zur Welt und den Lübecker Reichsadler. Das Prinzip der engen Cantonierung und Rekrutierung der Mitglieder überwiegend aus den welfischen Gebieten wurde endgültig aufgegeben und das Einzugsgebiet im wesentlichen auf ganz Nord- und Westdeutschland ausgeweitet. In der Zeit des Progress spaltete sich dann aus der Hannovera das spätere Corps Teutonia Göttingen als Progressverbindung ab.

Ab etwa 1850 verlief die Geschichte des Corps in Göttingen in ruhigen Bahnen. Bullerjahn und Ausflüge der Studenten in die Umgebung (Mariaspring) prägten das Leben der Korporationen mit der Unterbrechung des Ersten Weltkrieges, bis die Göttinger Krawalle das Verbot der Studentenverbindungen im Dritten Reich auch in Göttingen ankündigten. Siehe auch den Hauptartikel Geschichte der Studentenverbindungen.

Der vom Dachverband und der Reichsstudentenführung geforderte „kollektive“ Ariernachweis aller Corpsbrüder wurde am 12. Oktober 1935 im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Studentenverbindungen dadurch vermieden, das der Altherrenverband des Corps Hannovera sich auflöste und alle Alten Herren aus dem Corps austraten. Kurz darauf mussten auch alle aktiven Corps in Göttingen am 31. Oktober 1935 den Betrieb einstellen. Erst 1939 konnte als Tarnorganisation eine Kameradschaft gegründet werden, die die Tradition der Hannovera während des Krieges bis 1945 fortführte, verbotene Mensuren focht und deren Mitglieder größtenteils nach dem Ende des Krieges in das Corps übernommen wurden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte unter starken Auflagen die Wiederzulassung als Lizenzverbindung Hannoverscher Club durch die Britische Militärregierung und erst 1949 die Rekonstitution als Corps. Angehörige des Corps Hannovera nahmen im Zusammenhang mit der Wiedereinführung der Mensur in Westdeutschland im Göttinger Mensurenprozess eine tragende Rolle ein.

Am 28. Juli 1953 wurde dem Corps Hannovera durch die Universität für zwei Semester wegen „Farbentragens in der Öffentlichkeit“ die Lizenz als studentische Vereinigung entzogen. Diese Maßnahme wurde auf Klage des Corps am 8. Juli 1954 durch das Verwaltungsgericht Hannover aufgehoben. Das Gericht merkte in den Entscheidungsgründen an: Weder der Staat noch die Universität haben die Befugnis, den einzelnen Studierenden oder studentische Vereinigungen hinsichtlich der verfassungsmäßigen Grundrechte unter ein Ausnahmerecht zu stellen. Das Farbentragen verletzt aber weder die Rechte anderer noch verstösst es gegen das Sittengesetz oder die verfassungsmäßige Ordnung.[9]

Verbandszugehörigkeit

Couleur des Corps Hannovera Göttingen: Studentenmütze (oben), Corpsburschenband in rot-blau-gold (links) und Traditionsband des Seniors rot-blau-rot

Hannovera gehört zu den Unterzeichnern des ersten Göttinger SC-Comments vom 2. April 1813. Der Göttinger Senioren-Convent besteht heute aus sechs Kösener Corps.[10]

Das Corps ist seit Gründung des Verbandes im Jahre 1848 Mitglied im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV).

Durch die Kartellabschlüsse mit den Corps Lusatia Leipzig (1849) und Teutonia Marburg (1858) begründeten die drei Corps gemeinsam das Goldene Kartell.

Aufgrund der Struktur seiner Verhältnisse zu anderen Corps, insbesondere aufgrund der Zugehörigkeit zum ehemaligen Goldenen Kartell als dem Kernkartell des Blauen Kreises, wird das Corps Hannovera zum „Blauen Kreis“ innerhalb des KSCV gezählt. Ältestes Kartell ist seit 1846 das Corps Palatia-Guestphalia in Freiburg. In Würzburg besteht ein Kartell mit dem Corps Nassovia. Darüber hinaus ist Hannovera mit den Corps Isaria München, Rhenania Tübingen und Suevia Heidelberg befreundet. Weiterhin unterhält das Corps Hannovera seit über 100 Jahren ein Freundschaftsverhältnis zur Forstakademischen Gesellschaft Freia Hann. Münden zu Göttingen.

