- Ad-hoc-Hypothese
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Eine Ad-hoc-Hypothese (lateinisch-altgriechisches Mischwort) ist eine Hilfshypothese, die ad hoc, also für einen Einzelfall aufgestellt wird, um Beobachtungen oder kritischen Argumenten zu begegnen, welche die angegriffene Theorie widerlegen könnten.
Auch in der Naturwissenschaft werden junge Theorien oft durch solche Annahmen gestützt. Berühmte Beispiele sind die fitzgerald-lorentzsche Kontraktionshypothese, mit welcher der negative Ausgang des Michelson-Morley-Experiments erklärt werden sollte; und Einsteins kosmologische Konstante, die eine aus seiner Theorie hervorgehende Expansion bzw. Kontraktion des Universums verhindern sollte. Paul Feyerabend widmet in seinem kritischen Standardwerk über Wissenschaftstheorie, Wider den Methodenzwang, das 8. Kapitel ausführlich der Ad-hoc-Hypothese. Er meint darin: „Die Ad-hoc-Hypothesen verschaffen neuen Theorien eine Atempause, und sie deuten die Richtung der zukünftigen Forschung an.“
Naturwissenschaftliche Beispiele
- Max Planck begründete mit der Ad-hoc-Annahme, dass die physikalische Wirkung nur in Vielfachen eines Wirkungsquantums auftreten kann, die Quantentheorie.
- Bei seiner Formulierung des Atommodells stellte Niels Bohr das Postulat auf, dass die Elektronen bei der Radialbeschleunigung auf ihren Kreisbahnen keine Strahlung abgeben.
- Das kontinuierliche Spektrum des Beta-Zerfalls wurde von Wolfgang Pauli durch die Ad-hoc-Hypothese der Existenz eines bis dahin unbeobachteten und masselosen Elementarteilchens, des Neutrinos, erklärt.
Literatur
- Karl Popper: Logik der Forschung. 11 Auflage. Mohr Siebeck, Tübingen 2005, ISBN 3-16-146234-3.
- Paul Feyerabend: Wider den Methodenzwang (Against Method. Outline of an Anarchistic Theory of Knowledge). Mohr Siebeck, Frankfurt 1975, ISBN 3-518-28197-6.
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