Bekanntestes Mitglied

Bismarck 1836

des Corps Hannovera war Otto von Bismarck, der in Göttingen einige seiner wildesten Jugendjahre[11] zugebracht hat und auch den Göttinger Karzer für 11 Tage näher kennenlernen durfte, wovon sein an der Tür hinterlassenes Graffito noch heute zeugt. Die zweite Göttinger Studentenwohnung des Conseniors, das Bismarckhäuschen am Leine-Kanal kann noch heute mit zeitgenössischer Einrichtung am Stadtwall besichtigt werden. Beide Göttinger Studentenwohnungen Bismarcks sind durch Göttinger Gedenktafeln kenntlich gemacht. Es gibt nach Auffassung weniger Historiker aber auch Hinweise darauf, dass sich am Ende seiner Studienzeit das Verhältnis zum Corps eingetrübt hätte. [12] Eine Auseinandersetzung wurde nach dieser Meinung vermieden, weil das Corps im Herbst 1833 von der Göttinger Universitätsleitung suspendiert wurde und Bismarck Göttingen verlassen hatte.[13]

Als er als Reichskanzler und ehemaliger Reichskanzler sich der Verehrung ganz Deutschlands und besonders der deutschen Corpsstudenten erfreute, hat er sich auch immer wieder zu seinem Corps bekannt („Kein Band hält so fest wie dieses.“[14]). Diese Aussage wird durch den Briefwechsel mit seinen Coätanen eindrucksvoll bestätigt[15].

Die Kösener Corpsstudenten errichteten Bismarck zu seinem 80. Geburtstag 1895/1896 das so genannte Jung-Bismarck-Denkmal auf einem Gelände vor der Rudelsburg bei Bad Kösen, dem jährlichen Treffpunkt der Kösener Corps. Es war das einzige von ungezählten Bismarck-Denkmälern Deutschlands, das ihn nicht als gereiften Würdenträger in steifer Pose zeigte, sondern als jungen Mann in legerer, ja fast lümmelnder Haltung. Natürlich mit Corpsband um die Brust und einem studentischen Korbschläger in der Hand, zu seinen Füßen sein Hund Ariel. Der Entwurf[16] des Bildhauers Prof. Norbert Pfretzschner war stark umstritten, aber von Bismarck selbst gut geheißen.

Bismarcks Göttinger Kommilitone John Lothrop Motley verarbeitet die Bekanntschaft in seinem Roman Morton's Hope, or the Memoirs of a Provincial (1839), in dem er Bismarck als Vorbild für die Romanfigur des Otto v. Rabenmark wählt.

weitere bekannte Hannoveraner

Name Beruf Rezeption Anmerkungen Abbildung
Kloß, Georg Mediziner 1809 seit 1808 imm. Mitstifter des Corps am 18. Januar 1809; Begründer der Geschichtsschreibung der Freimaurerei in Deutschland
Jacobi, Carl Politiker 1809 seit 1808 imm. Mitstifter des Corps am 18. Januar 1809; Kriegsminister des Königreichs Hannover.
Feder, Karl August Ludwig Philologe 1809 seit 1797 als Kind imm. Professor u. Hofrat, Prinzenerzieher Ludwigs III. und Karls von Hessen-Darmstadt
Schulze, Ernst Dichter 1809 seit 1806 imm. Befreiungskämpfer gegen Napoleon; Dichter der Romantik
Gagern, Friedrich von Militär 1810 Badischer General und Befehlshaber der Truppen des Deutschen Bundes im Badischen Aufstand, erschossen vor Beginn des Gefechts von Kandern, 1848 (siehe auch Heckerzug)
Eilers, Gerhard Politiker 1812 Pädagoge und preußischer Kulturpolitiker im Ministerium Eichhorn
Oberdieck, Georg Pomologe 1812 seit 1812 imm. Mitautor des Standardwerkes Illustriertes Handbuch der Obstkunde (9 Bände)
Volger, Wilhelm Pädagoge 1812 seit 1812 imm. Direktor des Realschulzweigs des Johanneum Lüneburg und Historiker
Hahn, Heinrich Wilhelm Unternehmer 1814 seit 1814 imm. Verlagsbuchhändler und Verleger der Monumenta Germaniae Historica
Christiani, Rudolf Politiker 1815 seit 1815 imm. Der „Mirabeau der Lüneburger Heide"
Arnswaldt, August von Literat 1815 seit 1815 imm. Verfasser theologischer Schriften und vermeintlicher Liebhaber von Annette von Droste-Hülshoff
Wendland, Heinrich Ludolph Botaniker 1817 seit 1817 imm. Hofgärtner der Herrenhäuser Gärten
Guischard von Quintus Icilius, Heinrich Politiker 1818 seit 1818 imm. Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung; Amtmann in Fallingbostel
Malortie, Carl Ernst von Politiker 1823 seit 1823 imm. Minister des Königlichen Hauses in Hannover; Verfasser des Kochbuches Das Menue
Schele, Eduard von Politiker 1823 seit 1823 imm. Minister und Ministerpräsident des Königreichs Hannover, Generalpostmeister der Reichspost des Fürsten von Thurn und Taxis
Stromeyer, Louis Mediziner 1823 seit 1823 imm. Chirurg und Generalarzt,
Teilnehmer der Schlacht bei Langensalza. Seine Göttinger Studentenwohnung bei Superintendent Krause am Albanikirchhof 9 ist durch eine Göttinger Gedenktafel kenntlich gemacht.
Grote, Hermann Numismatiker und Heraldiker 1827 seit 1824 imm. Mitstifter bei der Rekonstitution 1827
Bacmeister, Georg Politiker 1827 seit 1823 imm. Mitstifter und Senior des Corps bei der Rekonstitution 1827. Innenminister des Königreichs Hannover
Kestner, Hermann Mäzen 1830 Komponist. Enkel von Charlotte Kestner und Begründer des Kestner-Museums in Hannover, Ehrenbürger der Stadt.
Dammers, Carl Otto Politiker 1830 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung; Amtsrichter in Syke
Frederich, Eduard Mediziner 1831 Arzt, Autor, Historienmaler und Zeitungsherausgeber
Bismarck, Otto von Politiker 1832 Preußischer Ministerpräsident, Reichsgründer und -kanzler
Lichtenberg, Carl Kirchenjurist 1837 Präsident des Hannoverschen Landeskonsistoriums
Roscher, Wilhelm Oekonom 1837 Nationalökonom und Begründer der Historischen Schule
Brüel, Ludwig Politiker 1837 Reichstagsabgeordneter der Deutsch-Hannoversche Partei (Welfenpartei)
Blixen-Finecke, Carl Frederik von Politiker 1840 Dänischer Minister des Auswärtigen und für Schleswig in der Regierung unter C. E. Rotwitt
Volger, Otto Geologe 1843 Hochschullehrer an der ETH Zürich, später Tätigkeit am Forschungsinstitut Senckenberg und Gründer des Freien Deutschen Hochstifts
Bennigsen, Rudolf von Politiker 1843 Reichstagsabgeordneter und Oppositionsführer der Nationalliberalen Partei, Oberpräsident der Provinz Hannover
Pagenstecher, Heinrich Alexander Mediziner und Zoologe 1844 Stifter des Corps Hanseatia Göttingen. Gründer des Naturhistorischen Museums in Hamburg
Pernice, Hugo Karl Anton Mediziner 1848 Gynäkologe und Hochschullehrer an der Universität Greifswald
Barkhausen, Friedrich Wilhelm Kirchenjurist 1850 Oberkirchenrat und Mitglied des Preußischen Herrenhauses
Berlin, Rudolf Mediziner 1854 Augenarzt und Rektor der Universität Rostock
Heeren, Hermann von Diplomat 1855 Ministerresident der Freien Hanseatischen Städte Bremen, Hamburg und Lübeck am Kaiserlich französischen Hof in Paris
Herwig, Walter Jurist 1857 Förderer der Deutschen Hochseefischerei und Begründer der Meereskunde
Bockenheimer, Jakob Hermann Chirurg 1859 Gründer der ersten chirurgischen Privatklinik in Frankfurt am Main
Christen, Hermann von Politiker 1861 Landrat und Reichstagsabgeordneter (Freikonservative Partei)
Scharlach, Julius Politiker 1863 Wirtschaftsanwalt und Kolonialunternehmr
Brauer, Arthur von Politiker 1865 Ministerpräsident (Staatsminister) des Großherzogtums Baden
Wölfing, Max Theologe 1867 Feldpropst des kaiserlichen Heeres und der Marine
Schnitzler, Richard von Unternehmer 1876 Bankier und Mäzen
Heinrichs, Adolf Politiker 1876 Regierungspräsident von Lüneburg und Unterstaatssekretär im Preußischen Innenministerium
Kapp, Wolfgang Politiker 1878 Generallandschaftsdirektor und Putschist (Kapp-Putsch)
Bennigsen, Adolf von Landrat 1879 Landrat des Kreise Springe, der letzte Hannoveraner, der an den Folgen eines Pistolenduells (1902) verstarb
Schröder, Theodor Politiker 1879 Sozial- und Kommunalverbandspolitiker, Ehrenbürger der Stadt Kassel.
Heraeus, Wilhelm Unternehmer 1881 Industrieller der Gründerzeit (Heraeus GmbH)
Bumiller, Theodor Forschungsreisender 1884 Forschungsreisender und Wegbegleiter des Afrikaforschers Hermann von Wissmann
Abegg, Wilhelm Politiker 1896 Staatssekretär im preußischen Innenministerium und Begründer des modernen preußischen Polizeirechts
Mumm von Schwarzenstein, Alfons Diplomat 1903 Nachfolger von Kettelers in Peking, später Botschafter des Deutschen Reiches in Tokio
Albrecht, Helmuth Politiker 1907 Reichstagsabgeordneter der DVP und Bergwerksdirektor in Unternehmen der Kali-Industrie
Kühl, Axel Werner Theologe 1912 Pastor der Bekennenden Kirche in Lübeck
Conring, Hermann Politiker 1913 Bundestagsabgeordneter der CDU
Heraeus, Wilhelm Heinrich Unternehmer 1919 Großindustrieller (Heraeus GmbH)
Schmidt, Hermann Physiker 1919 Hochschullehrer, Begründer der Kybernetik in Deutschland
Wilhelmi, Hans Politiker 1919 Bundestagsabgeordneter der CDU und Bundesminister
Uhink, Werner Geodät 1920 Hochschullehrer im Zeitmessinstitut Potsdam
Pohle, Wolfgang Politiker 1922 Rechtsanwalt, Industrieller und Bundestagsabgeordneter der CDU/CSU
Lüthy, Herbert Physiker 1935 Schweizer Biophysiker und Hochschullehrer
Schroedel-Siemau, Hermann von Unternehmer 1955 Verleger (Hermann Schroedel Verlag) und Verlagsbuchhändler

Hannovera Heidelberg (1809-1813)

In der Heidelberger Zeit des Corps waren ausschließlich in Heidelberg aktive und später bekannt gewordene Mitglieder des Corps: Johann Schloifer, der erste konstitutionelle Ministerpräsident des Großherzogtums Oldenburg; Alexander von Dusch - Badischer Außenminister-, Karl Ludwig Roeck[17] und Johann Joachim Friedrich Torkuhl - beide später Bürgermeister der Hansestadt Lübeck - und Theodor Rehbenitz - Zeichner im Kreis der Nazarener.

Sozialstruktur

Im Ergebnis einer bereits 1958 erstmals veröffentlichten vergleichenden Untersuchung zur Sozialstruktur[18] sind die Hauptberufsgruppen der Mitglieder des Corps wie folgt ermittelt worden (in Klammern die prozentuale Verteilung der bei Untersuchung lebenden Mitglieder): Verwaltungsjuristen 20% (12,8%), Ärzte 18,7 % (25%), Justiz 16% (25%), Landwirte 11 % (12,8%), Rechtsanwälte 10,6 % (11,3), Pfarrer 4,4 % (0,9 %), Naturwissenschaftler 3,8 % (8,9 %), Offiziere 3,5 % (0 %), kaufmännisch 4,7 % (8,3 %).

Literatur

  • Franz Stadtmüller (Hrsg.): Geschichte des Corps Hannovera zu Göttingen 1809 - 1959. Göttingen 1963.
  • Franz Stadtmüller (Hrsg.): Vom jungen Bismarck - Briefwechsel mit seinem Corpsbruder Gustav Scharlach (1833-53). Wolfgang Krüger Verlag, Hamburg 1966.
  • Kurt Heinrichs: Göttinger Hannoveraner im Dienste des Königs von Hannover. In: Einst und Jetzt 1969, S. 176 ff.
  • Hans-Günter Heym: Bismarck und wir, Der Hundertjährige Reichsgründungstag, ein Geschichtsrückblick in Publikationen, Corps Hannovera, Göttingen 1971
  • Rainer Assmann: Constitution der Hannovera (1832). In: Einst und Jetzt Sonderband 1988 Die Constitutionen der Corps III, S. 61-67.
  • Rainer Assmann: Hannovera Göttingen - Rhenania Tübingen. In: Einst und Jetzt 1991, S. 151 ff.
  • Joachim Stoermer (Hrsg.): Geschichte des Corps Hannovera zu Göttingen 1959 - 1994. Göttingen 1996.
  • Jonathan Green: Armed and Courteous, Financial Times magazine, 3. Januar 2004.

Quellen und Anmerkungen

  1. Stadtmüller: Hannovera S. 338
  2. abgedruckt bei Assmann, Constitutionen der Corps III, S.61 ff
  3. Terentius, vgl. Lateinische Sprichwörter und Fortes fortuna adiuvat
  4. Später bedeutend gewordene Mitglieder der Hannöverschen Landsmannschaft waren der Reformkanzler Karl August von Hardenberg, Albrecht Thaer, Adolph Freiherr Knigge, Johann Anton Leisewitz
  5. Vgl. Abb. aus: Hans-Georg Schmeling: Göttingen im 18. Jahrhundert. Katalog Göttingen 1987, S. 168
  6. Stadtmüller, S. 41-49
  7. Herkunftsländer: Dänemark (ohne Schleswig-Holstein und Lauenburg), England, Niederlande, Russland, Schweden, USA
  8. Stadtmüller: Hannovera S.101 mit Fn.73
  9. Stadtmüller: Geschichte des Corps Hannovera zu Göttingen, S. 323
  10. Der SC besteht aus den Kösener Corps Brunsviga, Curonia, Hannovera, Hildeso-Guestphalia, Saxonia und Teutonia-Hercynia sowie einem der beiden Weinheimer Corps am Platz.
  11. Volker Ullrich: Lump oder der erste Mann Preußens. in: ZEIT Campus 03/2007
  12. So der marxistische Bismarck-Historiker Ernst Engelberg: Bismarck. Urpreuße und Reichsgründer. Akademie-Verlag XVI, Berlin 1985 Seite 92; Das Archiv und die überlieferten Conventsprotokolle geben für diese These keinen Beleg, vgl. Stadtmüller: Corpsgeschichte …
  13. Erich Marcks, Bismarck, eine Biographie, 18. Aufl., Stuttgart/Berlin 1940, S.77f; Vgl. hierzu die vorherige Anm. und den in der Literatur zitierten lebenslangen Briefwechsel mit seinen Corpsbrüdern
  14. Am 27. April 1895 in Friedrichsruh, vgl. Stadtmüller: Hannovera S. 119 mwN
  15. Stadtmüller:Bismarck; auch: Otto v. Bismarck: Gedanken und Erinnerungen; Originale zum Teil im Besitz der Otto-von-Bismarck-Stiftung
  16. Entwurf nach einer Zeichnung (1834) von Bismarcks Vetter Gustaf von Kessel. Vgl. Stadtmüller: Hannovera S.401 mwN
  17. Sein Brief aus Heidelberg an seinen Jugendfreund Friedrich Overbeck vermittelt den Einblick in die damalige Gedankenwelt eines Studenten der Rechte, siehe komm. Volltext im Wikisource-Projekt: s:de:Karl Ludwig Roeck an Friedrich Overbeck, 1810.
  18. G. Chr. Hirsch: Sozialstruktur zweier Corps als Anhang bei Assmann:Hannovera Göttingen - Rhenania Tübingen

Weblinks


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